Benrath Seit 40 Jahren kegelt eine Truppe Paulsmühlerinnen zusammen

Benrath · Ein Pudel - die lustige Damenriege zeigt lautstarke Freude, handelt es sich doch um einen Fehlwurf beim Kegeln, der nicht nur Gelächter erntet, sondern auch einen Beitrag in die Kegelkasse kostet. "Da jubiliert das Herz", ruft die Kassiererin hocherfreut. Ausgerechnet Präsidentin Erika Faure schwang die Kugel rasant in die Rinne. Anscheinend tief betrübt kehrt sie an ihren Platz zurück, doch Augen und Mundwinkel können ihren Spaß nicht verbergen. Kennt sie doch die meisten der schadenfrohen Spötter seit 40 Jahren - da fällt es leicht, sich auf den Arm nehmen zu lassen.

 Fünf der neun Kegelschwestern sind sogar seit der ersten Stunde vor 40 Jahren bei dem Clübchen "Mer suffe nix" dabei.

Fünf der neun Kegelschwestern sind sogar seit der ersten Stunde vor 40 Jahren bei dem Clübchen "Mer suffe nix" dabei.

Foto: Günter von Ameln

Wenn es ums Durchhaltevermögen geht, kann den neun Paulsmühlerinnen kaum jemand etwas vormachen, denn am 27. Januar feiern sie mit ihrem Kegelklub ihr 40-Jähriges. "Fünf aus dieser Runde sind seit der ersten Stunde dabei. Jetzt arbeiten wir auf die 50 Jahre hin", erzählt Erika Faure begeistert. Einige kennen sich bereits aus ihrer Schulzeit vor 60 Jahren. Die Kegellust weckte einst die Wirtin der Gaststätte Böhmerwald in der Paulsmühle. "Das war damals ein Treffpunkt für uns", erinnern sich die Jubilarinnen.

Drei der Keglerinnen werden im Frühjahr 82 Jahre "jung", alle anderen sind zwischen 70 und 77 Jahre alt. Keinesfalls wird bei den Damen nur der netten Gesellschaft wegen gekegelt, die Runde ist ehrgeizig.

"Seit 40 Jahren machen wir beim Benrather Pokalkegeln mit", erzählt Wilma Noth. Erst im Oktober eroberte der Klub den Sieg in der Gruppe D mit 497 Holz. Stolz sind alle auf Irmi Kürten, die sich als Einzelsiegerin bei den Senioren den Pokal holte. Doch die Zeiten haben sich geändert.

"Heute sind wir beim Pokalkegeln gerade einmal 35 Mannschaften, früher waren es mehr als 116 Klubs, es gab sogar ein Rekordjahr mit 157 Teams", erinnert sich Wilma Noth. Irgendwie sei das Freizeitverhalten anders geworden, das spürten Kegelklubs ebenso wie Schützen- oder Karnevalsvereine. "Wir treffen uns alle vier Wochen. Die jungen Leute wollen sich wohl nicht mehr festlegen, sie unternehmen lieber spontan etwas", vermutet Erika Faure.

Selbst nach Kegelbahnen müsse man inzwischen suchen, doch in der Gaststube Stern an der Friedhofstraße sei man gut "gelandet". Hier heißt es dann Prost! - mit Bierchen und Kurzen. Außenstehende verwirrt das sichtlich, heißt doch der Club seit der ersten Stunde: "Mer suffe nix". "Das ist ein Gag, wir wissen auch nicht, wie wir damals darauf gekommen sind", amüsiert sich die gesamte Runde köstlich. Denn Kondition sei in jeder Hinsicht ein Merkmal.

Doch nicht allein die Kugel schweißte sie zusammen, dank einer gut gefüllten Klubkasse unternahmen die Damen Städtereisen in ganz Europa. Das Alter hat sie zwar nicht kegel-, aber etwas reisemüde gemacht. "Jetzt fahren wir zwei Mal im Jahr in die Altstadt, essen dort gemeinsam, besuchen ein Musical - machen irgendwas Schönes", erzählt Erika Faure.

Erst am 27. Januar heißt es dann wieder "Gut Holz" - auf die ersten 40 und die nächsten zehn Jahre. "Wir schaffen das" - sind sich die Neune aus der Paulsmühle einig.

(bgw)
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