Benrath Ein Rätsel der Schloss-Palme ist gelöst

Benrath · Selten hat das Verschwinden einer Plastikpalme für so viel Wirbel gesorgt. Zwischenzeitlich stand sie im Garten eines Zwölfjährigen, bevor sie "entwendet" wurde. Als Ausgleich hinterließen die Diebe dafür eine andere Plastikpalme.

 Tom Bachon mit seiner neuen Plastikpalme vor dem Benrather Schloss. Hinten sieht man noch ein wenig von der alten Palme.

Tom Bachon mit seiner neuen Plastikpalme vor dem Benrather Schloss. Hinten sieht man noch ein wenig von der alten Palme.

Foto: Anne Orthen

Die Benrather hatten Mitte Januar sich längst an den Anblick der Plastikpalme auf der leeren Insel im Schlossweiher gewöhnt, als sie mit einem Mal weg war. Schuld war Tom Bachon. Er fand die Palme Anfang Februar auf dem Heimweg am Rande des Weihers schwimmend und nahm sie kurzerhand mit nach Hause. "Ich bin dort mit dem Bus entlang gefahren, sah die Palme und hab' sie später mit meinem Fahrrad abgeholt", sagt der Zwölfjährige.

"Dabei hatte ich noch Glück. Zwei Mädchen, die vor mir da waren, durften die Palme nicht mitnehmen. Das hatten ihre Eltern verboten. Netterweise hatten sie sie für mich schon aus dem Wasser geholt", meint er lächelnd. Anschließend verschwand die Palme. Über mehrere Wochen lagerte sie im Garten von Toms Eltern. Die waren zunächst dagegen und wollten, dass er sie wieder zurückbringt. "Dagegen habe ich mich aber sehr gewehrt. Ich wollte nicht, dass sie in falsche Hände gerät", erzählt er.

Was dann folgte, hätte auch ohne Weiteres in einem Kriminalroman stehen können. Morgens sah Tom Fußspuren im Garten und fand eine kleine Plastikpalme. Nicht etwa die, die er aus dem Weiher geholt hatte, sondern ein kleineres Exemplar. Am Plastikstamm klebte ein Zettel. "Dort stand, dass die Palme aus dem Weiher ein Geburtstagsgeschenk sei und zurück auf die Insel müsse", sagt er. "Zum Ausgleich haben mir die Unbekannten dann die kleinere Palme da gelassen."

Wer die Originalpalme aus dem Garten entwendet hat, ist bis heute unklar. Fest steht, dass Tage zuvor ein paar Jungs bei Bachons geklingelt haben und Tom sprechen wollten. "Die müssen unsere komplette Wohnstraße abgeklappert haben, um die Palme zu finden", meint Tom. Angst habe er aber nicht gehabt. Die neue Palme behält er als Andenken. "Sie ist zwar etwas kleiner als die alte, aber auch nicht schlecht", meint Tom, der derzeit die sechste Klasse einer Gesamtschule besucht.

Der Hintergrund der Plastikpalme ist ihm indes sehr bewusst. Ob die kleine Insel nun aber künftig eine Weide, Pappel oder Palme ziert, das sei ihm ziemlich egal. "Ich finde, dass die große Palme mal wieder aufgepustet werden könnte", meint er. Eine luftleere Vorstellung würde seine Palme sicherlich nicht abgeben, achte er doch stets darauf, dass diese genug Luft habe.

Zum ersten Mal wurde die Plastikpalme Mitte Januar auf der Insel gesichtet. Bis dato gibt es viele Spekulationen, wer sie dort hingebracht hat und was sie bezwecken soll. Dass die Palme zwischenzeitlich nicht mehr an ihrem Platz stand, sorgte im Stadtteil fast für genauso viel Furore wie das Umkippen der Trauerweide.

Eines haben die Unbekannten jedoch erreicht: Die Palme ist über die Grenzen Benraths hinaus zum Gesprächsthema geworden und gehört für viele Benrather Bürger inzwischen genauso zum Alltagsbild, wie das Schloss. Selbst das Gartenamt hat dies erkannt und hatte der Palme mit Druckluft letztens sogar zu neuer Standfestigkeit verholfen. Luft, an der es dem Plastikbaum auf der Weiherinsel momentan fehlt.

(RP)
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