Benrath Schloss-Gymnasium ist 110 Jahre alt

Benrath · Unter den Gästen der Ausstellungseröffnung zum Jubiläum war auch ein 93 Jahre alter ehemaliger Schüler. Er berichtete vom Schulalltag in den 1930er Jahren. Damals schwammen die Schüler noch durch den Spiegelweiher.

 Unser Protagonist, heute 93 Jahre alt, befindet sich als Sextaner auf diesem Klassenfoto aus dem Jahr 1934.

Unser Protagonist, heute 93 Jahre alt, befindet sich als Sextaner auf diesem Klassenfoto aus dem Jahr 1934.

Foto: Heimatarchiv

Unter den zahlreichen Gästen der Ausstellungseröffnung zum 110-jährigen Jubiläum des Schloß-Gymnasiums im Roland-Weber-Saal war auch ein ehemaliger Schüler, der sich jedoch bescheiden im Hintergrund hielt. Dabei dürfte der noch sehr rüstige Herr, der am 16. Juni 1924 in Düsseldorf geboren wurde und damit in wenigen Wochen seinen 93. Geburtstag feiern kann, vermutlich zu den ältesten noch lebenden Schloß-Ehemaligen zählen, sofern er nicht - was an dieser Stelle nicht überprüft werden kann - definitiv der älteste ist. "Ich will nicht in die Öffentlichkeit", bestimmte er entschieden. Weil aber seinen Erinnerungen viel vom nostalgischen Charme der "Feuerzangenbowle" anhaftet, wird er im Text als Heinrich Spoerl, Autor der Schüler-Posse, zitiert.

Die Liebe zum Schloß-Gymnasium führte 1934 zu Beginn der gymnasialen Schulzeit für den Sextaner über einen eher leidvollen Weg. Es waren jedoch nicht die hohen Anforderungen auf der städtischen Oberschule für Jungen, sondern eine Art Religionskrieg, der zwischen den Schülern, die ansonsten einträchtig in einer Klasse lernten, ausgebrochen war. Katholische Schüler lauerten den evangelischen auf und umgekehrt, was vielfach in wüsten Prügeleien endete. "Mein Weg führte vom Musikantenviertel zur Schule, und einmal im Winter konnte ich mich nur retten, weil ich mich über eine dünne Eisdecke eines Weihers im französischen Garten traute, was meine Verfolger nicht wagten", so Spoerl schmunzelnd. Für viele Generationen von Schloß-Schülern gehörte die "Spiegelweiher-Runde" zum obligatorischen Aufwärmtraining vor dem eigentlichen Sportunterricht auf dem Platz oder in der Turnhalle im Marstall. In den 30er Jahren waren die Anforderungen besonders hoch, denn es galt zwei Runden zu laufen und anschließend den Spiegelweiher schwimmend zu durchqueren. "Da habe ich mir dann gelegentlich am Grund die Füße an den baulichen Überresten des früheren Prinzenbaus gestoßen", erinnert sich Spoerl. Aber es ging nicht immer nur schmerzhaft im Schulleben zu. Besonders viel Freude bereitete der Kunstunterricht, den Artur Dommer gab. Es war aber weniger die Liebe zu den schönen Künsten, sondern vielmehr die Liebe zu schönen Mädchen, die die pubertierenden Jungen dem nächsten Zeichenunterricht entgegenfiebern ließ. "Wir hatten im Zeichensaal, oben unter dem Dach, kleine Gänge entdeckt, die zum benachbart untergebrachten Lyzeum führten, und wenn einige von uns für einige Zeit verschwunden waren, und dann mit hochroten Köpfen zurückkamen, drückte Dommer stets ein Auge zu, er wusste, was lief", sagte Spoerl, für den Dommer zu den Lieblingslehrern zählte. Fast Feuerzangenbowle-Dimensionen hatte das missglückte Experiment eines begabten, aber vergesslichen Schülers mit guten Chemie-Kenntnissen. Ihm war es gelungen, eine kleine Menge Nitro-Glyzerin herzustellen, das er in seinem Tornister transportierte. Pflichtbewusst ermahnte er alle Mitschüler, seinem Tornister nicht zu nahe zu kommen. "Doch zu Unterrichtsbeginn vergaß er selbst alle Vorsicht, schleuderte seinen Tornister in seine Bank, woraufhin eine heftige Explosion die Sitzbank sowie Fenster zerstörte. Ernsthaft verletzt wurde glücklicherweise niemand", so Spoerl rückblickend. Weil er sich freiwillig zur Marine gemeldet hatte, konnte er sein Abitur früher ablegen. Dies hatte jedoch den Nachteil, dass dieses "Notabitur" nach dem Krieg von den Engländern nicht anerkannt wurde. "Allerdings hatte ich Glück, da ich bereits zwei Semester Medizin studiert hatte, galt für mich eine Sonderregelung, und ich musste das Abitur nicht noch einmal machen", so Spoerl. Seine Schulzeit hat ihn auch während seiner Berufstätigkeit noch begleitet. Spoerl: "Der Heini Opladen, der Sohnius und auch Dommer waren später meine Patienten - ein Zeichen gegenseitiger Anerkennung, das mich sehr gefreut hat."

Bis 31. Mai, dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr geöffnet, Eintritt für Nicht-Schloss-Schüler sechs Euro.

(RP)
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