Benrath Wiener Walzer und Wortspiele

Benrath · Eine Frühjahrsausstellung der etwas anderen Art zeigt seit gestern der Benrather Kulturkreis in der Orangerie. Es sind vor allem Wortspiele des Künstlers in der Schau mit dem Titel "Heinz Baumüller - Distanztanz".

Ein ungewohntes Bild bot sich den vielen Stammbesuchern gestern Vormittag bei der Eröffnung der diesjährigen Frühjahres-Ausstellung in der Orangerie. Statt wie erwartet vor bunten Bildern und Skulpturen, standen sie vor akkurat nebeneinander angeordneten 62 weißen Blättern mit schnörkellosen schwarzen Lettern in Versalien.

Zunächst etwas ratlos befanden sich dann viele vor der ersten Din-A2-Seite. "HERZL ICH WILL KOMMEN" stand dort. Doch beim Weitergehen wurde von Papier zu Papier deutlicher, was der Künstler mit dieser Ausstellung wohl sagen wollte. Erahnen ließ sich dies jedoch schon beim Titel der Kunst-Aktion "Distanztanz". Dargestellt wurde dieses Wortspiel auf dem Plakat als "Dis" dann folgt ein eigenständiges "TANZ" umklammert von musikalischen Wiederholungszeichen.

In diesem Wortgebilde steckt ein Widerspruch in sich. Das Wort Distanz ist das Gegenteil vom Tanz, der Nähe erfordert. DIS steht für einen Missklang, TANZ hingegen für Harmonie. Heinz Baumüller will mit seinen Werken verblüffen, verwundern und erheitern. Dabei schlägt er mit seinen Wortspielen seit 1972 kritische "Die Würde des Menschen ist konjunktiv" und nachdenkliche "Wir stehen kurz vor der Zukunft" Töne an.

Das Ganze mixt er mit einer Menge Nonsens. Humorvoll hintersinnig kommen jedoch nicht nur seine Wortgebilde daher. Auch die Installationen des Beuys-Schülers und Bildhauers reizen zum Nachdenken. Einfach möchte es der Künstler den Betrachtern nicht machen. Mitten im ersten Raum in der Orangerie befindet sich "Imaging Painting", eine große Stahlkonstruktion, in die Baumüller auf Augenhöhe einen leeren Rahmen gehängt hat. Soll der Betrachter ihn doch selbst mit Bildern füllen.

Die andere Skulptur "Walzertraum" befindet sich nebenan im zweiten Raum. Auf einer an einen Plattenteller erinnernden rotierenden, verspiegelten Fläche befinden sich eine rote und blaue, durch die Spiegelung herzförmige Figur. Mit ihr greift er noch einmal das Thema "Tanz" auf.

Künstlerkollege Johannes Stüttgen, der einen Eröffnungs-Vortrag bei dieser Ausstellung hielt, betonte die große Leichtigkeit, die von dem Künstler und seinem Werk ausgeht. Er kennt Baumüller schon über dreißig Jahre. Er bezeichnete das ausgestellte Werk des ehemaligen Beuys-Schülers auch als eine Art soziale Plastik.

Eröffnet wurde die Ausstellung von der Kulturkreis-Vorsitzenden Petra Kammmann. Bettina Wiedbrauk (CDU) bedankte sich im Namen der Bezirksvertretung 9 für 60 Jahre ehrenamtliches Engagement des Benrather Kulturkreises.

(RP)
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