Bilk Schöner wohnen auf dem Bunker

Bilk · Der Bilker Bunker soll ein Kulturzentrum für den Stadtteil werden. Und auf dem Dach sollen Wohnungen entstehen.

 Architekt Carsten Blankenhorn öffnet eine von vier Türen in die Vergangenheit, mächtige Stahltüren.

Architekt Carsten Blankenhorn öffnet eine von vier Türen in die Vergangenheit, mächtige Stahltüren.

Foto: Andreas Endermann

Von Außen wirkt er ja ganz heiter. Mit seiner bemalten Fassade, auf der ein Schiff durch die See schlingert, an Bord auch Heinrich Heine und der "Schwarze Fürst" von Paul Klee. Der rettende Leuchtturm ist schon in Sicht - irgendwie tröstlich dieses Wandgemälde der Gruppe Farbfieber e.V.. Innen aber bringt jeder Schritt die Vergangenheit näher. Und die beklemmende Ahnung, wie das hier gewesen sein muss in den Kriegsnächten, dicht gedrängt mit vielen anderen - während draußen die Bomben einen Stadtteil zerstörten, vielleicht das eigene Haus. Und heute? In einem der Räume steht ein Mann und entwirft eine Vision. Denn die Zukunft des Bilker Bunkers hat längst begonnen.

 In den Schleusen warteten während des Kriegs die Menschen darauf, sicheren Boden zu erreichen.

In den Schleusen warteten während des Kriegs die Menschen darauf, sicheren Boden zu erreichen.

Foto: Endermann Andreas

Es wurde lange gerungen um diesen Zeitzeugen aus Beton. Als der Bund vor einigen Jahren die Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg versteigern wollte, interessierte sich bald ein Investor, nein nicht für den Koloss an der Ecke Aachener-/Karolingerstraße, der sollte abgerissen werden, sondern für das Grundstück, um Wohnungen zu bauen. Aber er hatte nicht mit der Bürgerinitiative "Bilk pro Bunker" gerechnet, die sich mit 1200 Unterschriften gegen die Pläne stemmte. Mit Erfolg. Der Bunker steht unter Denkmalschutz und der Investor verlor sein Interesse. Nicht aber die Architekten von "Küssdenfrosch". Ziel ihrer Gesellschaft: altes Düsseldorf vor dem Verschwinden zu retten. Das haben sie schon in ehemaligen Fabriken, Werkstätten und einem Kloster realisiert - einen Bunker aber hatten sie noch nie.

 Am 24. September können sich Bürger auch von Andreas Knapp durch den Bilker Bunker führen lassen.

Am 24. September können sich Bürger auch von Andreas Knapp durch den Bilker Bunker führen lassen.

Foto: Endermann Andreas

Andreas Knapp, Mitgründer der Gesellschaft, öffnet eine von vier Türen in die Vergangenheit, mächtige Stahltüren, der Weg führt in eine Schleuse, dann zur nächsten Stahltür. In diesen Schleusen warteten in den Kriegsnächten die Menschen darauf, sicheren Boden zu erreichen. Die Türen sind original erhalten mit ihren schweren Riegeln - und werden bleiben. In einer Ecke im Keller sind noch immer Betonsteine gestapelt, sie sollten die Eingänge vor Druckwellen stabilisieren, wenn in der Nähe Bomben detoniert waren.

Nach dem Krieg blieb der Bunker ein Schutzort für den Katastrophenfall. Und wurde deshalb noch 1999, drei Jahre vor seiner Versteigerung, komplett renoviert mit frischem Innenanstrich, einem knallroten Dieselmotor im Keller, der die Lüftung betreiben sollte und nie genutzt wurde, einer zentralen Pumpanlage fürs Abwasser, zwei Öltanks - "ich glaub', die sind noch mit je 20.000 Litern Heizöl gefüllt", vermutet Andreas Knapp.

Auch in den fünf oberirdischen Etagen war der Ernstfall Jahrzehnte nach dem Krieg zumindest eine exakt geplante Möglichkeit. Feldbetten inklusive. Die wurden erst kurz vor der Versteigerung abtransportiert. Als die Räume leer waren, wurden Düsseldorfer Künstler eingeladen - da ja eh der Abriss geplant war - sich "auf den Wänden auszutoben", etliche der Wände zeigen noch heute ihre Auseinandersetzung mit dem ungewöhnlichen Ort. Man würde sich leicht verlaufen in diesen verwinkelten Etagen, würden nicht überall Markierungen in Leuchtschrift (auch in völliger Dunkelheit sichtbar) den Weg weisen - ins Freie, in die Sonne. Und direkt in die Zukunft.

Denn der Bunker soll nach den Plänen seiner Besitzer was aufs 2,50 Meter dicke Dach kriegen: Schöner Wohnen mit Fernblick. Drei Eigentumswohnungen mit insgesamt 450 Quadratmetern wären möglich, dann bliebe immer noch Platz für einen Dachgarten. Mit dem Erlös wollen die Architekten ihr Bunker-Projekt finanzieren, den Betonklotz als Kulturzentrum für den Stadtteil herrichten. Andreas Knapp: "Ein Café ist geplant, aber auch Räume für Ausstellungen und Theatergruppen."

Drei Programmkinos sind ebenfalls denkbar, auch da wird bereits von Betreibern Interesse signalisiert. Dazu aber müssten einige Decken entfernt werden, nun wird mit einem Spezialverfahren geprüft, ob die Statik das eigentlich hergibt. Dabei durchleuchten elektromagnetische Strahlen den Beton - und dabei eben dann auch die Bilker Vergangenheit.

(RP)
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