Eller Kulturbahnhof vor ungewisser Zukunft

Eller · Die dringend notwendigen Sanierungen am Dach des Gebäudes in Eller sind aufgeschoben, bis die Stadt die Schäden aller Kulturbauten erfasst hat. Ob ein Investor kommt, ist offen. Die Nutzer fürchten um ihre Existenz.

 Die ehemaligen Lehrer Ilsabe und Gerolf Schülke organisieren seit 1982 Ausstellungen im Kulturbahnhof Eller. Morgen wird eine neue Schau unter anderem mit Werken von Hatti Schwartz (l.) und Eckhard Froeschlin (r.) eröffnet.

Die ehemaligen Lehrer Ilsabe und Gerolf Schülke organisieren seit 1982 Ausstellungen im Kulturbahnhof Eller. Morgen wird eine neue Schau unter anderem mit Werken von Hatti Schwartz (l.) und Eckhard Froeschlin (r.) eröffnet.

Foto: Marc Ingel

Mehr als 160 Ausstellungen haben Ilsabe und Gerolf Schülke seit 1982 im Kulturbahnhof Eller organisiert. Morgen wird wieder eine anspruchsvolle Schau mit Arbeiten von acht Künstlern eröffnet, die sich im Werk mit ihrer jeweiligen Position zu ausgesuchten Schriftstellern und Dichtern beschäftigen. Auch für das nächste Jahr sind die ersten Termine schon fix, obwohl die beiden Köpfe des Freundeskreises Kulturbahnhof Eller gar nicht langfristig planen können.

Grund ist der von der Stadt verhängte Sanierungsstopp bei den Schäden am Dach, so lange würden auch die Verhandlungen mit einem möglichen Investor ruhen, ließ Kulturdezernent Hans-Georg Lohe unlängst auf eine Anfrage der CDU im Kulturausschuss verkünden. Das Problem: Es liegen zwei Gutachten zum Sanierungsbedarf mit gravierenden Unterschieden vor. Während der von den Schülkes beauftragte Sachverständige Ingo Grün davon ausgeht, dass 320.000 Euro für die Behebung der Schäden ausreichen, beziffert der "Holzsachverständige" der Stadt die Sanierungssumme auf zwei Millionen Euro. Bevor jedoch nicht alle städtischen Häuser durch die neue "Projektgruppe Sanierung Kulturgebäude" begutachtet wurden, passiert gar nichts. Und die Ergebnisse werden nicht vor Herbst 2018 vorliegen.

Erst dann werde auch entschieden, ob eine Sanierung im Bestand der Stadt erfolgt oder im Rahmen eines Erbbaurechts an einen Interessenten mit der Auflage vermittelt wird, dass zumindest eine teilweise kulturelle Nutzung gewährleistet bleibt. Und es sei in jedem Fall sicherzustellen, "dass die derzeit dort tätigen Künstler ihrer Räume wie bisher weiter nutzen können, solange sie dies wünschen", sagt Lohe. "Auch wenn das Grundstück bei einer Erbaurechtslösung im Besitz der Stadt bleibt, kann ein Investor die Immobilie frei vermarkten. Wenn er die Miete auf zwölf Euro pro Quadratmeter anhebt, sind wir hier alle raus", entgegnet Gerolf Schülke. Er kann auch die Argumentation im Zusammenhang mit der Dachsanierung nicht nachvollziehen. Ihr Gutachter bescheinigt, dass das hölzerne Tragwerk ebenso in gutem Zustand wie das zehn Jahre alte Schieferdach sei. Der Sachverständige der Stadt spricht im ersten Fall von einem fortgesetzten biologischen Verfall und auf das Schieferdach bezogen von fortgesetztem Pilzverfall. "Das Schieferdach wurde aber erst vor zehn Jahren im Auftrag der Stadt komplett erneuert, davor hat es immerhin 140 Jahre gehalten. Wenn jetzt schon alles kaputt sein soll, kann die Stadt doch Architekt oder Dachdecker in Regress nehmen", sagt Schülke. Nach seiner Überzeugung werde die Substanz des denkmalgeschützten Kulturbahnhofs in Eller systematisch schlecht geredet, um einem Verkauf Vorschub zu leisten.

Das zeige sich auch bei dem maroden Anbau, in dem die Schülkes eine Druckwerkstatt für Künstler einrichten wollten. "Die Renovierung hätten wir sogar selbst übernommen, aber das wollte die Stadt nicht", erzählt Ilsabe Schülke.

(arc)
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