Markus Söhnlein Düsseldorfs hippster Priester

Eller · Markus Söhnlein ist gerade von Kardinal Woelki geweiht worden. Am Sonntag feiert er Primiz.

 Markus Söhnlein könnte ein ganz normaler Typ an der Haltestelle sein. Ist er ja auch, aber er ist außerdem noch katholischer Priester.

Markus Söhnlein könnte ein ganz normaler Typ an der Haltestelle sein. Ist er ja auch, aber er ist außerdem noch katholischer Priester.

Foto: Andreas Endermann

Er mag die Menschen, sagt Markus Söhnlein, und dass jeder ja etwas Liebenswertes, etwas Gütiges habe, und er wolle dies finden, entdecken, bewusstmachen. Ein Treffen mit Markus Söhnlein ist eben nichts für Zyniker, er ist seit diesem Monat geweihter Priester, was für das Erzbistum Köln wohl eine große Freude sein mag, denn natürlich hat die katholische Kirche Nachwuchssorgen, zumindest in Deutschland.

So mag die Frage nahe liegen, was denn mit ihm nicht stimme, dass er diesen doch recht radikalen Weg eingeschlagen habe: Priester, ein 35 Jahre alter Rheinländer, augenscheinlich intelligent, bester seines Jahrgangs im Abitur, neugierig und aufgeschlossen. Irgendetwas muss daran doch faul sein.

Das ist eben nicht so, sagt Söhnlein wie nicht anders zu erwarten und dann bemüht er gerade das Bild der Ehe, um zu verdeutlichen, was für ein Schritt es ist, Priester zu werden. Ein bisschen verrückt sei es ja auch, wenn man jemandem Fremden verspreche, ein Leben lang zusammenzubleiben, in guten wie in schlechten Tagen. Jeder, der verheiratet ist, kann das wiederum nachfühlen.

Söhnlein hat sich Gedanken gemacht. Lange schon. Als Kind reifte bei ihm in seiner Neusser Heimatgemeinde der Plan, Priester zu werden. Seine Eltern seien Vorbilder gewesen in der Art wie sie ihren Glauben leben, sagt er. Religiös sind die natürlich, der Vater Volkswirt, die Mutter Grundschullehrerin, es gibt noch zwei Schwestern in der Familie. Und doch, als er ihnen von seinem Vorhaben erzählt hat, er wolle Priester werden, waren die nicht gerade begeistert.

"Überleg es gut", haben die Eltern gesagt und dann: "wenn du es gut überlegt hast und immer noch der Meinung bist, es ist der richtige Weg für dich, unterstützen wir dich." Söhnlein ist seinen Eltern dankbar, seiner Gemeinde, in der er Messdiener, Lektor war. Dann hat er zunächst Geschichte studiert. Gott hat mehr mit dir vor, sagte es in ihm. Er schlug die Universitätskarriere als Historiker aus und ging das Theologie-Studium an. Dieser Weg ist nun gegangen.

Söhnlein ist nicht genervt, wenn man ihm die immer gleichen Fragen zur Kirche stellt. Nach Zölibat, nach Fragen der Sexualmoral, ist die Kirche noch zeitgemäß, selbst wenn der neue Papst Franziskus ein wenig volksnäher zu sein scheint als sein Vorgänger. Fragen, mit denen sich auch Söhnlein auseinandergesetzt hat. Er hat kein Patentrezept, nicht alle Antworten und doch ist er überzeugt, auf der richtigen Seite zu sein.

Er besucht die Menschen gern Zuhause, auch in Eller, wo er erst Kaplan war und nun Diakon ist. Seit zwei Jahren ist er in Düsseldorf, er bleibt noch ein weiteres Jahr hier, danach geht es weiter, irgendwo im Bistum. Eller, St. Gertrud, ist eine gute Station. Viel habe er vom örtlichen Pfarrer Joachim Decker gelernt, vor allem die Lockerheit, das Zugehen auf die Menschen. "Da habe ich noch Defizite", sagt Söhnlein.

Irgendwann will er eine eigene Gemeinde leiten, dort, "wo mich mein Bischof hinschickt", sagt er. Und er will wieder mehr Sport machen, er will mehr lesen, er will sich um die Menschen kümmern, die Botschaft seiner Kirche vermitteln, die ja von Liebe, Toleranz, Verantwortung und Freude durchdrungen ist. Er will Wege finden, dass die Menschen wieder den Weg zum Glauben finden, dass sie merken, es lohnt sich. Schwierig wird das, er weiß das wohl, "aber ich spüre, da ist bei vielen eine Sehnsucht nach Gott und eigentlich sind die Menschen auch offen für den Glauben." Man neigt dazu, Markus Söhnlein zu glauben. Er zumindest meint es ehrlich.

(RP)
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