Benrath Eine modische Zeitreise auf dem Marktplatz

Benrath · Zum 111. Geburtstag des Benrather Marktes wurde bei Kaiserwetter am Samstag gefeiert. OB Thomas Geisel hing im Flieger fest.

 1905 ging es in der Kleidung sehr klassisch zu: Die Damen zwängten sich in Korsettkleider und trugen große Hüte. Männer trugen Zylinder.

1905 ging es in der Kleidung sehr klassisch zu: Die Damen zwängten sich in Korsettkleider und trugen große Hüte. Männer trugen Zylinder.

Foto: Anne Orthen

Besonders für jene Benrather, die schon seit vielen Jahrzehnten in Benrath wohnen, war am Samstag eine kleine Zeitreise möglich. Denn zum 111. Geburtstag des Benrather Marktes fand dort eine rund einstündige Modenschau mit Stücken aus dem Kleiderfundus "Akki" statt.

Präsentiert wurden Outfits aus den verschiedenen Epochen. Modisch ganz klassisch ging es im Jahr 1905 zu. Die Damen zwängten sich in enge Korsettkleider samt übergroßem Hut. Alltagstauglich war das kaum. Anders sah es schon zehn Jahre später aus. Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung wurde die Kleidung zweckmäßige und Erfindungen wie der Straßenbahn oder der Rolltreppe angepasst. Bei den Männern war zu dieser Zeit deutlich der Hang zum Militarismus zu sehen. Der Zylinder wurde in dieser Zeit gegen die Pickelhaube getauscht, der Anzug gegen eine Militäruniform. In den 1920er Jahren war es mit dem Korsett dann endgültig vorbei. Es wurde ausgiebig gefeiert, das spiegelte sich auch in freizügig, verruchter Mode wider.

Viele Besucher nickten zustimmend mit dem Kopf, als die Darsteller Outfits aus den 70er und 80er Jahren präsentierten - die waren vielen aus ihrer eigenen Jugend noch geläufig. Während die einen vergnügt schmunzelten, flüsterten andere leicht schockiert Sätze wie: "Sowas hatten wir damals an?"

Für Karin Fuchs von der Benrather Marktinitiative ist das Konzept voll aufgegangen. Denn mit der Modenschau konnten die Initiatoren viele Besucher erreichen und zugleich auf charmante Art den Zeitwandel auf und rund um den Markt darstellen sowie auf aktuelle Probleme aufmerksam machen.

Denn mit dem Fest sollte besonders die Verwaltung daran erinnert werden, dass seit einem Jahr ein von der Bezirksvertretung (BV) 9 einstimmig unterstützter Antrag vorliegt, der die Umgestaltung des Platzes beinhaltet. Der Markt war in den vergangenen Jahren immer wieder Thema in der Politik. Ob Toilette, Bepflanzung oder Präsenz der Marktbeschicker. Vieles liegt in den Augen der Benrather im Argen. Eine gute Gelegenheit für die Mitglieder der BV 9 mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Dafür hatten sie eigens einen kleinen Stand aufgebaut. Zuspruch für die Umgestaltung gab es neben den Mitgliedern der BV auch von Marlies Richter. "Die Idee finde ich richtig gut", sagt sie. Und auch das Fest habe ihr gefallen. "Ich bin zufällig vorbei gekommen und dann einfach stehen geblieben, als ich den roten Teppich sah", sagt sie und lobt die Idee. Besonders gefallen haben ihr die Kleider aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und der 1920er Jahre. "Damals waren die Leute anscheinend immer sehr schick angezogen, selbst, wenn sie nur zum Markt gingen, das gefällt mir", sagt sie. Sie könne sich aber nicht vorstellen, sich in ein Korsett zu zwängen, um ein paar Pfund Kartoffeln zu kaufen. Aber damals sei das halt so üblich gewesen. Neben der Modenschau gab es auf einer Bühne noch musikalische Unterhaltung. Oberbürgermeister Thomas Geisel schaffte es hingegen wegen der Verspätung seines Fluges aus Moskau nicht mehr nach Benrath.

Viele Besucher blieben noch bis in den Abend und genossen die Sonne und das ein oder andere Getränk und sorgten so für eine besondere Atmosphäre auf dem Platz im Herzen Benraths.

(maxk)
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