Benrath Dauerbeschallung von der Autobahn 59

Benrath · Heute ist das erste Treffen der Bürgerinitiative "Lärmschutz Paulsmühle". Die drei Gründungsmitglieder hoffen auf weitere Mitstreiter.

 Elke Nowak (v.l.), Helge Kappert und Hermann Schüller wohnen nicht weit entfernt von der Autobahn. Sie fühlen sich massiv gestört vom Lärm. Für ihre Bürgerinitiative "Lärmschutz Paulsmühle" suchen sie noch Mitstreiter.

Elke Nowak (v.l.), Helge Kappert und Hermann Schüller wohnen nicht weit entfernt von der Autobahn. Sie fühlen sich massiv gestört vom Lärm. Für ihre Bürgerinitiative "Lärmschutz Paulsmühle" suchen sie noch Mitstreiter.

Foto: Günter von Ameln

In Reih und Glied stehen in der Siedlung Am Mönchgraben schmucke Bungalows. Der Blick geht ins Grüne, die Vögel zwitschern. Da es sich um ein Wohngebiet handelt, beschränkt sich der Fahrzeugverkehr auf Anlieger und Anlieferer. Eine Idylle - wäre da nicht diese permanente Geräuschkulisse von der A 59. Dagegen machen jetzt drei Anwohner mobil, die die die Bürgerinitiative "Lärmschutz Paulsmühle" gegründet haben. Heute Abend hoffen sie bei einem Info-Veranstaltung weitere Mitstreiter zu finden.

Einer der drei ist Hermann Schüler. Er wohnt seit mehr als 40 Jahren dort und das gerne, wäre da nicht der Lärm von der Autobahn. "Es ist lauter geworden", sagt er. Auch woran das liegt, meint er zu wissen: "Der aufgeschüttete Wall zur Autobahn ist abgesackt." Früher, sagt er, habe man von der Siedlung aus nichts sehen können, inzwischen könne er auf die Dächer der Lastwagen blicken.

Nicht alle haben es so gut wie Elke Nowak, in deren Haus nun dreifachverglaste Fenster eingebaut wurden: "Damit ich ruhig schlafen kann." Täglich pendelt sie nach Köln, wo sie arbeitet, und hat dabei einen weiteren Auslöser der erhöhten Lärmbeschallung ausgemacht: "Ich stehe inzwischen viel öfter im Stau." Denn auch der Verkehr auf der A59 hat stark zugenommen.

Schon bei Tag herrscht in der Siedlung ein Dauer-Geräusch, ähnlich eines Tinnitus. Bei diesem Lärm spielen die Kinder in der vor zwei Jahren erweiterten Kita der Kirchengemeinde St. Cäcilia. Für den Ausbau wurden Bäume gefällt, was nun an dieser Stelle für noch mehr Lärm sorge, sagen die Anwohner. Wie auch Pfingstorkan "Ela" Bäume zerstört habe. Bernd Löchter, Sprecher des Landesbetriebs Straßen, räumt im Gespräch mit der RP mit der Annahme auf, dass belaubte Bäume Lärm schlucken: "Bäume bieten keinen Schallschutz." Die Info, dass der rund drei Meter hohe Lärmschutzwall, der aus den 1980er Jahren stammt, abgesackt sein soll, ist beim Landesbetrieb noch nicht angekommen. Löchter rät den Betroffenen, einen formlosen Antrag an seine Behörde zu stellen, mit der Bitte, die aktuellen Lärmwerte zu ermitteln. "Wir werden dann tätig", sagt der Sprecher, lässt dabei aber offen, wie schnell das geht: "Der Lärmschutz hat an Bedeutung zugenommen und wir bekommen immer mehr solcher Anfragen."

Auch Helge Kappert ist in der Initiative aktiv. Sie hat fleißig Unterschriften gesammelt. Über 200 sind es inzwischen von Anwohnern Am Wald und Am Mönchgraben. Was sie sich wünschen, ist die Unterstützung der Politik. Die hat dem Trio geraten, sich mit der Lärmschutz-Initiative "Wersten aktiv" in Verbindung zu setzen. Für Helge Kappert war das zunächst ein Schlag vor den Bug: "Herr Schunk sagte mir, dass sie schon seit 20 Jahren gegen die Lärmbelastung kämpfen." Einen Teilerfolg haben die Werstener vor wenigen Tagen errungen: Tempo 60 statt 80 gilt auf der Werstener Straße stadtauswärts inzwischen bis zur A46. Das mindert den Lärm um rund zwei Dezibel für die Siedlung rund um den Brassertweg.

Allerdings hatte die Initiative auch schon Rücksckläge zu verkraften. So wurde das Tempolimit von 80 Stundenkilometer auf der Fleher Brücke vom Gericht wieder gekippt. Grund war, dass die Stadt keine Begründung gefunden hatte, mit der sie die Bezirksregierung von der Wiederaufnahme der Tempokontrollen hätte überzeugen können. Auch die Mitglieder der Paulsmühler Initiative erhoffen sich in einem ersten Schritt ein nächtliches Tempolimit. Auf der A59 gilt in diesem Bereich keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Lärmbelästigung trifft alle Anlieger - von Hassels, Am Schönenkamp über Benrath, Corelli-Viertel bis nach Garath und Hellerhof. In der für Garath zuständigen Bezirksvertretung (BV) hatte die CDU 2012 den Antrag gestellt, dass die Stadt sich mit den Behörden mit dem Ziel in Verbindung setzt, die Lärmbelastung durch zeitliche Tempobeschränkung - 100 km/h zwischen 22 und 6 Uhr - zu mindern. Mitte September 2014 hatte sich die Stadt mit der Bezirksregierung und dem Landesbetrieb Straßen getroffen. Das Ergebnis: Die Bezirksregierung lehne weiterhin die nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung im Bereich Düsseldorf-Süd ab, informierte die Stadt.

Begründung: Zum einen der Zeitverlust für Pkw-Fahrer, zum anderen die "geringe schalltechnische Entlastung", da die Laster maximal 80 km/h fahren dürfen. Rein rechnerisch würde sich der Lärm dadurch um gerademal 1,5 Dezibel reduzieren. Wörtlich heißt es in der Antwort der Verwaltung für die Politik: "Das Argument, dass damit für die Betroffenen ein Entgegenkommen signalisiert würde, konnte die Bezirksregierung nicht folgen." Weiter heißt es: Einen Anspruch auf Lärmsanierung gebe es nicht, da die Werte unter 70 Dezibel am Tag und 60 in der Nacht lägen. Mittelfristig wurde der Stadt die Erneuerung der Fahrbahndecke in Aussicht gestellt. Auch das ist eine Forderung der Initiative "Lärmschutz Paulsmühle": "Mit Flüsterasphalt wären die Fahrzeuge leiser", sagt Hermann Schüller.

Im städtischen "Masterplan Lärm" ist seit Jahren der Bau einer Lärmschutzwand in den A59-Abschnitten Hassels Am Schönenkamp und Schwarzer Weg aufsgeführt. Als weitere Maßnahmen hat die Stadt aufgelistet: offenporige Asphaltschichten sowie eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Doch umgesetzt ist davon bisher nichts.

(RP)
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