Bilk/Unterbilk 78-jährige Bilkerin hört als Schülerlotsin auf

Bilk/Unterbilk · Zehn Jahre lang half Marianne Janssen-Mir Kindern über die Straße. Damit ist jetzt Schluss. Sie will mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen.

 Marianne Janssen-Mir sorgte an der Kreuzung Fürstenwall/Konkordiastraße dafür, dass Kinder sicher über die Straße gelangen.

Marianne Janssen-Mir sorgte an der Kreuzung Fürstenwall/Konkordiastraße dafür, dass Kinder sicher über die Straße gelangen.

Foto: ANDREAS BRETZ

Wenn eine neue Aufgabe auf Marianne Janssen-Mir zukommt, denkt sie nicht lange nach, sie handelt einfach. So auch, als ihre Schwiegertochter vor zehn Jahren anrief und berichtete, dass die Grundschule ihres Sohnes, die GGS Konkordiastraße in Unterbilk, Schülerlotsen sucht. Die damals 68-Jährige zögerte nicht lange und sagte zu.

Seitdem stand sie morgens regelmäßig von 7.45 bis 8.20 Uhr mit einem Kollegen an der Kreuzung Fürstenwall/Konkordiastraße und half jungen Schülern über die Straße. Zuerst drei Tage die Woche, dann jeden Schultag. "Ich hatte ja Zeit", sagt sie, die sich selbst als "Original Bilker Mädchen" bezeichnet. "Durch junge Leute bleibt man jung!", ist ihr Credo. Marianne Janssen-Mir kennt die Namen von beinahe allen Kindern. Sie sind, wie auch die Eltern, begeistert von der optimistischen Rheinländerin. "Es ist enorm, was Sie in Ihrem Alter noch leisten", und: "Danke, dass Du uns geholfen hast. Du bist toll", haben ihr Schüler und Eltern in einen Dankesbrief geschrieben. Dass die Kinder Marianne Janssen-Mir duzen, ist für sie klar. "Es kam mir immer so vor, als wären das alles meine eigenen", sagt sie und lacht.

Nun ist für sie dennoch die Zeit gekommen, aufzuhören. Jetzt seien doch mal die Jüngeren dran, sagt sie und fügt hinzu: "Ich glaube, mein Altersstarrsinn bricht langsam aus. Ich möchte endlich mal faulenzen und meinen Mann ein bisschen ärgern." Der Umgang mit den Kindern war stets sehr persönlich. Der Schülerlotsin lag viel daran, dass alle sicher über die Straße kamen. Die Kreuzung, an der sie stand, sei gefährlich, sagt sie. Manchmal habe sie die Kinder auch scheuchen müssen. "Die Kinder waren alle so lieb zu mir, die Eltern natürlich auch. Die Mütter haben mich immer so freundlich begrüßt", sagt sie. Dass sie für diese Aufgabe früh aufstehen musste, störte Marianne Jannsen-Mir nicht. Sie brauche nur vier bis fünf Stunden Schlaf und habe sich immer über die frische Luft gefreut. Nach ihrer Schicht habe sie den Vormittag voll ausgenutzt. "Ich habe dann meistens den Hund meiner Freundin geholt und bin mit ihm Gassi gegangen. Dann habe ich mich in ein Café gesetzt und bin anschließend etwas durch Bilk gebummelt", sagt sie. Vor 13 Uhr sei sie nie zu Hause gewesen.

Die lebenslustige 78-Jährige ist sehr aktiv, es gibt kaum eine ruhige Minute. Ihr ganzes Leben lang hat die gelernte Einzelhandelskauffrau gearbeitet. Zuletzt als Sachbearbeiterin bei der Dresdner Bank. Als sie in den Ruhestand versetzt wurde, sei ihr sehr schnell langweilig gewesen. Sie übernahm Nebenjobs, fuhr mit dem Fahrrad in die Altstadt und arbeitete in einem Secondhand-Laden. Einige Zeit später übernahm sie eine Boutique. Nach anderthalb Jahren kam der Euro, der dem kleinen Geschäft Schwierigkeiten gebracht habe. Janssen-Mir widmete sich neuen Dingen und eröffnete mit ihrem Mann ein kleines französisches Restaurant. Nach zwei Jahren schlossen sie das Lokal. Danach begann ihre Zeit als Schülerlotsin.

Vor zwei Wochen hatte die Düsseldorferin ihren letzten Tag an der Schule. Langweilig wird es der jung gebliebenen Rentnerin auf keinen Fall. Sie ist sehr tierlieb und fotografiert gerne. Am liebsten verbringt sie aber Zeit mit Menschen und in ihrem Lieblingscafé.

(RP)
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