Benrath Nachtwachen im alten Hospital

Benrath · Durch menschliche Brandmeldeanlagen können auch die oberen Etagen des Klinkerbaus als Krankenstation für Flüchtlinge genutzt werden. Dadurch gibt es Verzögerungen beim Wohnprojekt.

Als im Winter 2012/2013 wieder verstärkt Flüchtlinge in Düsseldorf eintrafen, hatte noch niemand auf dem Schirm, dass es einmal richtig eng werden könnte mit Unterbringungsmöglichkeiten. Inzwischen weiß die Verwaltung kaum noch wohin mit den Menschen. Und so scheint, was einst wegen zu hoher Kosten abgelehnt wurde, bei neuerem Hinsehen und einer anderen Ausgangslage plötzlich als gute Idee. Die Rede ist von der Nutzung des gesamten früheren Krankenhauses an der Hospitalstraße.

Es soll bis auf Weiteres als Krankenstation für Flüchtlinge dienen. Am gestrigen Freitag wurde die Methadon-Ambulanz, die sich an der Ecke Hospitalstraße und Benrodestraße befindet, so hergerichtet, dass dort bis zu zehn Menschen untergebracht werden. Wegen Personalmangels war die vom Gesundheitsamt dort unterhaltene Methadon-Abgabestelle das letzte Mal 2012 geöffnet gewesen. Doch auch das alte Hospital, das die Stadt lange als so genannte Quarantäne-Station für den Flughafenbetrieb vorhielt, könnte bald ganz bezogen werden. Eine Aufstockung um bis zu 60 Betten könne bei Bedarf in den nächsten Wochen auf den oberen Etagen des ehemaligen Krankenhauses erfolgen, hieß es am Donnerstag in einer Pressemitteilung der Stadt. Geplant ist, dort Flüchtlinge mit Infektionen unterzubringen, damit diese etwa bei Masern, Grippe oder Windpocken nicht gleich die ganze Sammelunterkunft anstecken. "Sie würden ja auch Ihr Kind nicht in die Schule schicken, wenn es einen grippalen Infekt hat", veranschaulicht Stadt-Sprecher Michael Bergmann die Pläne der Verwaltung für das alte Hospital. An die Hospitalstraße sollen aber nur Flüchtlinge verlegt werden, die keine medizinische Behandlung mehr benötigten.

Die derzeit im Erdgeschoss untergebrachten Flüchtlingsfamilien - es sind immer so um die 20 Personen - bleiben dort erst einmal wohnen. Im Juli 2013 hatte die Stadt von ihren Plänen Anstand genommen, auch die oberen Etagen zu nutzen. Bis zu 120 Menschen hätten in dem früheren Hospital untergebracht werden sollen. Dafür hätte allerdings die Brandmeldeanlage für viel Geld erneuert werden müssen. Feuerwehr und Bauaufsichtsamt verweigerten deswegen ihre Zustimmung. Stattdessen beschloss die Verwaltung, dass rund 20 Asylbewerber ins Erdgeschoss ziehen sollten. Der Zeitrahmen war mit rund zwei Jahren avisiert worden. Die sind schon lange um. Doch inzwischen habe sich die Pläne zur weiteren Nutzung des Areals durch ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt mit 50 Wohnungen konkretisiert.

Doch zurück zur Gegenwart: Zunächst will die Verwaltung das Problem mit der nicht mehr zeitgemäßen Brandmeldeanlagen lösen, in dem sie Nachtwachen in dem ehemaligen Krankenhaus einsetzt. Zudem werde geprüft, ob man die alte Anlage noch überholen könne, hieß es auf Anfrage. Allzu viel Geld will die Stadt wohl nicht mehr in den Klinkerbau stecken. Denn nach einer Begehung im vergangenen Jahr wurde klar, dass das Haus nur mit immensen Kosten umgebaut werden könnte. Nun soll es abgerissen werden und Neubauten weichen.

Mit dem Verein "Gemeinsam leben am Schloss", der dort das Mehrgenerationen-Wohnprojekt umsetzen will, ist die Stadt bereits seit längerem im Dialog. Im Juli hat der Verein die Städtische Wohnungsgesellschaft, SWD, als Investor und Projekt-Entwickler ausgewählt. Die Pläne hatten Verein und Architekt mit dem Planungsbüro und dem zuständigen Dezernenten Gregor Bonin besprochen. Als nächsten Schritt muss die Stadt einen Grundstückspreis benennen. Doch Bonin möchte bereits zum 1. November von Düsseldorf nach Mönchengladbach wechseln, dort ist der CDU-Mann diese Woche zum Beigeordneten gewählt worden. Ob das jetzt eine weitere Verzögerung ins Verfahren bringt? Derzeit steht noch nicht fest, wann und wie Bonins Posten im Düsseldorfer Rathaus neu besetzt wird. Die Stelle soll ausgeschrieben werden. Doch das ist nur ein möglicher Quell für Hindernisse. Weitere Verzögerungen hatte es zwischenzeitlich im Verfahren gegeben, weil die Stadt aktuell die oberen Etagen des ehemaligen Hospitals noch einmal auf seine Eignung als Flüchtlingsunterkunft überprüft hat und in der Zeit erstmal alles wieder ruhte.

Heidrun Hoppe, Vorstandsvorsitzende des Vereins "Gemeinsamleben am Schloss", hofft nun mit ihren Mitstreitern darauf, dass es keine weiteren Verzögerungen mehr gibt. Niemand habe etwas dagegen, dass dort Flüchtlinge untergebracht seien, sagte sie im Gespräch mit unserer Redaktion: Doch der Verein hoffe jetzt auf eine feste Zusage, wann und wie es mit dem Projekt weiter geht.

(RP)
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