Düsseldorf Der Arzt, dem auch die Affen vertrauen

Düsseldorf · Chirurg Claus Franke hat erfolgreich einen Orang-Utan aus dem Wuppertaler Zoo operiert.

 Claus Franke ist Mediziner aus Leidenschaft und Familientradition. Und er hat auch ein Herz für Tiere.

Claus Franke ist Mediziner aus Leidenschaft und Familientradition. Und er hat auch ein Herz für Tiere.

Foto: Andreas Bretz

Dass er Chirurg wird, hätte man voraussehen können. Schließlich waren auch Claus Frankes Vater und Großvater Ärzte. Dass er seine Fähigkeiten mal auf ein anderes Lebewesen als einen Menschen verwendet, war etwas schwerer vorherzusagen. Denn dass Humanmediziner Tiere operieren, ist selten. Aber Franke, Chefarzt des Sana Krankenhauses in Benrath, hat das mit seinem Team schon einige Male getan. Und er würde es wieder tun: "Für uns ist das jedes Mal eine total spannende Erfahrung."

2001 fragte ihn Arne Lawrenz, Tierarzt und inzwischen Direktor des Zoos Wuppertal, ob er helfen könne: Nangai, ein junger Silberrücken, war krank. Gemeinsam operierten sie den Gorilla. Doch wie sich herausstellte, litt das Tier unter so starkem Befall mit Fuchsbandwurm, dass nichts zu machen war. Nangai starb wenige Wochen später.

2010 war dann Orang-Utan Sanda dran. Die Ursache der Krankheit konnte nicht gefunden werden, bei der Obduktion fanden die Ärzte einen entzündeten Blinddarm.

2013 operierte Franke zusammen mit Lawrenz den Gorilla Vimoto. Bei diesem Tier ergab die Operation aber keine neuen Erkenntnisse, es erholte sich schnell wieder. Für Claus Franke ein Ansporn.

Am vergangenen Samstag war es wieder soweit: Im Affenhaus des Zoos Wuppertal operierte Franke die Orang-Utan-Dame Cheemo an der Gebärmutter. Und zwar mit einem Aufwand, der Menschen-OPs kaum nachsteht. Einen Oberarzt, eine OP-Schwester und einen Anästhesisten hatte Claus Franke mitgebracht, um im Zweifel für alles gewappnet zu sein: dass plötzlich Blutungen auftreten, dass Cheemo die Narkose nicht verträgt. Denn nach der letzten Betäubung hatte sie stark halluziniert und sich selbst verletzt. Auch jede Menge sterile Instrumente und Tücher hatte seine Klinik ihm als Spende mitgegeben. "Am Ende hatten wir dort fast Krankenhaus-Bedingungen", sagt Franke, und weist darauf hin, dass es im Krankenhaus ohnehin die gefährlicheren, weil resistenten Keime gebe.

In einer zweistündigen Operation entfernten die Ärzte den riesigen Tumor und auch gleich den Blinddarm - eine Lektion aus dem Fall Vimoto. Alles lief gut, auch die Narkose vertrug Cheemo ohne Probleme.

Sein Verhältnis zu Tieren hätten die OPs nicht verändert, sagt der gebürtige Marburger, der in Heidelberg Medizin studierte. "Aber es fasziniert mich, wie ähnlich Menschenaffen anatomisch uns Menschen sind."

Cheemo ist inzwischen schon wieder auf den Beinen. Davon hat sich Franke Mitte der Woche selbst in Wuppertal überzeugt. "Sie hing schon wieder am Gerüst", sagt er. "Affen haben eben doch ein anderes Schmerzempfinden als wir Menschen." Auch die OP-Nähte haben gehalten. Für den Düsseldorfer Arzt ein Zeichen, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

(hpawl)
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