Bilk Bauwagen wird zur mobilen Galerie

Bilk · Vor einem Jahr ging der "Bauwagen der Demokratie" von Wolfram Janz nach einem Brandanschlag in Flammen auf. Doch der Künstler lässt sich nicht unterkriegen. Mit dem Verein Artfakt hat er jetzt einen Neustart in Angriff genommen.

Wolfram Janz und der Verein Artfakt haben einen neuen Bauwagen angeschafft, der seinen festen Standort an der Bachstraße 139a im öffentlichen Raum hat.

Wolfram Janz und der Verein Artfakt haben einen neuen Bauwagen angeschafft, der seinen festen Standort an der Bachstraße 139a im öffentlichen Raum hat.

Foto: Andreas Bretz

Im Juli vergangenen Jahres war Wolfram Janz kurz davor, aufzugeben. Binnen 14 Tagen wurde zweimal ein Brandanschlag auf seinen bunten "Bauwagen der Demokratie", der auf der Bachstraße am Florapark seit 2011 ein beliebter Treffpunkt für politisch interessierte und engagierte Künstler war, verübt. Dort gab es Konzerte, Performances, Happenings. Nach dem zweiten Feuer blieb jedoch nur noch Schutt und Asche übrig. Aber die Desillusion bei Janz währte nur kurz. "Jetzt erst recht", sagte er sich trotzig. "Wenn einer dieses Projekt beendet, dann bin ich es selbst."

4000 Euro hat die Anschaffung eines Nachfolge-Modells gekostet, das Geld kam durch Spenden, aber auch mit Unterstützung der Stadt zusammen. "Die Auflagen seitens des Ordnungsamtes sind jetzt höher, was Lautstärke und Uhrzeiten betrifft, aber das ist in Ordnung, so funktioniert eine Demokratie." Die Stadt hat es auch genehmigt, dass der Bauwagen an der Bachstraße gegenüber des Floraparkeingangs stehen darf, eine Standgebühr wird nicht erhoben.

Janz hat als Kopf des Vereins Artfakt - drei weitere Mitstreiter gibt es - viel vor mit dem Gefährt, will es als einzige mobile Galerie in der Stat etablieren. Die Bachstraße bleibt als fester Standort, "doch wenn man uns einlädt, dann kommen wir", sagt der freischaffende Maler, Literat, Filmemacher, Bastler.

Noch bleiben die Einladungen aus, aber was nicht ist, kann ja noch werden, hofft Janz. Die aktuelle Ausstellung mit Werken von Rudolf Mocka läuft ganz gut, überraschend viele Nachbarn schauen vorbei, zeigen keine Scheu, bringen auch mal eine Flasche Wein oder Obst mit. "So soll es sein", freut sich der 56-Jährige. "Ich will vor allem Low-Budget-Künstlern ein Podium bieten, auch Lesungen, Konzerte oder kleine Aufführungen sollen stattfinden", sagt Janz. Er will auf jeden Fall an die alten Zeiten anknüpfen, als die Aktionen des Vereins Artfakt für Aufsehen sorgten. Etwa als Passanten in einem aufgestellten Pool ihre Hände in Unschuld waschen konnten. Oder als den illuminierten Bäumen im Florapark nach Ela bei einem Konzert von Cellospielern ein Ständchen gespielt wurde.

Nicht so gut zu sprechen ist Wolfram Janz auf den Staatsschutz. "Die waren nach dem Brand zwar da, haben aber gar nicht richtig geguckt. Ich habe dann später in den Trümmern noch Brandbeschleuniger gefunden", berichtet er. Im Oktober vergangenen Jahres ist bei ihm dann sogar ein Bekennerschreiben eingetroffen - vom "Komitee Bakunin". "Das war ein russischer Revolutionär und Anarchist. Ihm hätte wahrscheinlich gefallen, was wir hier machen. Ich glaube, das Schreiben war ein Fake", sagt Janz.

Die Polizei hat das Verfahren längst eingestellt. Der 56-Jährige wird jetzt die Sicherheitsvorkehrungen am neuen Bauwagen auf jeden Fall verstärken. Auch eine Solaranlage soll installiert werden.

Am Freitag wird die Ausstellung von Rudolf Mocka mit einer Performance ab 18 Uhr beendet. Der Künstler beschäftigt sich in seiner Malerei mit Gegensatzpaaren: Er und sie, Ying und Yang, Adam und Eva. Bemerkenswert ist die Skulptur Big Brother. "Sie speichert Energie und Informationen, die direkt aus dem Kosmos kommen. Diese Informationen lassen sich auf Knopfdruck abrufen", erklärt der Künstler. Ein zusätzlicher roter Knopf ist auf dem Kopf angebracht. "Der ist zum Lachen da", erklärt Mocka.

(RP)
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