Eller Tausendsassa Toni Tripp

Eller · In einer Ausstellung im Kulturbahnhof Eller wird an den Fotografen, Aktivisten, Historiker und Stadtpoeten erinnert.

 Menschen standen auf fast allen Bildern von Toni Tripp im Mittelpunkt. Was wohl aus diesen Kindern geworden ist?

Menschen standen auf fast allen Bildern von Toni Tripp im Mittelpunkt. Was wohl aus diesen Kindern geworden ist?

Foto: Anton Tripp

Eine Bemerkung seiner Enkelin beschreibet Anton Tripp vortrefflich: "Er hat nicht einfach Familienfotos geknipst, alles wurde inszeniert, das Foto musste eine Aussage haben. Er hatte vorher schon ein ganz bestimmtes Bild im Kopf, und so musste es dann auch werden", erzählt Kathrin Mehnert. So war er, der Toni, ein Perfektionist, vor allem aber auch ein engagierter Aktivst. Er sympathisierte mit dem einfachen Mann, seinen Forderungen nach angemessenem Lohn oder Erhalt des Arbeitsplatzes, ebenso wie mit Aufrüstungsgegnern bei Friedensdemos, bewahrte aber stets die notwendige Distanz. "Seine Fotos von Streiks und Demonstrationen waren bei großen Zeitungen und Zeitschriften begehrt, denn er nahm seine Aufgabe so ernst wie kaum ein anderer und lief oftmals Stunden lang mit", erklärt sein Sohn Manfred Tripp.

Der geborene Essener Toni Tripp kam nach seiner Hochzeit mit Erna Reich 1934 nach Düsseldorf. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er unter anderem als Wachsoldat für sowjetische Kriegsgefangene in Düsseldorf eingesetzt. "Er hatte ein gutes Verhältnis zu ihnen, durfte sie sogar fotografieren", weiß der Sohn zu berichten. Nach kurzer US-Kriegsfangenschaft führte der Weg Tripp zunächst nach Hessen, wo er auch als Journalist, unter anderem für die Frankfurter Rundschau, als Schriftsteller und Hörspielautor tätig war. Doch zielstrebig bereitete er Anfang der 50er Jahre seine Rückkehr nach Düsseldorf vor, wo er den Bilderdienst TT (natürlich für Toni Tripp) gründete. "Er hatte zunächst ein Atelier mit Labor an der Corneliusstraße, später an der Rossstraße", erinnert sich Manfred Tripp.

Aber die Fotografie allein reichte Toni Tripp nicht. "Er hat sich immer auch als einen Stadtpoeten gesehen, aber nur ein einziges Gedicht von ihm hatte wirklich Pfiff", sagt Udo Achten leicht belustigt. Er darf so etwas erzählen, denn Achten war ein Freund von Toni Tripp und ist jetzt Kurator der Ausstellung mit TT-Fotografien im Kulturbahnhof Eller. Die Bilder entstanden vorwiegend zwischen 1950 und 1970. Neben den vielen Demo-Fotos, die oft auch im Ruhrgebiet aufgenommen wurden, hat Achten mit Fotos von Kindern, Künstlern, von Natur und Wohnen sowie Düsseldorf im Wandel weitere Schwerpunkte gesetzt. Der komplette Nachlass ist zehnmal so groß, die Auswahl fiel schwer", so Achten.

Toni Tripp hat aber auch in anderer Hinsicht Spuren in Düsseldorf hinterlassen. "Er sprang damals in die Grube in der Altstadt und protestierte gegen die geplanten Baumaßnahmen einer Tiefgarage, was letztlich zum heutigen Hafenbecken mit dem Blick auf die historische Stadtmauer führte", erzählt Kathrin Mehnert. Er habe sich immer eingemischt in die sozialen und politischen Verhältnisse, bestätigt Manfred Tripp, "wollte stets beide Seiten der Medaille zeigen, das ist ihm bei seinen Fotos besonders gut gelungen". Er war zugleich ein kulturhistorischer Forscher, schrieb Fachartikel für Magazine, und sorgte in Garath, wo Tripp zuletzt lebte, für die Einrichtung des Geschichtslehrpfades.

Anton Tripp starb am 1. August 1991, einen Tag vor seinem 80. Geburtstag. Die Stadt Düsseldorf zeigte kein Interesse am Nachlass von Tripp, den erwarb stattdessen das Ruhr Museum in Essen.

(RP)
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