Derendorf Das Derendorfer Drachen-Reich

Derendorf · Die Fabelwesen von Kai Rieleit sind alles andere als furchterregend. Die für Kinder haben zum Beispiel die Form von Marienkäfern oder Pinguinen. Für Erwachsene gibt es in dem einzigen Drachenladen der Stadt auch rasante Flugobjekte.

 Kai Rieleit hat vor gut zehn Jahren das Geschäft seiner Mutter übernommen. Auf den Rheinwiesen testet er schon mal seine neue Drachen.

Kai Rieleit hat vor gut zehn Jahren das Geschäft seiner Mutter übernommen. Auf den Rheinwiesen testet er schon mal seine neue Drachen.

Foto: Andreas Endermann

Im Land der Fabelwesen verliert man schnell den Überblick. Mit nur knapp 30 Quadratmetern ist es zwar nicht sonderlich groß, doch eben so übervölkert, dass man froh ist, wenn der Herrscher im Reich der Drachen einem schnell zur Hilfe eilt. Im einzigen Fachgeschäft dieser Art in der Stadt hat Kai Rieleit über die Jahre eben eine beeindruckende Sammlung an Kinder- und Lenkdrachen zusammengestellt, die die Form von Marienkäfern, Piratenschiffen oder Pinguinen haben oder einen Totenkopf zeigen. Eigentlich hat Rieleit Philosophie studiert, seit gut zehn Jahren aber betreibt er jetzt schon den Laden, in dem er auch verletzte beziehungsweise beschädigte Fabelwesen verarztet.

Der Drachenladen hat an der Münsterstraße eine lange Geschichte. "Meine Mutter eröffnete das Geschäft vor gut 30 Jahren, weil mein Vater Hobby-Drachenflieger war und meine Mutter sah, dass die Nachfrage nach so einem Geschäft groß war", sagt der Derendorfer. Von den einst mehreren Fachgeschäften in der Stadt hat nur der an der Münsterstraße 71 überlebt. In den 80er und 90er Jahren habe es einen regelrechten Drachen-Hype gegeben: "Ich weiß nicht genau, warum, aber damals waren Drachen sehr teuer, und die stablosen gab es damals noch nicht. Und so bauten sich viele Leute eben ihren eigenen und ließen ihn dann zum Beispiel auf den Rheinweisen steigen."

Dort kann man auch Kai Rieleit immer mal wieder sehen, denn neue Objekte teste er immer erst gerne erst einmal selber, um seine Kunden dann genau beraten zu können. Der Derendorfer betrachtet das Drachensteigen nicht nur als Hobby. Kinder könnten beim Bauen und Steigenlassen einiges lernen, findet er: "Gerade im Bildungsbereich ist es toll, Drachen als Thema zu behandeln. Dann können die Kinder zu Beispiel mehr über Physik, etwa über Aerodynamik, lernen, aber auch über die Geschichte der Drachen." Und wenn die Kinder dann im Park oder auf der Wiese feststellen, dass der Drache wirklich mehrere Meter in die Höhe steigt, das alles Theoretische in der Praxis tatsächlich klappt, sei das immer beeindruckend. "Nicht nur gesagt zu bekommen, dass etwas funktionieren wird, sondern das selbst zu sehen, ist ein großes Erfolgserlebnis."

Im hinteren Teil des Geschäfts gibt es viele Lenkdrachen (ab circa 30 Euro). "Die sind eher etwas für Erwachsene und diejenigen, die Drachen zu Beispiel sportlich betreiben wollen", sagt der Experte. So gibt es welche, mit denen sich zum Beispiel Kitelandboarder und -buggy-Fahrer von einem Drachen ziehen lassen können. Dabei kommt meist die stablose Variante zum Einsatz, die einem Fallschirm oder auch einem Paraglidingschirm ähnelt, allerdings nicht ganz so groß ist.

Außerhalb des Derendorfer Drachenreichs sieht man meist vor allem im Herbst Drachenflieger. Zwei wichtige Tipps hat der Experte für Neulinge: "Am besten auf Wiesen oder Felder mit möglichst wenig Bebauung gehen. Denn je böiger der Wind ist, desto schwieriger wird es, den Drachen steigen zu lassen. Und natürlich Hochspannungsleitungen meiden."

(semi)
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