Düsseldorf Schüler gestalten NS-Mahnmal neu

Bilk · Das Mahnmal in Bilk für die von den Nazis erschossenen Männern der "Aktion Rheinland", die Düsseldorf zu Kriegsende kampflos übergeben haben, hat eine neue Text-Stele. Gebaut haben diese Azubis des Franz-Jürgens-Berufskollegs.

 Sahin Ennulat, Jona Zeising (hinten), Oskar Karenkiewiez und Robert Mauerberger gehören zu den Berufsschülern, die an der Anton-Betz-Straße die Text-Stele angefertigt haben.

Sahin Ennulat, Jona Zeising (hinten), Oskar Karenkiewiez und Robert Mauerberger gehören zu den Berufsschülern, die an der Anton-Betz-Straße die Text-Stele angefertigt haben.

Foto: Anne Orthen

Wer sie nicht gezielt gesucht hat, der hatte bisher kaum Chancen, die Gedenkstätte zu Erinnerung an die von den Nazis kurz vor Kriegsende ermordeten Mitglieder der "Aktion Rheinland" zu finden. Denn das Mahnmal liegt versteckt in einem Neubaugebiet in Bilk an der Anton-Betz-Straße. Kein Hinweisschild zeigte bislang den Weg dorthin an. Schon lange war man deswegen bei der Mahn- und Gedenkstätte unzufrieden - sowohl mit der Gestaltung des Mahnmals selbst, als auch mit auch der mangelnden Beschilderung. Die Hinweisschilder hängen seit einigen Tagen. Und auch eine neue Stele wurde feierlich enthüllt, die detailliert über die dramatischen Geschehnisse in der Nacht vom 16. auf den 17. April 1945 informiert. Damals waren an dem Ort in Bilk fünf Männer, unter ihnen der Polizeipräsident Franz Jürgens, erschossen worden, weil sie mitgeholfen hatten, Düsseldorf kampflos an die Amerikaner zu übergeben. Dadurch konnte die Stadt vor einem weiteren, verheerenden Bombenangriff bewahrt werden.

Die neue, von der Mahn- und Gedenkstätte angefertigte Texttafel ergänzt das Ensemble des vorhandenen Mahnmals - ein Teilstück der Hinrichtungsmauer, eine in die Jahre gekommene Gedenktafel sowie ein Goethe-Zitat auf einer Metallplatte - um eine neue, zeitgemäßere Darstellung der Ereignisse im April 1945. Mit der Präsentation wurden Schüler des benachbarten Franz-Jürgens-Berufskollegs beauftragt. Auszubildende des Metallbaus haben die Gestaltung der Stele übernommen, Schüler der neu gegründeten gymnasialen Oberstufe des Berufskollegs den Text ins Englische übersetzt.

"Wir hätten auch einen Profi beauftragen können", sagt Bastian Fleerman, der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. "Wir haben uns aber ganz bewusst für die jungen Leute entschieden." Denn an dem Berufskolleg direkt nebenan wird über die Namensgebung mit Franz Jürgens hinaus die Erinnerung an die fünf Ermordeten traditionell wach gehalten.

"Wir führen alle neuen Schüler in den ersten Wochen im Unterricht an das Thema heran", berichtet Nina Bräu, Lehrerin im Bereich Duale Ausbildung Metallbau. "Dabei setzen wir uns aber durchaus auch kritisch mit Franz Jürgens auseinander, der ja Mitglied der NSDAP war." Die Zelle, in der die fünf Männer ihre letzte Nacht verbringen mussten, befindet sich übrigens im Altbautrakt der Schule. Der fensterlose Raum wird als Gedenkstätte sorgsam gepflegt.

Als zu Schuljahresbeginn nun der Auftrag von der Mahn- und Gedenkstätte kam, die Text-Stele anzufertigen, habe man freudig zugesagt, berichtet Schulleiter Manfred Uchtmann-Göttinger. "Denn das Mahnmal am Erschießungsort ist über die Jahre hinweg doch sehr vernachlässigt worden. Was nicht zuletzt daran lag, dass die Stelle Privatgrund ist."

Sechs Entwürfe haben die Metallbau-Azubis in Kooperation mit der Metallbaufirma Kitzinger erstellt, ausgewählt wurde schließlich die Stele von Jan Schäfer, auf der die neue Textplatte wie auf einem Pult aufliegen wird. Platziert wurde sie am Eingang des Mahnmals. Die Besucher können sich dort nun detailliert über das Geschehen zu Kriegsende informieren. Die dramatischen Ereignisse sind als "Weg der Befreiung" in die Düsseldorfer Geschichte eingegangen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort