Benrath Rundgang durch ein Viertel im Umbruch

Benrath · Reihe "Historie und Histörkes" ging gestern das letzte Mal in diesem Jahr in und durch die Paulsmühle.

 Im Maschinenraum des Bunkers haben die Mitglieder der Pauslmühler Jecken beim Arbeiten diese leere Zigarettenschachtel gefunden und auf eine Maschine drapiert.

Im Maschinenraum des Bunkers haben die Mitglieder der Pauslmühler Jecken beim Arbeiten diese leere Zigarettenschachtel gefunden und auf eine Maschine drapiert.

Foto: Röhrig

Wohl nirgends im Düsseldorfer Süden passiert gerade so viel wie in der Paulsmühle: Der Neubau des Albrecht-Dürer-Berufskollegs, in das im Sommer 2018 mehr als 4000 Schüler und ihre Lehrer einziehen, sowie die beiden neuen Wohnquartiere mit um die zusammen 800 Wohneinheiten, die an der Telleringstraße entstehen - ein Stadtviertel, das viele Jahre im Dornröschenschlaf lag, ist im Umbruch.

 Der Durchgang zur Paulsmühle ist derzeit in Richtung Dürer-Kolleg verengt. Die so genannte "Angströhre" soll dort erweitert werden.

Der Durchgang zur Paulsmühle ist derzeit in Richtung Dürer-Kolleg verengt. Die so genannte "Angströhre" soll dort erweitert werden.

Foto: Andrea Röhrig

Deswegen liegt es auf der Hand, dass die Führungen der Reihe "Historie und Histörkes" mit Historiker Wolfgang D. Sauer und Kabarettistin Anne Wesendonk, wenn sie durch die Paulsmühle gehen, immer besonders gut besucht sind. Selbst die schlechte Wettervorhersage hielt die 20 Geschichts- und Geschichten-Interessierten gestern Nachmittag nicht von einer Teilnahme ab. Denn Wesendonk und Sauer hatten angekündigt, dass es in diesem Jahr die letzte Tour durch die Paulsmühle sein wird.

 Anne Wesendonk (re.) und Wolfgang D. Sauer.

Anne Wesendonk (re.) und Wolfgang D. Sauer.

Foto: Andrea Röhrig

Vom Treffpunkt an der Kirche St. Cäcilia ging es durch die Unterführung Richtung Paulsmühle. Und auch dort lassen sich die bevorstehenden Veränderungen schon gut erkennen. In Richtung Dürer-Kolleg ist die Unterführung, die im Benrather Volksmund wegen ihrer schlechten Einsehbarkeit oft auch Angstöhre genannt wird, eine Baustelle. Dort, wo die Röhre derzeit verengt ist, soll sie sich mit der Fertigstellung der Schule hin öffnen. Weiter über die Paulsmühlenstraße ging es zum Bunker, dem Ort, den der Karnevalsverein der Pauslmühler Jecken in den vergangenen zwei Jahren mit vielen Aktivitäten neu belebt hat.

Ein Höhepunkt der Tour war die musikalische Pause in dem Hochbunker Baujahr 1942. Anne Wesendonk und ihre Kabarett-Partnerin Christine Schreiber sangen unter anderem die auf Platt umgetextete Europa-Hymne. Anschließend machte sich die Truppe unter der Führung von Michael Geier, Vorsitzender der Paulsmühler Jecken, auf in die Katakomben des Bunkers. Dort sind die Vereinsmitglieder allerorten emsig am Arbeiten; haben die Paulsmühler Jecken doch viele Pläne für das vom Bundesliegenschaftsamt gemieteten Räume. Und weil draußen der Regen begann, blieb die Truppe gleich an trockener Ort und Stelle.

Mit finanzieller Unterstützung der Bezirksvertretung 9 in Höhe von rund 20.000 Euro werden gerade die Sanitäranlagen in der Veranstaltungsetage neu gemacht. Nachdem das Bundesamt nun Grünes Licht gegeben hat, haben gestern die Arbeiten begonnen. Spätestens zur nächste Comedy-Veranstaltung Anfang September sollen sie fertig sein, berichtet Geier.

Doch der Bunker soll auch Geschichte erlebbar machen; denn zum Ende des Zweiten Weltkriegs hin war er viel in Benutzung. 600 Menschen brachten sich dort an vielen Tagen und Nächten vor Fliegerangriffen in Sicherheit. Klassen aus der Volksschule Einsiedelstraße hatten im Bunker sogar Unterricht.

In Kooperation mit den Paulsmühler Jecken will Stahlkünstler Michael Schrader diesen Herbst die interaktive Ausstellung "Analysis" auf die Beine stellen. "Ich bin Benrather und selbst auf die Schule Einsiedelstraße gegangen und habe mich immer schon für den Bunker interessiert", erzählte der Künstler. Er möchte mit seiner Ausstellung erreichen, dass Besucher den Bunker und seine Geschichte mit allen Sinnen erfahren.

(RP)
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