Flehe Musiker trotzen Dauerregen in Flehe

Flehe · Der Schützenzug durch Flehe fiel gestern wegen des Regens aus, deswegen stellten die Kameraden kurzerhand ihr Programm um. Die Musiker, vor allem der Tambourcorps Frohsinn, sorgten im Zelt dafür, dass keine Langeweile aufkam.

 Norbert Janßen spielt beim Tambourcorps Flehe die Lyra.

Norbert Janßen spielt beim Tambourcorps Flehe die Lyra.

Foto: Andreas Endermann

Das Regiment stellte sich auf, dann schritten die Ehrengäste an den Schützen vorbei, es folgte die Parade und eine kleiner Marsch rund um das Festzelt. Der starke Regen zwang die Schützen in Flehe gestern zu einem Programm im Zeitraffer. Um 16 Uhr, als eigentlich die große Parade auf der Fleher Straße geplant war, war schon wieder alles vorbei und die Schützen zurück im Zelt versammelt. "Das ist nach 1970 und 2010 erst das dritte Mal, dass wir den Umzug durch den Stadtteil ausfallen lassen mussten", erzählt Sprecher Ulrich Saße - und das ausgerecht um 90. Geburtstag der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Düsseldorf-Flehe.

Gestern Morgen feierten die Schützen einen Festgottesdienst im Zelt, anschließend gab es einen musikalischen Frühschoppen und ein gemeinsames Mittagessen. "Gegen 13 Uhr haben wir uns entschieden, dass das Regiment am Nachmittag leider nicht durch Flehe ziehen wird", sagt Saße. "Das war natürlich besonders schade für das Königspaar Thomas und Kerstin Derendorf." Dem König wird der gestrige Tag wohl dennoch in Erinnerung bleiben - schließlich gab es anstelle des Umzugs ein Musikprogramm im Zelt. Statt selbst - wie sonst - mitzumusizieren, lauschte Derendorf ausnahmsweise von der Ehrentribüne aus den Klängen seiner Kameraden des Tambourcorps Frohsinn.

Für Norbert Janßen, Vorsitzender des Fleher Tambourcorps, ist es nicht das erste Schützenfest, das ins Wasser fällt - schließlich sind die Musiker besonders viel unterwegs. Auf sieben Festen pro Jahr sind die Kompaniemitglieder durchschnittlich zu Gast, darunter auch beim großen Schützenfest in Neuss, bei dem sie in diesem Jahr das 50. Mal mit von der Partie sind. Janßen ist mit dem Schützenwesen aufgewachsen, sein Vater war bereits in der Cäcilien-Kompanie. "Dort war ich auch erst als Page, aber dann habe ich gemerkt, wie viel Spaß ich an der Marschmusik habe und bin 1991 zum Tambourcorps gewechselt", erzählt der 38-Jährige. Besonders die Trommel hatte es ihm angetan. Bei unzähligen Aufführungen hat er das Instrument gespielt, doch irgendwann kam die Zeit für eine neue Herausforderung. Heute spielt Janßen die Lyra - das Glockenspiel. "Die Lyra ist wesentlich komplizierter als die Trommel. Da braucht man schon ein, zwei Jahre, bis man das Instrument spielen kann", sagt er.

Einmal pro Woche üben die Mitglieder des Tambourcorps gemeinsam, bei schwierigen Stücken proben die Spieler der einzelnen Instrumente auch erst einmal für sich. Rund 30 Märsche umfasst das Grundrepertoire, dazu wird jedes Jahr mindestens ein neues Stück einstudiert. "Ein früherer Kamerad, der inzwischen leider verstorben ist, hat sogar extra für uns einen Fleher Schützenmarsch komponiert. Dass ein Tambourcorps einen eigenen Marsch hat, ist selten und wir freuen uns sehr darüber", erzählt er. Für den Konditormeister ist die Musik ein perfekter Ausgleich zu seinem Beruf - auch, wenn er viel Zeit in sein Hobby investiert: "Wir sind ja nicht nur bei Schützenfesten unterwegs, sondern marschieren auch bei Karnevalssitzungen auf." Zeit, die sich auch die anderen Musiker gerne nehmen, um das Brauchtum aufrechtzuerhalten. Mit aktuell etwa 40 Mitgliedern ist das "Tambourcorps Frohsinn" so groß wie nie zuvor - und an Nachwuchs mangelt es nicht. "Wir haben dieses Jahr sechs neue Kinder aufgenommen, die bei uns Trommel und Flöte lernen", freut sich Janßen.

(RP)
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