Benrath Stadt will Pappel und Weide auf der Insel

Benrath · Lange haben die Benrather auf das Ergebnis des Gutachtens zur Neubepflanzung der Schloss-Insel warten müssen. Nun ist es da und stößt großteils auf Unverständnis. Von Politik und Vereinen wird der Mangel an Bürgerbeteiligung kritisiert.

Jetzt ist es also amtlich: Die Stadtverwaltung, konkret das Gartenamt, möchte Pappel und Weide auf der Insel am Schlossweiher pflanzen. So steht es versteckt auf Seite vier in einer Tischvorlage, die jetzt die zuständigen Bezirksvertreter errichte.

Mitglieder der Bezirksvertretung (BV) zeigten sich gestern von diesem Vorschlag nicht begeistert - auch wenn sie die Vorlage zur "Wiederherstellung des durch den Sturm "Ela" stark betroffenen Schlosspark Benrath " nur zur Kenntnis nehmen sollen.

Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf findet dieses Prozedere "äußerst unglücklich". Zumal ein Informationsabend des Gartenamtes für die Bevölkerung geplant ist. Der Termin steht allerdings noch nicht fest. "Dieser liegt aber auf jeden Fall nach der BV-Sitzung am kommenden Freitag", sagt Graf.

Er will einen Änderungsantrag stellen, dass die BV die Bepflanzung von Weide und Pappel nicht wünscht - zumal die BV vor vollendete Tatsachen gestellt wird.

Auch die Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath zeigt sich vom Ergebnis des Gutachtens alles andere als begeistert. "Der überwiegende Teil der Benrather möchte keine Pappel auf der Insel. Ich habe noch vor kurzem unsere anwesenden Mitglieder auf einem unserer Treffen abstimmen lassen", sagt sie. Das Ergebnis sei eindeutig gewesen. "Hundert Prozent waren für die Bepflanzung der Insel nur mit einer Trauerweide", berichtet Marianne Holle.

Ähnlich sieht es Renate Rönnau. Die Vorsitzende der Aktions Gemeinschaft in Benrath findet es "traurig und unnötig" überhaupt ein Gutachten in Auftrag geben zu lassen. "Der Bürgerwille wird missachtet. Die Benrather haben sich zu diesem Thema klar geäußert und sogar Geld gesammelt. Deren Meinung sollte gehört und umgesetzt werden. Die Kosten für das Gutachten hätte man sich sparen können, es gibt wichtigere Probleme", sagt Rönnau.

Für Dirk Angerhausen, Fraktionsvorsitzender der CDU in der BV 9, steht ebenfalls fest, dass die Bürger an der Entscheidung aktiv beteiligt werden müssen. "Der Vorlage der Verwaltung entnehme ich keinen Plan für eine solche Beteiligung." Dies sei aber dringend nötig. Denn er erlebe auch ganz persönlich, dass die meisten Benrather eines nicht wollen: eine Doppelbepflanzung. Für die jetzt lebende Bevölkerung gäbe es laut Angerhausen kein anderes Bild. Nur die Weide gehöre zum Schloss und sei ein Wahrzeichen des Stadtteils. "Die Verwaltung muss sich in diesem Punkt bewegen, flexibler werden und den Bürgerwillen berücksichtigen", ergänzt der CDU-Politiker. Auch mit einer reinen Informationsveranstaltung des Gartenamtes zu dem Thema sei es laut Angerhausen nicht getan. "Da muss mehr kommen", meint er.

"Ich bin grundsätzlich gegen die Pappel", sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Udo Skalnik (SPD) zu der Verwaltungsvorlage. "Hier möchte jemand seinen Kopf unbedingt gegen den Willen der Benrather Bevölkerung durchsetzen. Ich werde einer solchen Geschichte nicht zustimmen und kann mir auch nicht vorstellen, dass meine Fraktion dies macht", sagt er.

In dem von der Verwaltung in Auftrag gegebenen Gutachten zur Bepflanzung der Insel heißt es, dass die Insel im Schlossweiher als Rousseau-Insel zu verstehen sei, die an die letzte Ruhestätte des Aufklärers Jean-Jacques Rousseau angelehnt ist. Dieser wurde auf der Île de Pauplier, der Insel der Pappeln, beigesetzt. Zusammen mit der Trauerweide würde die Pappel in Benrath einen starken Formkontrast bilden. Eine Kombination, die mit Blick auf andere Rousseau-Inseln einmalig in Landschaftsparkanlagen sei, heißt es. Auch in ihrer symbolischen Bedeutung würden sich beide Bäume ergänzen und so die Einmaligkeit unterstreichen.

Dem Problem einer erneuten Entwurzelung der Bäume soll mit einer Abdichtung der Insel entgegengewirkt werden. Die Bäume könnten somit ein wesentlich umfangreicheres Wurzelwerk ausbilden, als es in der Vergangenheit möglich war. Dies würde auch einer weiteren Erosion der Insel Einhalt gebieten.

Laut Berechnung der Gutachter belaufen sich das Planungshonorar und die Baukosten für die Wiederherstellung der Insel auf etwa 85 000 Euro.

Anders als einige seiner Kollegen in der Bezirksvertretung unterstützt Ernst Welski als Mitglied der Fraktion der Grünen den Vorschlag. "Es ist die historisch korrekte Wiederherstellung. Ich kann mir vorstellen diesen Vorschlag zu unterstützen", sagt er. "Ich finde, dass diese Debatte zu emotional geführt wird. Man wird sich sicher auch an zwei Bäume auf der Insel gewöhnen."

(maxk)
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