Stahlwerk in Benrath - Dokumentation Historischer Zeitungsartikel von der Grundsteinlegung

Benrath · Am 18. Juni 1953 berichtete das Benrather Tageblatt von der Grundsteinlegung des Breitband-Walzwerks Capito & Klein am Vortag. Wir dokumentieren den historischen Artikel im Wortlaut.

Am 18. Juni 1953 berichtete das Benrather Tageblatt von der Grundsteinlegung des Breitband-Walzwerks Capito & Klein am Vortag. Wir dokumentieren den historischen Artikel im Wortlaut.

Grundstein zum Breitband-Walzwerk Capito & Klein gelegt

Gestern noch mehr Festgäste als Arbeiter — Ab morgen schaffen Hunderte am Werk — Das Gelände hat sich stark verändert — Der Grundstein und darin das "Benrather Tageblatt" — Gute Wünsche

Gestern Nachmittag versammelte sich auf dem Platz an der Hildener Straße jenseits der Itter, die gerade mal wieder wie Tinte daherfloß, eine Gruppe von Männern, die sich von den sonst dort tätigen Bauarbeitern wesentlich unterschied. Viele kamen in Kraftwagen und die Fahrer hatten es nicht gerade leicht, über den Acker und die zerfurchten Wege durchzukommen bis zu Baubuden der Arbeitsgemeinschaft, die dort mit dem Bau der Breitbandstraße der Firma Capito & Klein begonnen hat. Das Gelände ist planiert und abgesteckt, Material lagert überall. In hohen Bunkern liegt Kies und Zement bereit, große Mischmaschinen warten auf den Startschuß, hierhin und dorthin liegen Rohre, Sie führen zu den einzelnen Baustellen und durch sie wird nun in den nächsten Tagen und Wochen der Beton gepumpt werden, der für die Gründung der Pfeiler benötigt wird.

Eine dieser Baugruben, sauber in Lehmboden gestochen, ist mit grünem Geäst aus dem nahen Wald geschmückt und eine Treppe führt hinunter. In der Mitte der quadratischen Grundfläche, auf den Grund des ehemaligen Rheinbettes, ist ein niedriger Sockel gemauert, der in seinem Innern Raum läßt für eine Schatulle in der Größe einer der bekannten Munitionskisten. Daneben liegt eine Steinplatte, die, legt man sie auf das Mauerwerk, den Innenraum vollständig abschließt.

Zwei Maurer stehen daneben in neuer, weißer Kleidung und den glänzenden Zylinderhut auf den Köpfen, in der Hand die Maurerkelle.

Vom Rand der Grube führt eines der Rohre hinunter auf den Grund.

Die Herren von denen zu Anfang die Rede war, begeben sich zu dieser Baugrube und zum Teil sogar auf ihren Grund. Sie waren geladen und sind nun bereit, in feierlicher Form den Grundstein zu dem großen Werk zu legen, von dem schon so oft die Rede war, dem modernen Breitbandwalzwerk der Firma Capito & Klein.

Außer dem leitenden Architekten, Herrn Dr. Sounleitner, waren die Herren von der Werksleitung der Firma Capito & Klein zugegen, an ihrer Spitze Herr Krupp von Bohlen und Halbach, dann die Herren von der Arbeitsgemeinschaft (Wayss & Feitag — Philipp Holzmann), die mit der Durchführung der Bauten betraut wurde und schließlich einige Herren der Stadtvertretung, so für den verhinderten Oberbürgermeister Ratsherr Sommer, dann Ratsherr Dr. Kaufhold. Herr Viehbahn vom Stadtvertreterbeirat und andere mehr.

Es sprach zunächst Herr Dr. Lehmann von der Arbeitsgemeinschaft, der gewissermaßen damit die Großbaustelle für die Werkleute übernahm, die nun in den kommenden Monaten dort schaffen und nach wohlerwogenen Plänen Hallen und Häuser errichten werden.

Die Maurer, die bei dieser Feier sinnbildlich die Belegschaft vertraten, sprachen ihren Spruch zur Grundsteinlegung und wünschten Gottes Segen zum Bau und für den Betrieb.

Für den Bauherrn sprach Herr Direktor Schlüter. Er schilderte den Weg des Bauplanes und die vielen Schwierigkeiten, die sich seiner Ausführung in den Weg gestellt haben. Er dankte der Firma Krupp, die dann endlich die Finanzierung ermöglicht und der Stadt die bezüglich des Bauplatzes und der Installation wertvolles Entgegenkommen gezeigt habe.

Herr Direktor Schlüter betonte, daß, wenn nicht die Modernisierung des Betriebes möglich geworden wäre, die Firma wohl in wenigen Jahren vor der ausländischen Konkurrenz hätte kapitulieren und das alte Werk schließen müssen. Er legte dar, wie Westdeutschland von einem erdrückenden Ring moderner Breitband-Walzwerke umgeben sei und daß in absehbarer Zeit nicht mehr möglich sein würde, "handgewalzte" Bleche zu verkaufen.

Den Grundstein bezeichnete er als Keimzelle eines neuen, großen, modernen und leistungsfähigen Werkes, dem er eine geruhsame Entwicklung wünschte.

Inzwischen war eine Dokumenten-Mappe in eine Zinkblechkassette und dann in den Grundstein gelegt worden. Die Maurer hatten die Platte aufgelegt und vermauert.

Herr Direktor Schlüter tat dann drei Hammerschläge auf die Platte, für das Werk und seine Betreuer, für die Belegschaft, die in ihm wertvolle deutsche Werkarbeit leisten wird und für die Stadt Düsseldorf.

Das "Benrather Tageblatt" im Grundstein

In den Grundstein wurde eingemauert ein Protokoll über die Baupläne und die Verhältnisse, die zu dem Neubau Veranlassung gegeben haben, ein Exemplar des "Benrather Tageblatt" vom 16. Juni 1953 und je ein Stück der gültigen Münzen von einem Pfennig bis fünf Mark.

Es ist kaum anzunehmen, daß je wieder eines Menschen Auge diese Dinge zu sehen bekommt, denn den Betonblock, der sich nun schon darüber wölbt, wird keine Gewalt zertrümmern.

Während die Gäste einen kurzen Rundgang über das Gelände machten, auf dem noch eine Schafherde die kümmerlichen Reste des Grünfutters abweidete, wurde die Beton-Mischmaschine und die Pumpe in Tätigkeit gesetzt und bald schon quoll aus dem Rohr zäher Betonbrei, der schnell den Boden der Grube und damit den Grundstein bedeckte.

Die Fahrgäste verliefen sich, am Rande des Platzes saßen einige Arbeiter im Gras und tranken eine Flasche Bier. Von morgen an werden nun hunderte von Werkleuten dort tätig sein und bald schon werden sich die tragenden Pfeiler der großen Hallen in die Höhe strecken.

"Ein schönes Gelände!" sagte Herr Dr. Kaufhold und als wir darauf erwiderten: "Ja — ganz gewiß, aber es wäre auch schön gewesen, für einen Sportplatz", da meinte er, der alte erfahrene Ratsherr: "Man ruft immer nach solch guten Dingen, wie Sportplätze, Ausstellungshallen Theater, wer aber soll sie bauen und woher soll das Geld dazu kommen, wenn nicht zuvor solche Industrie-Werke geschaffen werden?"

Man muß zugeben, Herr Dr. Kaufhold hat Recht.

Somit also: "Glück auf" dem neuen Werk!

(RP/Benrather Tageblatt)
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