Benrath Neues Viertel für den Benrather Osten

Benrath · Eine Fachjury hat vier Entwürfe von Büros in den Endentscheid gewählt, die an dem Städtebauwettbewerb für die Umgestaltung des Areals Hildener Straße teilgenommen haben. Die Planer gehen von rund 650 neuen Wohnungen aus.

 Zwei so genannte Schlingentürme (einer davon ist grün gestrichen) gibt es auf dem Werksgelände an der Hildener Straße.

Zwei so genannte Schlingentürme (einer davon ist grün gestrichen) gibt es auf dem Werksgelände an der Hildener Straße.

Foto: Stadt

Markant ragen die beiden Schlingentürme auf dem ehemaligen Nirosta-Gelände an der Hildener Straße in den Himmel. Seit dem Bau des Werkes durch Thyssen-Krupp-Nirosta im Jahr 1955 ein Wahrzeichen für den Benrather Osten. Schlingentürme dienten bei der Produktion der Stahlbleche als Speicherplatz. Denn während die Schweißer die Naht eines Stahlbandes schlossen, lief der Auswurf des Kaltwalzwerkes weiter. Um die Produktion nicht immer wieder stoppen zu müssen, wurde das Stahlblech in Schlingenform den Turm hinauf geschoben - daher der Name. Weil es zwei Produktionsstraßen gab, gibt es zwei Türme.

Warum dieser Exkurs in die Vergangenheit? Weil zwei der vier von einer Fachjury ausgewählten Entwürfe für eine mögliche Bebauung des Areals, auf dem das vom Eigentümer Outokumpu 2016 aus dem Betrieb genommene Kaltwalzwerk steht, einen der beiden Türme gerne erhalten würde. Das Berliner Büro "Stadt, Land, Fluss" kann sich den kleineren Turm unter anderem für die Nutzung als Kletterwand vorstellen. Und mit ein paar stehengelassenen Teilen der Werkshallen als preiswerte Räumlichkeiten für Start-ups.

Alle vier nun ausgewählten Planungsbüros - 13 Entwürfe hatte die Jury Mitte der Woche unter die Lupe genommen - präsentieren ihre Ideen am Donnerstagabend interessierten Bürgern in der Aula des Schloß-Gymnasiums. Aufgabenstellung war gewesen, neben einer Wohnbebauung Flächen für Gewerbe sowie eine Kita und eine Grundschule unterzubringen.

Und diesmal waren mehr gekommen als beim ersten Abend Anfang September. Unter den Zuhörer war auch der Erdkundeleistungskurs des Schloß-Gymnasiums, der sich im Unterricht gerade mit dem Thema Stadtplanung beschäftigt. Im Namen ihres Kurses gab eine Schülerin den Planern mit auf den Weg, bei der Entwicklung des 22 Hektar großen Areals auch an Jugendliche zu denken, etwa durch den Bau einer kleinen Skateranlage oder legaler Sprayer-Flächen.

Doch nicht nur diese Wünsche bekamen die Vertreter der vier Büros zur Weiterbearbeitung ihrer Entwürfe mit auf den Weg. Bei allen verwies die Jury darauf, dass die Planer sich des Lärm-Themas noch einmal genauer werden annehmen müssen. Denn die frei werdende Fläche, die in etwa so groß ist wie 30 Fußballfelder, liegt eingeklemmt zwischen der Bahntrasse, der Hildener Straße mit dem Betriebshof der Rheinbahn, einem Gewerbegebiet und dem Stadtwald. In nahezu allen Entwürfen lag ein Teil der Wohnbebauung (insgesamt waren es jeweils rund 600 bis 650 Wohnungen) nah an der Bahntrasse. Parkplätze - sowohl für Anwohner als auch für Besucher - sollen in Tiefgaragen entstehen. Von einem fast bis ganz autofreien Wohngebiet reichten die Vorschläge.

Ob wie in einem Entwurf skizziert, eine Untertunnelung der Bahntrasse als Verbindung nach Benrath realisiert werden kann, das sieht Planungsamtsleiterin Ruth Orzessek-Kruppa skeptisch: Nicht nur wegen der Kosten, sondern weil Benrath bereits zwei problematische Bahnunterführungen hat. Doch weil in diesem Stadium Träumen noch erwünscht ist, gibt es für die Planer bei der Konkretisierung der Entwürfe keine Einschränkungen. Wohl aber weitere Wünsche, wie der von der Ehrenvorsitzenden der Benrather Heimatgemeinschaft, Marianne Holle, dort eine Meditationskapelle zu errichten, wo einst (am Schwarzen Weg) die Kapelle für die Schwarze Muttergottes stand. Die Anwohner der Paulsmühle verwiesen noch einmal darauf, dass der entstehende Verkehr nicht zu ihren Lasten gehen dürfe.

Am 18. Januar stellen die Planer ihre Entwürfe abschließend vor.

(rö)
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