Eller "Tod und Feste sind kein Widerspruch"

Eller · Die Stadt hat es abgelehnt, die Gebeine von vor mehr als 200 Jahren gestorbenen Kindern auf dem ersten Eller Friedhof wieder zu bestatten. Nun meldet sich der Pfarrer zu Wort. Außerdem gibt es einen offenen Brief an Thomas Geisel.

 Historiker Ulrich Brzosa vor dem Tor des Gartens am Heimatmuseum. Hier will er die Gebeine neu bestatten.

Historiker Ulrich Brzosa vor dem Tor des Gartens am Heimatmuseum. Hier will er die Gebeine neu bestatten.

Foto: Andreas Endermann

Immer noch warten die toten Kinder von Eller darauf, eine würdige letzte Ruhe zu finden. Nun haben sich die Stadtteilaktivisten unter Historiker Ulrich Brzosa an Oberbürgermeister Thomas Geisel gewandt, um die Gebeine doch noch dort zu bestatten, wo sie vor mehr als 200 Jahren ihre letzte Ruhe fanden. "Wir wären dankbar, wenn Ihre Verwaltung den angehängten Bescheid zu unserem Antrag auf Wiederbeisetzung von Gebeinen auf dem ehemaligen Friedhof Heidelberger Straße 30b noch einmal auf Plausibilität prüfen könnte", heißt es in einem offenen Brief an den OB.

Bauarbeiter hatten im Jahr 2011 mehrere menschliche Knochen gefunden, die aus dem späten 18. Jahrhundert stammen. Die Aktivisten wiederum erfuhren von dem Knochenfund und recherchierten, dass auf dem Grundstück an der Heidelberger Straße Ellers erster Friedhof angelegt war. Daher stammen wohl auch die Überreste von etwa zehn jungen Menschen, wie die Gerichtsmedizin der Uni herausgefunden hat. In einer alten Eller Totenliste ist sogar vermerkt, wer damals der erste Mensch war, der auf dem Friedhof bestattet wurde: Anna Catharina Spicker starb bei der Geburt ihres Kindes Wilhelmus und wurde am 28. März 1775 beerdigt, in ihre Armen hatte man den Säugling gelegt. Brzosa will die Überreste wieder dort bestatten, wo sie Jahrhunderte gelegen hatten. Doch obwohl von Ämterseite kein Einwand kam, wurde seinem Antrag nicht stattgegeben. Grund: Der Arbeitskreis Kultur in Eller legte sein Veto ein. Man könne den Garten des Heimatmuseums dann nicht mehr so nutzen wie bisher.

"Hält das Gartenamt seinen Bescheid aufrecht, wäre die Stadtverwaltung im Duktus ihrer eigenen Argumentation gezwungen, dem Arbeitskreis Kultur im Stadtbezirk 8 der Stadt Düsseldorf die weitere Nutzung des Außengeländes wegen fortdauernder Störung der Totenruhe sofort zu untersagen. Uns ist nicht verständlich, welche Auswirkungen es auf die Qualität des genannten Grundstücks hat, wenn die im Jahre 2011 geborgenen Gebeine wieder dort beigesetzt werden, wo sie vor vier Jahren versehentlich ausgehobenen wurden. Tatsache bleibt, dass im Garten des Hauses Heidelberger Straße 30b auch ohne die ausgehobenen Gebeine noch heute rund 600 Tote ruhen", heißt es in dem Brief der Stadteilaktivisten.

Unterstützung bekommen Brzosa und Co. nun auch vom Pfarrer der Gemeinde St. Gertrud. Joachim Decker sagt, es gebe in Deutschland viele Stellen, wo Tote begraben liegen und trotzdem gefeiert wird. "Ich bin dafür, dass wir die Knochen an der Heidelberger Straße wieder beisetzen und eine Gedenktafel aufstellen, die an die Nutzung des Ortes erinnert", sagt Decker. Und er hat kein Problem damit, "wenn der Arbeitskreis weiterhin seinen Garten nutzt wie bisher. Tod und Feste sind kein Widerspruch", fügt der katholische Pfarrer hinzu. Geisels Antwort steht noch aus.

(RP)
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