Eller Bahnhof seit zehn Jahren ohne Graffiti

Eller · Immer mal wieder versuchen es Sprayer - lange bleiben die Schmierereien nicht in der Unterführung am S-Bahnhof in Eller. Die Werbegemeinschaft hat 2007 Graffiti den Kampf angesagt und ist damit sehr erfolgreich.

 Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Eller, Jürgen Hagendorn, kämpft seit zehn Jahren gegen Graffiti am S-Bahnhof Eller.

Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Eller, Jürgen Hagendorn, kämpft seit zehn Jahren gegen Graffiti am S-Bahnhof Eller.

Foto: Nicole Kampe

Ein paar Schlieren sind noch zu sehen auf den hellen Fliesen, Schriftzüge werden es einmal gewesen sein. Dazwischen, auf den Fugen, ist die Farbe geblieben - rot, blau, lila. Lampen haben sie verschmiert und Stromkästen, die Außenfassade trägt Namenskürzel und undefinierbare Motive: Immer wieder malen Sprayer vor und in der Unterführung am S-Bahnhof Eller zwischen den beiden Parkplätzen Graffiti an die Wand - meistens nachts, wenn sie ungestört sind. Es gab eine Zeit, da sind die Menschen nur noch ungern durch den Tunnel, "sie liefen regelrecht gebückt", erzählt Jürgen Hagendorn, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Eller. Es gab sogar eine Zeit, "da hat selbst die Bahn die Unterführung aufgegeben", glaubt Hagendorn zu wissen.

Diese Zeit liegt zurück - zehn Jahre sind es inzwischen, ganz zufällig stießen Jürgen Hagendorn und seine Mitstreiter jetzt auf das Datum, als sie 2007 mit den Säuberungsaktionen starteten.

Initiator der Kampagne war damals Klaus Keller, Mitglied der Werbegemeinschaft, der jeden Morgen durch den Tunnel musste, um zu seinem Fahrradgeschäft an der Vennhauser Allee zu kommen. Geglaubt hat vor zehn Jahren niemand so recht an seine Idee, "aber wir haben es probiert", sagt Hagendorn. Dafür nahmen die Mitglieder der Werbegemeinschaft eigenes Geld in die Hand, knapp 5000 Euro pro Jahr und engagierten Julia Heuers Firma "SauberKonzept", die seitdem einmal in der Woche kommt und die Fliesen reinigt. Manchmal auch öfter, "nach 48 Stunden sollen die Schmierereien weg sein", sagt sie. Inzwischen bietet Heuer eine Art Flatrate an, Unternehmen wie Privatpersonen nutzen den Service. Und eben die Werbegemeinschaft. Einen Festpreis - so viele Graffitireinigungen, wie nötig sind.

600 Einsätze werden es in den letzten zehn Jahren gewesen sein, mal kleinere, mal größere Wandbilder. Wichtig ist, schnell zu sein, "dann nehmen wir den Sprayern die Leinwand, und das Sprayen wird für sie uninteressant", sagt Heuer. Weil Farbe kostet und die Graffiti gesehen werden sollen - die Namen, die Motive, die Kürzel.

Schnell hat sich die Lage am S-Bahnhof Eller-Süd verbessert, nachdem es die ersten Reinigungen gegeben hatte. Bald bekam die Werbegemeinschaft Unterstützung von der Bezirksvertretung 8, inzwischen sind auch Deutsche Bahn und Stadt an Bord. Ein bisschen kompliziert ist die Lage am Tunnel: "Für die Personenunterführung ist die Stadt zuständig, ab den Treppen zum Bahnsteig, sind wir als DB AG verantwortlich", sagt ein Bahnsprecher. Einmal seien die Eingänge am Tunnel gestrichen worden, "wir sprechen in dieser Woche mit der Werbegemeinschaft, was man dort machen kann", sagt der Unternehmenssprecher, bald soll sich etwas tun, versichert er. Eine Idee ist, die Wände im Tunnel für professionelle Graffiti freizugeben, "so wie am Bahnhof in Eller-Mitte", sagt Jürgen Hagendorn.

Mit dem Bezirksbürgermeister Gerwald van Leyen (CDU) ist der Chef der Werbegemeinschaft bereits im Gespräch.

Es ist ein bisschen wie das Katz- und Maus-Spiel, die Jagd nach dem Unbekannten, dem Vandalen, dem Idioten, der wieder seine Schriftzüge hinterlassen muss. Zehn Jahre hat die Werbegemeinschaft schon durchgehalten, viele weitere will sie noch schaffen. "Einen langen Atem braucht man dafür", sagt Hagendorn. Aber gelohnt hat sich der Aufwand: "Es ist viel weniger geworden", sagt er. "Andere Stadtteile können sich bei uns was abschauen."

(RP)
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