Benrath Strandgefühl am Ufer des Schlossweihers

Benrath · Guillermo Porras und Dirk Drunkemöller sind zwei der Schützen der Gesellschaft Reserve, die in der Nacht zum 19. Juli eine Palme auf der Insel im Schlossweiher gepflanzt haben. Sie freuen sich jeden Tag über den Anblick.

Beim Fototermin im Liegestuhl am Benrather Schlossweiher sind Guillermo Porras und Dirk Drunkemöller ganz entspannt. Bei einem kühlen Eiskaffee lassen sie noch einmal die Nacht auf den 19. Juli Revue passieren. Damals herrschte Anspannung in dem Trüppchen vom Dritten Zug der Gesellschaft Reserve. Denn das, was die Schützenbrüder in der Nacht vorhatten, war ein Lausbubenstreich erster Güte. Wie der ankommen würde, konnte Porras noch nicht ahnen. Doch knapp zwei Wochen später sitzen er und Drunkemöller gemütlich im Liegstuhl, unter hinter ihnen steht die Hanf-Palme auf der Insel im Schlossweiher nach wie vor wie eine Eins.

Porras war die Idee schon Wochen vor dem Schützenfest der Düsseldorfer St. Sebastianer gekommen. Die zweieinhalb Meter große Palme bestellte der Rittmeister in Sachsen. Bereits anderthalb Monate vor der von ihm geplanten Pflanzaktion traf die Lieferung ein. "So lange habe ich sie bei mir im Garten am Überleben gehalten", erzählt Porras, der an der Einsiedelstraße lebt. Immer noch mit viel Vergnügen genießt der Benrather den Blick auf das Ensemble Schloss, Insel, Palme.

Warum gerade eine Palme, wenn derzeit doch im Dorf alles über eine Wiederbepflanzung des kleinen Eilands mit einer Trauerweide oder einer Weide plus Säulenpappel diskutiert? "Für mich gehört auf eine Insel eine Palme", sagt Porras. Sein Helfershelfer Drunkemöller gehört nicht nur zu Porras' Gesellschaft Reserve, sondern ist auch noch bei den Benrather St.-Cäcilia-Schützen aktiv. Die haben an der Bayreuther Straße ihren Schießstand. Und diesen Draht brauchten die Guerilla- Gärtner in der Nacht. "Dirk hat uns von denen eine Sackkarre organisiert", berichtet Porras. Denn die Palme brachte vor allem wegen des großen Ballens einige Kilos auf die Waage. Und mit dem Auto konnten sie nicht bis ans Wasser fahren.

Seine Frau sei im Vorfeld nicht so begeistert gewesen, als sie gehört habe, dass er bei der Aktion mithelfen werde, erzählt Drunkemöller. Doch abhalten ließ er sich von ihr nicht. Selbst jetzt noch kommt bei ihm eine diebische Freude über die gelungene Aktion auf, die - nicht nur in Benrath - Stadtgespräch war.

Im Vorfeld hatten die Schützen den geeigneten Platz zum Einsteigen ausgemacht. In der Nähe des Schloss-Cafés, dort wo es seicht hineingeht ins Nass. Doch weder Drunkemöller noch Porras waren im Wasser. Die Vorhut mit Klappspaten bestand aus zwei Mann, die das Loch für die Palme gegraben haben. Dann folgte der schwierigste Akt: Auf eine handelsübliche Luftmatratze wurde der Ballen des Baumes gelegt; der Rest der Palme schwamm über Wasser. Dann kämpften sich vier Mann zur Insel, durch Modder und Scherben. "Alle hatten Schuhe an", sagt Porras. Als Belohnung gab's für dieses Quartett am Sonntag sogar den Verdienstorden der Sebastianer. Gesehen haben die, die an Land geblieben waren, gar nichts. "Es war stockfinster", berichtet Drunkemöller. Das war eigentlich auch gut so. Denn so zog auch die von Anwohnern gerufene Polizei unverrichteter Dinge wieder ab.

Ob er Sorge gehabt habe, dass etwas passieren könne? "Was soll da denn schon passieren", sagt Porras mit einem Anflug von Genervtheit in der Stimme: "Auf der Insel stand jahrzehntelang diese mächtige Trauerweide, also war klar, dass die Insel stand hält." Sowieso ist er genervt darüber, dass der Staat immer meine, seine Hände bei allem schützend über die Bürger halten zu müssen. Eine Art Entmündigung, die ihm gar nicht gefällt. Deshalb, sagt er, traue sich auch kein Mitarbeiter der Stadt mehr, eine Entscheidung zu fällen. Über die fast ausnahmslos positiven Reaktionen sind er und seine Mitstreiter erfreut. Das hatten die Schützen im Vorfeld nicht einschätzen können. Und so haben sie sich spaßeshalber schon mal juristischen Beistand besorgt: "Andreas Hartnigk ist Mitglied bei uns", sagt Porras; und da der CDU-Ratsherr auch noch Jurist ist, habe dieser zugesagt, im Falle des Falles die Jungs zu vertreten. Doch das wird wohl nicht nötig werden.

Am liebsten würde Guillermo Porras noch einmal die Insel ansteuern (lassen): "Ich würde gern das Gestrüpp wegmachen und die schlaffe, auf dem Boden liegende Plastikpalme entfernen", sagt er. Ob ihm dafür allerdings das Gartenamt offiziell grünes Licht geben wird, ist eher zweifelhaft. Doch immerhin hat man auch dort eine Menge Humor bewiesen. Bis der Winter beginnt, soll die Palme nun mit Genehmigung stehenbleiben können. Wohin sie dann soll: Ins Palmenhaus in den Norden der Stadt? Porras: "Ich fände es toll, wenn sich in einem der Schaugärten im Benrather Schlosspark ein Plätzchen findet." Zur Not nimmt er die Palme wieder zurück: "Die hat sich auch in meinem Garten gut gemacht."

(RP)
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