Benrath Stadt rechnet in Benrath mit rund 50 Kindern

Benrath · Rund 150 Zuhörer waren beim Bürgerforum der Stadt zur Information für die Flüchtlingsunterbringung im Stadtbezirk 9.

 Die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, Miriam Koch, und Bezirksvorsteher Karl-Heinz Graf an der neuen Unterkunft an der Benrodestraße.

Die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, Miriam Koch, und Bezirksvorsteher Karl-Heinz Graf an der neuen Unterkunft an der Benrodestraße.

Foto: vam

Auch das Bürgerforum zur Flüchtlingsunterbringung im Stadtbezirk 9 am Dienstagabend in der Aula des Schloß-Gymnasiums war gut besucht. 150 Zuhörer hat Nils Dolle, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle 9, gezählt. Mit dem Verlauf der Diskussion war er zufrieden. Bei Dolle sollen jetzt erst einmal die Fäden für die Koordinierung der Hilfsangebote zusammenlaufen. Bereits im Verlauf des gestrigen Tages erhielt er mehrere Formulare zurück, die Angebote für ehrenamtliche Aufgaben enthielten. Diese hatte er zum Info-Abend ausgelegt.

Vor allem für den Standort an der Benrodestraße - auf dem ehemaligen Speditionsgelände - sollten die Hilfsmaßnahmen bald anlaufen. Das Containerdorf soll bis nach Ostern fertiggestellt sein, die Belegung soll ab Ende April/Anfang Mai erfolgen. 200 Menschen wird die Stadt dort unterbringen. "Mit der Fertigstellung dieses Standortes haben wir die Möglichkeiten, bereits in Düsseldorf lebende Flüchtlinge, die derzeit in einer Turnhalle oder einer Schule leben, besser unterzubringen", berichtete die städtische Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch.

Nach derzeitiger Planung sollen an der Benrodestraße rund 100 alleinreisende Männer unterkommen, die andere Hälfte wird mit Familien belegt, wobei Koch davon ausgeht, dass darunter rund 50 Kinder sein können. Probleme, diese in Schulen und Kindertageseinrichtungen unterzubringen, sehen Dolle und Koch nicht. Im Stadtbezirk gebe es mit 3000 Kita-Plätzen eine Übererfüllung der Quote für Betreuungsplätze. Runter gerechnet geht man bei der Stadt davon aus, dass es 2,5 Kinder pro Jahrgang gibt. Die unter ihnen, die schon in eine weiterführende Schule gehen, sollen diese auch weiterhin besuchen können.

Miriam Koch bekräftigte noch einmal, dass dieser Benrather Standort, der sich auf dem Grundstück der Stadttochter Industrierterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) befindet, eine Betriebserlaubnis nur bis 2016 habe - eine Verlängerung sei nicht möglich.

Koch sicherte zu, dass es für den geplanten Standort zur Flüchtlingsunterbringung am Karweg noch ein separates Bürgerforum geben werde. Derzeit geht sie allerdings aus, dass dieser erst im kommenden Jahr seinen Betrieb aufnimmt. Bei einer Frage aus der Zuhörerschaft zur Verteilung der Flüchtlinge über das gesamte Stadtgebiet, ließ Koch Zahlen sprechen: Derzeit leben im Stadtbezirk 3 mit 19 Prozent die meisten Flüchtlinge. Das liegt aber vor allem daran, weil die Stadt immer noch viele Menschen aus Platzmangel in Hotels unterbringen muss, und von denen gibt es die meisten rund um die Stadtmitte. Diese Art der Unterbringung kostet Düsseldorf jährlich zwischen acht und neun Millionen Euro. Ein Grund, warum man andere Unterbringungsmöglichkeiten präferiert.

Im Stadtbezirk 9 liegt man mit der Fertigstellung der Einrichtung am Karweg bei 13 Prozent. Aktuell geht die Flüchtlingsbeauftragte davon aus, dass Düsseldorf bis zum Jahresende rund 5000 Menschen zugewiesen bekommen hat. Sie kommen aus über 60 verschiedenen Nationen. Und während das Sozialamt zunächst versucht hat, Menschen gleicher Nationalitäten zusammen unterzubringen, sei man inzwischen davon abgerückt, berichtete Peter Lorch, Abteilungsleiter des Sozialamtes: "Damit haben wir etwa bei den Syrern die Konflikte im Land ungewollt in die Unterkünfte geholt." Inzwischen sei man von dieser Idee abgerückt und mische die Nationalitäten. Dieses klappe besser, weil alle die Flucht als gemeinsame Erfahrung hätten. Allerdings schaue man schon darauf, dass die Zusammenstellung passe, erläuterte Lorch.

Die Sorge eines direkten Anwohners des Containerdorfes an der Benrodestraße, versuchte Koch mit einer Einschätzung der Polizei zu zerstreuen, dass rund um Flüchtlingsunterkünfte kein Anstieg von Kriminalität zu verzeichnen sei und es bislang auch keine Hinweise auf Konflikte in den Unterkünften gegeben habe. Als positives Beispiel nannte sie Oberkassel: "Dort sagen viele Anwohnern, dass sie gar nicht merken, dass dort Flüchtlinge leben." Viele Asylsuchenden seien auch erst einmal nur froh darüber, irgendwo angekommen zu sein, wo sie die Tür hinter sich zu machen und ein wenig zur Ruhe kommen könnten, unterstrich Lorch.

Derzeit finanziert die Stadt mit Unterstützung des Landes zehn hauptamtliche Kräfte, die sich um die Flüchtlinge kümmern. "Uns ist bewusst, dass das bei der ständig steigenden Zahl zu wenig ist und wir mehr Geld dafür werden bereit stellen müssen." Weil die öffentliche Hand aber eigentlich nur dafür da ist, den Menschen eine Unterkunft zu bieten und sie mit einer Grundausstattung zu versorgen, sind hier viele freiwillige Helfer gefragt.

Die Wohlfahrtsverbände haben sich schon bereiterklärt, Deutschkurse anzubieten. Die werden normalerweise erst nach Anerkennung des Asylantrags staatlich finanziert. Die besten Chancen, schnell anerkannt zu werden, haben derzeit Syrer. Ihr Verfahren dauert derzeit nur rund drei Monate. Anträge von Flüchtlingen aus dem Kosovo würden inzwischen innerhalb von zwei Wochen abgearbeitet. Viele von ihnen werden inzwischen schon direkt aus den landesweiten Erstaufnahmelagern abgeschoben. Weil diese beiden Volksgruppen derzeit vorrangig behandelt werden, könne es bei Flüchtlingen aus einer niedrigeren Priorität entsprechend länger dauern, manchmal sogar mehrere Jahre.

Erste Ideen, wie die Menschen sinnvoll beschäftigt werden können - so lange das Verfahren läuft, dürfen sie keiner bezahlten Beschäftigung nachgehen - wurden am Dienstag schon gesammelt. "Am Anfang stehen für die Flüchtlinge viele Behördengänge an, wenn die alle erledigt sind und alles organisiert ist, bleibt ihnen nicht mehr viel zu tun" , sagte Lorch und warb um ehrenamtliches Engagement.

(RP)
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