Düsseldorf Ein ganzer Stadtteil will helfen

Düsseldorf · In Eller formiert sich eine breite Front aus Bürgern und Vereinen, Geschäftsleuten und Politik, Hilfswerken und Kirchen, um den Flüchtlingen koordiniert zu helfen. Wichtig könnte auch ein Diakonie-Projekt sein, dass Menschen in Jobs bringt.

 Die Sprache ist der Schlüssel zum Arbeitsmarkt: Lehrer Abdelali El Azime erklärt den Flüchtlingen, worauf es ankommt.

Die Sprache ist der Schlüssel zum Arbeitsmarkt: Lehrer Abdelali El Azime erklärt den Flüchtlingen, worauf es ankommt.

Foto: Andreas Endermann

Seit ein paar Wochen erst gibt es eine übergreifende Zusammenarbeit zwischen den Karnevalisten und den Schützen in Eller, Sommer- und Winterbrauchtum wollen Hand in Hand gehen, um gemeinsam etwas für den Stadtteil zu bewegen, und auch die Werbegemeinschaft "Individueller" mischt dabei mit. Nun kommt es zum ersten großen Test für das Bündnis. Und der fällt ganz anders aus als geplant.

Denn statt Karnevalspartys zu planen und Umzüge zu organisieren, möchte das versammelte Vereinsleben von Eller etwas für die Flüchtlinge tun, die im Stadtteil leben. So auch für die, die wohl in der kommenden Woche an der Heidelberger Straße auf dem Schützenplatz in ein Zelt einquartiert werden. "Sobald klar ist, wer der Träger der Einrichtung sein wird, werden wir uns mit ihm treffen und ausloten, was wir für die Menschen tun können", sagt Richard Hansen von der Werbegemeinschaft. Gemeinsam mit Schützen und Karnevalisten soll dann alles getan werden, um die Flüchtlinge herzlich im Stadtteil willkommen zu heißen, fügt er hinzu. Auch die Politik und die Verwaltung im Stadtteil soll einbezogen werden, das Ganze wird wohl in der kommenden Woche konkret.

Eine Möglichkeit ergäbe sich direkt um die Ecke vom Eller Schützenplatz: "Welcome@work" heißt ein neues Projekt der Diakonie Düsseldorf in Kooperation mit der renatec GmbH. Es wird mit 100 000 Euro von der Stiftung der Sparda-Bank gefördert und soll eine Brücke für Flüchtlinge ins deutsche Arbeitsleben sein. So etwa für den 37-jährigen Samer Kanjo.

Der Syrer floh 2014 aus Kobane vor dem IS und musste seine Frau und die Kinder zurücklassen. Nachdem ihm nun Asyl in Deutschland gewährt wurde, versucht er, Arbeit zu finden, um mit dem verdienten Geld seine Familie nachkommen zu lassen. Kanjo ist Elektriker, in Kobane hatte er eine eigene Firma, in dem Projekt lernt er nun deutsch.

Düsseldorf: An diesen Orten sollen Flüchtlinge untergebracht werden
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Düsseldorf: Hier sollen Flüchtlinge untergebracht werden

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Die Mitarbeiterinnen im Projekt organisieren berufsbezogene Intensiv-Sprachkurse, sie kümmern sich um die Anerkennung von Abschlüssen, sie beraten, welche offiziellen Stellen weiterhelfen können, knüpfen Kontakte zu Arbeitgebern, Verbänden, zum Jobcenter und zur Agentur für Arbeit, und sie vermitteln Praktika und Stellen. Samer Kanjo besucht ab dem 7. September einen Sprachkurs. Während des Sprachkurses werden mit Unterstützung der Düsseldorfer Handwerkskammer seine beruflichen Kompetenzen festgestellt. Voraussichtlich braucht er eine Nachqualifizierung, doch steht auf Dauer einer Arbeit nichts im Wege.

"Gerade die Menschen aus Syrien sind sehr qualifiziert", sagt Christoph Wand von der Diakonie. Aber auch für Menschen aus Eritrea oder Afghanistan bieten sich Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie denn schnell die deutsche Sprache lernen. Das ist auch das Ziel von Kanjo. Am liebsten würde er schon während des Sprachkurses noch einen Minijob machen, am besten als Helfer im Handwerk. Damit er seine Familie von Deutschland aus unterstützen kann.

(RP)
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