Eller Pfarrhaus ist jetzt ein Zuhause für junge Flüchtlinge

Eller · Muhammad hat es sich in seinem neuen Zimmer so gut es geht eingerichtet und etwas gemütlich gemacht: Rund um sein Bett ist es noch etwas karg, denn viel konnte der 18-Jährige auf seiner Flucht von Syrien nach Deutschland nicht mitnehmen. Doch an seiner Tür hängen zum Beispiel Bilder, die seine Betreuerin von ihm in den vergangenen Wochen gezeichnet hat und die sein Zimmer etwas wohnlicher machen. Manchmal hat Muhammad Heimweh, oft ist er aber eben auch dankbar für einen Neuanfang in Eller: Gerne besucht er den Jugendclub der evangelischen Kirchengemeinde in Eller, um mit anderen jungen Leuten Kicker zu spielen, oder sich mit ihnen auszutauschen: "Die Leute sind alle so nett, ich kann endlich wieder zur Schule gehen und mein Zimmer ist so schön."

Mit sechs weiteren Flüchtlingen zwischen 14 und 18 Jahren aus dem Irak und Afghanistan lebt Muhammad in einer Wohngruppe der Diakonie für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Eller. Die Kirchengemeinde stellt ihr Pfarrhaus, einen hellen Bungalow mit einem großen Wohnzimmer und bodentiefen Fenstern zum Garten und Einzelzimmern für die Männer, bereit. Ziel ist es, ihnen wieder Halt im Leben zu geben und sie auf ein selbstständiges Leben in Deutschland vorzubereiten. "Viele Jugendliche sind traumatisiert, Schlafstörungen sind keine Seltenheit", sagt Jessica te Heesen, Leiterin des Jugendhilfeangebots JUMP bei der Diakonie. Zudem würden sich die Bewohner sehr um ihre Eltern und Geschwister sorgen, die sie in ihren Heimatländern zurücklassen mussten.

Ein geregelter Tagesablauf und eine intensive Betreuung sei für die 14- bis 18-Jährigen daher so wichtig: Rund um die Uhr ist mindestens ein Betreuer im Haus. Er unterstützt die jungen Bewohner zum Beispiel beim Kochen, Wäschewaschen oder bei Behördengängen. "Aufgabe der Betreuer ist es außerdem, mit den Jugendlichen Zukunftsperspektiven zu erarbeiten und in Krisenfällen da zu sein - zum Beispiel wenn ein Jugendlicher schlechte Nachrichten aus der Heimat erhält", sagt te Heesen. "Am Anfang hatten wir Sorge, dass sich die Jugendlichen vielleicht nicht verstehen könnten. Sie kannten sich ja vorher nicht", sagt Pfarrerin Barbara Schwahn. Aber das Gegenteil sei der Fall, die Gruppe komme gut miteinander aus. Obwohl die 14- bis 18-Jährigen das Haus erst im November bezogen haben, bestehe enger Kontakt zur Gemeinde. Mitarbeiter, Eltern und Kinder der evangelischen Kita Schlossallee haben etwa Geld gesammelt, um beim Einrichten eines Fitnessraums im Keller zu helfen.

(semi)
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