Benrath Awo sucht Ehrenamtler für Flüchtlinge

Benrath · Vor drei Jahren war die Welle der Hilfsbereitschaft für geflüchtete Menschen groß. Doch inzwischen ist sie abgeebbt. Die Arbeiterwohlfahrt, die im Stadt-Süden drei große Unterkünfte betreibt, sucht dringend Helfer.

 In einem Gewerbegebiet an der Kappeler Straße steht eine der drei Unterkünfte, die die Arbeiterwohlfahrt im Düsseldorfer Süden betreut. Klaus Hanraths und Asta von Schenck engagieren sich ehrenamtlich.

In einem Gewerbegebiet an der Kappeler Straße steht eine der drei Unterkünfte, die die Arbeiterwohlfahrt im Düsseldorfer Süden betreut. Klaus Hanraths und Asta von Schenck engagieren sich ehrenamtlich.

Foto: Andreas Endermann

Es ist drei Jahre her, da trafen auch in Düsseldorf hunderte geflüchteter Menschen mit Bussen ein, sie lebten in provisorischen Unterkünften Bett an Bett ohne Privatsphäre, Kleidung. Sie kamen mit fast leeren Händen, was überall riesige Spendenaktionen in Gang brachte. Seinerzeit engagierten sich unzählige Ehrenamtliche mit Empathie und Enthusiasmus für die geflüchteten Menschen. Sie bauten Betten, sortierten Kleider, verteilten Speisen, spielten mit den Kindern- der Hilfebedarf war gigantisch. Das war 2015.

Inzwischen ist das letzte große Zelt abgebaut, in der Flüchtlinge lebten. Ehrenamtliche werden aber nach wie vor gebraucht und wieder gesucht. "Wir haben einen guten Grundstock, aber es kommen keine Neuen mehr hinzu", erklärt Susanna Schön, Koordinatorin für ehrenamtliche Helfer bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Irgendwie sei es ein wenig wie "aus den Augen aus dem Sinn." Die Flüchtlinge leben in eher verborgenen Container-Dörfern und selten in ihrer eigenen Wohnung - denn selbst wenn sie anerkannt sind und sich eine eigene Bleibe suchen könnten: Der Düsseldorfer Wohnungsmarkt gibt das nicht her.

Der Hilfebedarf sei keineswegs geringer geworden, er habe sich nur verändert, berichtete die Awo-Mitarbeiterin. Klaus Hanraths nickt wissend. "Ich mache etwas Absonderliches, ich sortiere Papier", sagt der Benrather, der seit der ersten Stunde hilft. Bei vielen Flüchtlingsfamilien füllen die Folgen der Bürokratie meist mehrere Tüten. Bei Bedarf müssen jedoch Asylantrag oder Widerspruch, das Attest vom Arzt oder ein übersetztes Zeugnis schnell zur Hand sein - dafür sorgt Klaus Hanraths. Außerdem unterstützt er die Jüngsten bei den Hausaufgaben. "Die Kinder sind nach der Schule ganz schön geschafft; trotzdem stehen sie vor der Türe und warten auf mich", erzählt der Benrather, der sich in der Containerunterkunft an der Kappeler Straße engagiert, und freut sich darüber.

Asta von Schenck hat sich auf ein sehr persönliches Terrain begeben und die Patenschaft für eine fünfköpfige syrische Familie übernommen. Sie habe die Mutter der Familie nach einem Vorgespräch bei der Awo getroffen. "Das war ein bisschen wie eine Wundertüte, doch wir sind uns auf Anhieb sympathisch gewesen", sagt die Patin. Bei einer Patenschaft geht's um ganz viele Dinge des alltäglichen Lebens. Mal sei Hilfe nötig, um einen Handyvertrag zu kündigen, ein anderes Mal bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Ganz oft reichten viel Herz und ein offenes Ohr, sagt von Schenck.

Wertschätzung ist ein Thema auf beiden Seiten. Für viele Flüchtlinge herrscht keine unmittelbare Not mehr. Doch um wirklich hier bei uns anzukommen, braucht es mehr als das Vermitteln von Know-how für den Alltag. "Wenn du zeigst, ich bin an dir als Mensch interessiert, dann macht es Klick", sagt Asta von Schenck. Mit dem Auszug der anerkannten Flüchtlinge aus der Unterkunft gingen meist soziale Kontakte verloren, deshalb seien Patenschaften und Vernetzung wichtig. Die Balance zwischen Solidarität, Engagement und Abgrenzung mussten beide Ehrenamtliche Lernen. "Wenn man erwartet, dass sich jemand genau so und nicht anders entwickelt, brennt man aus", ist sich Asta von Schenck sicher. Das Beste sei es, sich als Helfer entbehrlich zu machen und als Freund erhalten zu bleiben. "Wir können nur den Weg aufzeigen, gehen müssen die Menschen selbst", sagt von Schenck.

(bgw)
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