Bilk Ein Bildband über das historische Bilk

Bilk · In seinem Buch "Zeitsprünge" zeigt der Student Henning Schmidt alte Originalaufnahmen und neue Fotos.

Henning Schmidt ist ein echter "Bilker Jong". 1992 wurde er in Bilk geboren und lebt dort bis heute. Das alte Studentenlokal "Tigges" ist zu seiner Stammkneipe geworden. Den Charme traditionsreicher Orte schätzt er sehr.

Als Student für Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität hat der 21-Jährige seine Leidenschaft für die Vergangenheit schon früh entdeckt, ebenso wie den Wissensdurst nach Hintergründen und Details. Genau das möchte er in seinem neuen Buch über seine Heimat zum Ausdruck bringen: Wie sahen Bilk und Umgebung früher aus? Was hat sich verändert?

Auf dem Cover steht der schlichte Titel "Zeitsprünge Düsseldorf-Bilk", darunter die Bilker Kirche. "Sie wurde 1924 von einem Orkan beschädigt und ist ein gutes Beispiel für die große Vergangenheit der Bilker", meint der Jungschriftsteller. Auf den folgenden 96 Seiten schickt Henning Schmidt seine Leser auf eine Zeitreise, möglichst authentisch, ohne Inhaltsverzeichnis.

Straßenzüge, Schulen, Kneipen und Ortsvereine — der junge Historiker nahm sein Umfeld genau unter die Lupe. Auf jeder Doppelseite gibt es eine historische Fotografie, die aus Postkarten oder alten Fotoalben stammt. Das älteste Bild ist aus dem Jahr 1875. Zu sehen ist eine Dampflokomotive, die nach einer Entgleisung die Fassade eines Hauses in der Friedrichstraße zerstört hatte. Neben den alten Aufnahmen findet sich immer auch ein neues Foto, das der Student als spontane Impression selbst geschossen hat. An der Friedrichstraße steht heute genau an dieser Stelle die portugiesische Botschaft, umgeben von Geschäften, Restaurants und Hotels. "Ich habe bewusst immer dieselben Orte fotografiert, die ich auf den alten Vorlagen gefunden habe", sagt Schmidt. "Dadurch entstanden historische Kontraste, die detaillierte Einblicke in die Vergangenheit geben. Es ist interessant zu beobachten, wie sich alles verändert hat und wie es hier früher aussah."

Kontrastreich sind auch die Darstellungen der heutigen Verkehrsachsen im Stadtteil: Der Graf-Adolf-Platz, der heute täglich von rund 45 000 Fahrzeugen befahren wird, erschien Anfang des 20. Jahrhunderts noch als idyllische Flaniermeile. Auch das Gelände der Düsseldorf Arcaden, heute ein wichtiger Umschlagplatz für rund 300 000 Pendler, fällt in der Aufnahme von 1910 mit wenigen Spaziergängern, nur einer Straßenbahn und dem freien Blick auf das "Tigges" wenig auf. Alte Fotos der Löwensenffabrik oder der Papierproduktion zeugen von dem Industriestandort, der sich mit der Zeit auch zum Studentenviertel entwickelt hat. "Bilk ist sehr vielfältig in seiner Vergangenheit", so Schmidt. "Es gab einen großen Strukturwandel, den ich durch die Bilder und Geschichten darstellen möchte." Zu allen Bildern gibt es umfangreiche Erläuterungen. Für seine Recherche, die fast ein Jahr gedauert hat, nutzte der Student nicht nur das Stadtarchiv, sondern befragte auch Zeitzeugen wie Horst Esser. Der 74 Jahre alte Düsseldorfer ist Mitglied bei den Bilker Heimatfreunden und gab dem Studenten nicht nur viele Erinnerungen an das alte Erscheinungsbild der Stadt weiter, sondern gewährte ihm auch Einsicht in das Archiv des Vereins.

Sein Vater, der bereits ähnliche Werke in der Region Duisburg verfasst hat, war ihm ebenfalls eine große Hilfe. Schmidt konnte durch sein Buchprojekt seinen Heimatort noch besser kennenlernen. "In 50 Jahren wird vielleicht jemand noch einmal so ein Buch schreiben", meint er. "Ich würde es dann auf jeden Fall lesen, denn man kann seine eigene Gegenwart dadurch viel besser nachvollziehen. Geschichte darf nicht verloren gehen."

(mro)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort