Angermund Kein Martinszug durch Angermund

Angermund · In diesem Jahr wurde nur ein Martinsfest auf dem Schulgelände gefeiert. Probleme mit der Verkehrssicherheit und fehlende Besinnlichkeit waren die Gründe.

 Die Kinder in Angermund mussten auf ihre Tour durch den Stadtteil verzichten. Stattdessen drehten sie mit ihren Laternen Runden auf dem Schulhof.

Die Kinder in Angermund mussten auf ihre Tour durch den Stadtteil verzichten. Stattdessen drehten sie mit ihren Laternen Runden auf dem Schulhof.

Foto: jana bauch

Die Anwohner der Strecke, entlang der sonst der St. Martinszug durch Angermund zieht, warteten gestern vergeblich auf singende Kinder und Laternen. "Wir bedauern das sehr, und auch meine Kunden haben sich darüber sehr traurig gezeigt", sagt Andrea Lindenlaub, Vorsitzende von Handwerk & Handel Angermund. Sie hat ihre Buchhandlung an der Angermunder Straße, die immer zum Zugweg gehörte. Abgesagt worden war der Zug, an dem bis zu 1500 Menschen teilnehmen, vor allem aus Sicherheitsgründen. So hatten sich im letzten Jahr mehrere Autofahrer rücksichtslos und gefährlich verhalten.

"Die Sicherheit der Kinder konnte nicht mehr gewährleistet werden, weil Autofahrer schon losfuhren, obwohl der Zug noch nicht vorübergezogen war", schreibt Martina Schwenk, Leiterin der Friedrich-von-Spee-Schule und gleichzeitig die Vorsitzende des Angermunder Martinsvereins, in einem Elternbrief. Hinzu kam, dass man mit der Gestaltung des Zuges nicht mehr zufrieden war. "Unser Zug verlor an Besinnlichkeit. Die Kinder mit ihren Laternen standen nicht mehr im Vordergrund. Die Schulklassen verloren sich in den Menschenmengen. Keiner konnte hören, dass die Kinder sangen", sagt Schwenk.

Dass die Sicherheit der Kinder Vorrang hat, können die Angermunder verstehen. "Wir sind zwar für das Bewahren von Traditionen, aber die Kinder dürfen nicht gefährdet werde", sagt Tim A. Küsters, Vorsitzender der KG "De 11 Pille". Viele hätten sich aber gewünscht, dass rechtzeitig und gemeinsam an einer Lösung gearbeitet worden wäre. "So eine Veranstaltung durchzuführen ist eine riesige Verantwortung, aber ich glaube, wir hätten eine Möglichkeit dafür gefunden", sagt Lindenlaub. Schließlich sei der Martinszug immer eine gute Gelegenheit gewesen, im Ort gesellig zusammenzukommen. "Wir sind bei den Überlegungen nicht miteinbezogen worden", sagt Bezirksdienstbeamte Stefan Sell. Üblicherweise würde die Polizei einen Zug vorne und hinten sichern und dabei oft auf die Hilfe der örtlichen Feuerwehren zurückgreifen.

In Angermund wurde gestern statt einem Zug eine Martinsfeier organisiert, die sich nur auf dem Schulgelände abspielte. Dort blieben die Schüler zunächst klassenweise unter sich, aßen gemeinsam Weckmänner und lauschten der Martinsgeschichte. Die Eltern und interessierte Bürger kamen später dazu. Sie konnten den ausschließlich von den Schülern gestalteten Zug und die Martinsgeschichte im Außenbereich der Schule verfolgen.

Zuschauerin Heike Vierzig hat das aber nicht so gut gefallen. "Ich finde es auch für die Kinder schade, wenn die Traditionen so kaputt gehen. Die Sicherung des Zuges klappt sonst. Das darf kein Argument sein." Und auch die Angermunder, die schließlich für das Martinsfest spenden würden, kämen zu kurz. Auch mehrere Schüler der Klasse 4a waren sich einig, dass sie lieber über die Straße gezogen wären. "Die Feier war zwar schön, aber der Weg diesmal viel zu kurz." "Wir hoffen, dass es nächstes Jahr aber wieder einen Zug durch den Ort geben wird", sagt Babette de Fries von der Angermunder CDU.

(brab)
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