Benrath Ehrenamtler fühlen sich allein gelassen

Benrath · Mitglieder der Gemeinde St. Cäcilia und Privatmann Hans Jürgen Watty sammeln seit rund vier Monaten Sachspenden für Flüchtlinge. Diese wollten sie in einem Container auf dem Gelände lagern. Doch die Stadt will das nicht.

 Diesen Container mit einer Größe von rund 14 Quadratmetern teilen sich zwei Flüchtlinge. Platz für persönliche Möbel gibt es hier nicht. Außerdem gibt es an der Benrodestraße Gemeinschaftsküchen- und -duschen.

Diesen Container mit einer Größe von rund 14 Quadratmetern teilen sich zwei Flüchtlinge. Platz für persönliche Möbel gibt es hier nicht. Außerdem gibt es an der Benrodestraße Gemeinschaftsküchen- und -duschen.

Foto: Günter von Ameln

Eine Information der Bezirksverwaltungsstelle 9 an die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer im Stadtbezirk hat beim Pfarrgemeinderat der katholischen Gemeinde St. Cäcilia für Verstimmung gesorgt. Die Verwaltung hatte mitgeteilt, dass sie entschieden habe, dass eine Lagerung von Sachspenden für Flüchtlinge außerhalb der Unterkünfte erfolgen und die Ausgabe ausschließlich privat (ehrenamtlich oder kirchlich) oder über die Sozialkaufhäuser organisiert werden soll.

Das habe sich vor vier Monaten beim ersten Runden Tisch zur ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe im Benrather Rathaus noch anders angehört, sagt Klaus Thören, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates: "Die städtische Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch hat mir auf der Info-Veranstaltung für den Container-Standort Schimmelpfennigstraße noch gesagt, dass das geregelt werde." Doch dass diese Regelung nun so aussieht, davon waren die Spendensammler bei St. Cäcilia nicht ausgegangen.

Auf die Spenden-Aufrufe der Gemeinde hatte es eine enorme Resonanz gegeben. "Eine Garage und eine untere Etage in einem Haus sind voll mit all den Dingen, die die Flüchtlinge benötigen", sagt Christel Arndt, die sich mit Feuereifer in diese Aufgabe gestürzt hat.

Auch bei Hans Jürgen Watty, der Sachspenden sammelt, quillt das zur Verfügung stehende Lager langsam aber sicher über. Kleidung nimmt er schon gar nicht mehr an, sondern lediglich Hauswaren wie Töpfe, Pfannen und Besteck. Zum 1. September muss er die Fläche räumen, die er derzeit nutzt. Wer gar Möbel spenden will, den verweist er an die Caritas. Die verkaufen für kleines Geld Möbel für Bedürftige im "Kaufhaus Wertvoll" an der Völklinger Straße. Jeder Asylbewerber bekommt von der Stadt Leistungen, die ungefähr in der Höhe des Hartz-IV-Satzes liegt.

Derzeit sieht die Verteilung der Spenden in der Flüchtlingsunterkunft an der Benrodestraße so aus, dass die Ehrenamtler zu den beiden Vormittag-Ausgabezeiten mit drei bis sechs mit Tüten und Kartons vollgepackten Autos fahren, erst alles aus- und hinterher alles einpacken, was nicht gebraucht wird, und wieder im Auto abtransportieren.

"Das übernehmen alles wir Rentner, da die meisten jüngeren Leute zu diesen Zeiten ja noch arbeiten", sagt Arndt. Sie sieht sowohl ihr Engagement als dass der Spender von der Stadt nicht ausreichend gewürdigt. Bezirksverwaltungsstellenleiter Nils Dolle rechtfertigt die Entscheidung der Stadt damit, dass die Stadt alle Standorte gleich behandeln und nicht in Benrath Fakten schaffen wolle, in dem man hier einen Container auf dem Gelände aufstellt. Natürlich spielen auch die Kosten dabei eine Rolle. Düsseldorf gibt in diesem Jahr für die Unterbringung der Flüchtlinge rund 20 Millionen Euro aus.

Hintergrund dieser Entscheidung ist auch, dass die Stadt nicht garantieren könne, dass sich an allen Standorten ausreichend um die Sortierung und der Pflege der Spenden gekümmert werde. "Wir haben nicht überall so viele engagierte Ehrenamtler wie im Stadtbezirk 9", unterstreicht Miriam Koch. Deswegen habe man sich generell dafür entschieden, dass an den Standorten keine Spenden gelagert würden. Sie warb gestern im RP-Gespräch um mehr "zielgerichtete und bedarfsorientierte Spenden."

Dass man für diese Entscheidung vier Monate gebraucht hat, nimmt Thören der Stadt übel: "Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir doch gar keine Spendenaufrufe gestartet." Er verweist außerdem darauf, dass die Stadt doch durch die Unterstützung der Ehrenamtler jede Menge Geld spare. Außerdem habe die Gemeinde der Stadt angeboten, selber Geld beim Erzbistum Köln für die Miete eines Containers zu organisieren. Doch auch das hat die Stadt abgelehnt. Für die Flüchtlingshelfer in der katholischen Gemeinde ein Unding. In Gerresheim beispielsweise wurde eine ehemalige Kita als Lager und Ausgabestelle hergerichtet. "Wir haben uns auch schon um Räumlichkeiten in Benrath bemüht, aber nichts gefunden", sagt Klaus Thören.

In wenigen Tagen muss die Gemeinde einen ihr zur Verfügung gestellten Lageraum räumen. "Ich befürchte, dass ich die Spenden zur Flüchtlingshilfe nach Gerresheim bringen muss oder zu den Trägern Diakonie oder Caritas." Diesen Schritt kann Christel Arndt allerdings nur mit einem schlechten Gewissen gegenüber den ganzen Spendern machen: "Da täte mir echt das Herz weh." Und so hofft sie nun darauf, dass sich doch noch eine Lösung für dieses Problem findet.

(RP)
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