Bilk Bilker Büchertausch wird zwei Jahre alt

Bilk · Auf dem "grünen Dreieck" der Fleher Straße tauschen sich Senioren alle zwei Monate über Bücher aus.

Den ganzen Tag lang war es trocken, doch als Anne Mommertz zu reden beginnt, fängt es natürlich an zu regnen. Sie lässt es sich nicht anmerken - und das gute Dutzend Damen, das ihr aufmerksam zuhört, ebenso wenig. Der Kuchen steht immerhin sicher unter dem Pavillon, der Kaffee wartet in einer Thermoskanne - und vor allem liegen die Bücher in grauen Kisten bereit. Wovon Anne Mommertz nämlich gerade redet, ist der "Büchertausch auf dem grünen Dreieck", wie sie es nennt. Auf einer kleinen Wiese an der Ecke Fleher Straße / Planetenstraße im Stadtteil Bilk treffen sich nun bereits zum zehnten Mal lesebegeisterte Senioren, um Bücher miteinander zu tauschen - und sich über sie auszutauschen.

Die gebürtige Aachenerin Anne Mommertz - inzwischen lebt sie in Lierenfeld - ist eine Künstlerin, die sich mit "Kultur von Unten" beschäftigt, wie sie es beschreibt. In verschiedenen Stadtteilen hat sie schon verschiedene Kulturprojekte mit den Leuten vor Ort gestartet. Mit Senioren aus Oberbilk etwa hat sie ein kleines Buch über das Zuhause-Sein verfasst und darin die liebsten Erinnerungsstücke der Menschen in Worten und Bildern gezeigt.

Der Bilker Büchertausch ist nun ein neues Projekt, das die Künstlerin zusammen mit dem "Netzwerk Bilk" aus Diakonie, Caritas und Arbeiter-Samariter-Bund entwickelt hat. Dieses Netzwerk setzt sich mit Aktivitäten und Veranstaltungen für die Senioren im Stadtteil Bilk ein. Seit inzwischen drei Jahren kommen die Frauen und Männer aus dem Viertel nun alle zwei Monate zusammen. Sie bringen zu den Treffen Bücher mit, die sie bereits gelesen haben - und nehmen neue mit, die die anderen gelesen haben.

So entsteht nicht nur ein Austausch der Bücher, sondern auch ein Austausch über die Bücher. In den Kisten liegen ganz verschiedene Werke für alle Geschmäcker, etwa "Der Turm" von Uwe Tellkamp oder aber die erfolgreiche Thriller-Trilogie des skandinavischen Autors Stieg Larsson.

Was dagegen nicht der Sinn der Sache ist, erklärt Anne Mommertz auch: "Wir hatten hier schon Leute, die einfach ihren Kofferraum voller Bücher bei uns abladen wollten." Das sei aber nicht nur gegen die Regeln der Veranstaltung, sondern auch schlicht nicht umsetzbar.

Barbara Heckhoff von den Netzwerkern bringt die Bücher nämlich jedes Mal eigens mit einer Sackkarre zu den Treffen. Eine ganze Kofferraumladung voller Wälzer bekommt sie da gar nicht drauf. Zudem fiele auf diese Weise ja auch der direkte Austausch weg.

Anne Mommertz jedenfalls lobt so viel Engagement der Senioren (wobei Senioren aus ihrer Sicht ja ein fragwürdiger Begriff sei). Vor kurzem sei es sogar gelungen, für das grüne Dreieck an der Fleher Straße eine Parkbank zu beschaffen. Dort können Passanten jetzt auf dem Weg vom oder zum Einkaufen kurz Rast machen. "Hier entsteht Kultur", findet Künstlerin Mommertz.

(RP)
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