Benrath Benrather feiern 100 Jahre Dankeskirche

Benrath · Am Pfingstsonntag 1915 wurde das Gotteshaus eingeweiht. Präses Manfred Rekowski predigte im Festgottesdienst.

 Trost spenden und erfahren - auch das gehört zu den zentralen Aufgaben einer Gemeinde. Präses Manfred Rekowski sprach darüber in der Dankeskirche, die am Pfingstsonntag ihren 100. Geburtstag feierte.

Trost spenden und erfahren - auch das gehört zu den zentralen Aufgaben einer Gemeinde. Präses Manfred Rekowski sprach darüber in der Dankeskirche, die am Pfingstsonntag ihren 100. Geburtstag feierte.

Foto: Olaf Staschik

Georg Gerstenberg hatte am Sonntag alle Hände voll zu tun, die Festschriften zum großen Jubiläum der Dankeskirche zu verteilen. Jeder Gast wollte eine haben, manche sogar zwei - im Auftrag derjenigen, die nicht selbst zum Festgottesdienst kommen konnten. Etwa ein Jahr lang hat Gerstenberg Informationen über die 100 Jahre alte Dankeskirche zusammengetragen und hatte am Ende wesentlich mehr Material beisammen als in dem rund 100-Seiten starken Heft Platz finden konnte. Der historische Bogen reicht vom Beginn der Verhandlungen über einen Kaufvertrag im Jahr 1911 über die Anschaffung von neuen Glocken in den 1950er Jahren bis hin zur Sanierung der Fassade 2011.

 Auch die Jungen und Mädchen aus der evangelischen Kindertagesstätte Calvinstraße gratulierten ihrer Gemeinde.

Auch die Jungen und Mädchen aus der evangelischen Kindertagesstätte Calvinstraße gratulierten ihrer Gemeinde.

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Doch die Geschichte der Dankeskirche ist nicht nur die Geschichte eines Gebäudes, es ist vor allem auch die Geschichte der Menschen aus der Gemeinde. Dass sie Trost erfahren sollen, darum ging es in dem von Manfred Rekowski, dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, geleiteten Festgottesdienst. Ganz so wie Dorothea Blume. Sie hat ihr Leben lang Halt im Glauben gefunden: Die Seniorin geht in die Dankeskirche, seit sie vier Jahre alt ist, in wenigen Tagen wird sie 93. "Ich ging immer sehr gerne in den Kindergottesdienst. Als Jugendliche war ich dann abwechselnd beim Gottesdienst für Erwachsene und für Kinder", erinnert sie sich. Der Glaube hat in ihrer Familie immer eine zentrale Rolle gespielt, ganz besonders während des Krieges. Blume erinnert sich genau daran, wie sie 1941 mit ihrer Mutter im Keller saß, als die Bomben fielen. Sie kannten die Abstände, in denen die Bomben abgeworfen wurden und zählten die Einschläge. Nach dem siebten ahnten sie: Die nächste wird uns treffen. Die Mutter betete Psalm 91 - sehr passende Worte für die Situation: "Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen" und "Denn der Herr ist deine Zuversicht; der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen", heißt es darin unter anderem. "Die achte Bombe wurde nicht ausgelöst, der erwartete Einschlag blieb aus", erzählt die engagierte Christin.

Nach diesem Erlebnis war sie der Kirche noch enger verbunden als zuvor. Auch während ihres Studiums in Bonn und den Jahren als Lehrerin in Leverkusen hielt sie stets Kontakt zu ihrer Heimatgemeinde in Benrath. Als sie in Rente ging, hatte sie wieder mehr Zeit, sich zu engagieren. Sie leitete eine Frauengruppe, trug Gemeindebriefe aus, besuchte ältere Menschen. "Für viele Alleinstehende war ich Ansprechpartner. Manche haben mich um Rat gefragt, andere mir ihre Nöte anvertraut." Und manchmal waren es die ganz normalen Dinge des Alltags, mit denen sie Gemeindegliedern eine Freude machen konnte: "Ich bin auch schon mal spontan mit einkaufen gegangen, als eine Frau sich ein neues Kleid kaufen wollte." Familie und Freunde wissen: An ihren runden- und halbrunden Geburtstagen will Dorothea Blume keine Geschenke. Stattdessen bittet sie alle fünf Jahre um Spenden für die Dankeskirche, mal für eine Flöte, mal für einen Brunnen im Kindergarten.

Die Dankeskirche - nicht nur für Dorothea Blume ist sie eben deutlich mehr als ein Gebäude.

(RP)
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