Düsseltal/Fingern Dicke Luft im Stadtbezirk 2

Düsseltal/Fingern · Fingern und Düsseltal sind die am dichtesten bebauten Stadtteile in Düsseldorf. Wenig Platz bleibt für die Frischluftzufuhr.

Ein paar Blümchen auf dem Balkon, die alte Birke vor der Haustür und der kleine Park um die Ecke - die meisten Menschen fühlen sich gleich wohler, wenn sie von ein bisschen Grün umgeben sind. Auch mitten in der Großstadt. Wichtig ist Begrünung vor allem für die Frischluftzufuhr und das Klima. Das Umweltamt hat dazu vor einigen Jahren eine sogenannte Planungshinweiskarte erstellt, in der Last- und Ausgleichsräume aufgezeigt werden und die in der Sitzung der Bezirksvertretung 2 nochmals vorgestellt wurde.

60 Prozent der Räume im gesamten Stadtgebiet bestehen aus Waldflächen, Wasser und städtischen Grünzügen. 40 Prozent der Räume sind bebaut, locker bis hoch verdichtet, einige Flächen werden gewerblich beziehungsweise von der Industrie genutzt. Eine gute Quote, wie so mancher finden wird. Im Stadtbezirk 2 aber sieht das ganz anders aus: In Fingern und Düsseltal herrscht dicke Luft.

Keine elf Prozent der Flächen stehen Gewässern und städtischen Grünzügen zur Verfügung, Wälder gibt es im Stadtbezirk 2 überhaupt nicht. 89 Prozent von Fingern und Düsseltal sind bebaut, bei mehr als der Hälfte der Fläche spricht Stefan Wenzel, beim Umweltamt zuständig für Klimaschutz, von einem verdichteten beziehungsweise sehr hoch verdichteten Innenstadtbereich. Damit ist der Stadtbezirk der am schlechtesten begrünte Bereich der Landeshauptstadt. Am grünsten ist es nach Angaben des Umweltamtes im Stadtbezirk 7, der die Stadtteile Gerresheim, Grafenberg, Ludenberg, Hubbelrath und Knittkuhl umfasst (78,4 Prozent Ausgleichsräume und 21,6 Prozent Lasträume).

Die dichte Bebauung in Flingern und Düsseltal hat natürlich Auswirkungen auf die Luft. In Straßenschluchten, Häuserblocks und Industriearealen heizen sich Oberflächen bei Sonneneinstrahlung stark auf. Die Luft erwärmt sich, verbaute Materialien wie Beton, Steine und Asphalt speichern Wärme länger als Wiesen und Grünflächen. Damit kann sich zum Beispiel die Abkühlung in der Nacht verzögern. In bestimmten Bereichen rät die Stadt, zusätzliche Bebauung zu vermeiden, zum Beispiel im Zentrum von Düsseltal. Außerdem wird empfohlen, "Grünvernetzungen" im Stadtteil zu bilden, um die Anbindung an größere Ausgleichsräume zu verbessern.

Nur zwei klimarelevante Grünanlagen gibt es im Stadtbezirk 2: den Zoopark und die Bezirkssportanlage. Eine kleine Klimaschutzzone finden die Bewohner zusätzlich im Hanielpark - diese Anlagen müssen erhalten werden. "Im westlichen Düsseltal sollte der Versiegelungsgrad durch Blockentkernung verringert werden", rät Wenzel. Gibt es zu wenig Platz für eine Flächenbegrünung, so können Innenhöfe, Dächer, Wege und Fassaden begrünt werden. Außerdem, so empfiehlt es das Umweltamt, sollen Gewerbe- und Industrieflächen großzügig begrünt werden, wie zum Beispiel im östlichen Flingern.

"Frischluftschneisen verlaufen gerne an Bahnlinien", sagt Stefan Wenzel, der auf den geplanten Rhein-Ruhr-Express verweist. Beim Bau der sechs Meter hohen Schallschutzwände wird die Frischluftzufuhr für den Stadtteil eine wichtige Rolle spielen. Ein Kompromiss zwischen Luft und Lärm müsse dann erarbeitet werden.

(RP)
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