Haushaltswarenhandel in Düsseldorf-Derendorf Der Letzte seiner Art

Derendorf · Dagmar und Karl-Heinz Gatzen betreiben ein Haushaltswarengeschäft. Mit 40.000 Artikeln und einer bald 100-jährigen Geschichte.

 Mitarbeiterin Alice Nell, Karl-Heinz und Dagmar Gatzen (v.l.) kennen sich trotz der 40.000 Artikel in ihrem Laden aus.

Mitarbeiterin Alice Nell, Karl-Heinz und Dagmar Gatzen (v.l.) kennen sich trotz der 40.000 Artikel in ihrem Laden aus.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Dagmar Gatzen wurde in das Geschäft sozusagen hineingeboren. Ihr Großvater, der Schmied Gustav Ritzdorf, hatte es im Jahr 1924 eröffnet und im Januar 1961 an seinen Sohn Paul, Dagmars Vater, abgegeben.

"Ich war bereits während meiner Kindheit jeden Tag im Geschäft", erzählt Gatzen. Wenn sie aus dem Kindergarten und später aus der Schule kam, führte sie der Weg sofort in den elterlichen Laden. Schon früh hat sie im Verkauf mitgearbeitet und war von Anfang an mit Herz und Seele dabei.

Also lag es nahe, eine Ausbildung zur Verkäuferin zu absolvieren. "Ich durfte aufgrund meiner Verkaufserfahrung bereits nach einem halben Jahr die Prüfung ablegen", erinnert sie sich. Das Sortiment von Ritzdorf war übrigens schon damals ähnlich umfangreich wie heute, es gab und gibt. Neben Haushalt- und Eisenwaren, Elektrokleingeräte, viele verschiedene Geschenkartikel sowie Schlüssel aller Art. Im Laufe der Jahre sind so manche neue Artikel hinzugekommen, wie beispielsweise vor einiger Zeit LED Lampen.

Im Januar 1986 hat Dagmar Gatzen, inzwischen verheiratet, gemeinsam mit ihrem Mann das Geschäft von ihren Eltern übernommen. Karl-Heinz Gatzen ist gelernter Elektroniker und kümmert sich seitdem neben dem Verkauf um Gravuren und Montagen von Schlössern. Auch wenn mal ein Schlüssel von Hand gefeilt werden muss, ist das seine Aufgabe. Alle anderen Schlüssel können seine Frau und Mitarbeiterin Alice Nell, die bereits seit 27 Jahren bei Ritzdorf arbeitet und eigentlich schon im Ruhestand ist, längst selbst herstellen.

Jeden einzelnen der mehr als 40.000 Artikel in ihrem Geschäft, darunter allein 160 verschiedene Staubsaugerbeutel und natürlich tausende von Schrauben und Nägeln, zu kennen und ganz genau zu wissen, in welcher Schublade oder in welchem Regal er sich befindet, ist für die Geschäftsfrau selbstverständlich. Das habe sie alles "auf der Festplatte" in ihrem Kopf gespeichert, sagt sie. Mehrere hundert Stammkunden wissen das zu schätzen, kommen immer wieder - manche schon seit 40 Jahren - und empfehlen das Geschäft weiter.

Natürlich, so Dagmar Gatzen, spüren auch sie die Konkurrenz durch Baumärkte oder Internetshops. Es sei sogar schon vorgekommen, dass jemand ein defektes Gerät, das er im Internet gekauft hatte, bei ihr umtauschen wollte. "Das machen wir natürlich nicht", sagt die Inhaberin. Zwar komme so etwas nur selten vor, dennoch sei Ritzdorf eines der letzten Geschäfte seiner Art in Düsseldorf. Es habe mal rund 30 Läden mit einem ähnlichen Sortiment in der Stadt gegeben, die jedoch alle nach und nach aufgegeben hätten. "Die meisten haben keinen Nachfolger gefunden, für manche hat es sich aber auch einfach nicht mehr gelohnt, weil die Umsätze gesunken sind." Sie selbst profitieren allerdings bereits seit geraumer Zeit auch vom Internet, denn ihr Sohn, von Beruf Medienfachwirt, hat ihnen schon vor Jahren eine Website eingerichtet.

"Viele Neukunden berichten uns seitdem auf Nachfrage, dass sie auf der Suche nach einer ausgefallenen Glühlampe oder einem bestimmten Werkzeug im Internet auf uns gestoßen sind", erzählt Karl-Heinz Gatzen.

Einen Nachfolger hat jedoch auch Ritzdorf nicht. Der Sohn hilft zwar im Notfall gern mal aus, möchte das Geschäft aber nicht übernehmen.

(RP)
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