Flingern Anwohner gestalten Platz in Flingern um

Flingern · Seit Jahren ist die Ecke Mettmanner-/Erkrather-/Albertstraße ein Schandfleck im Stadtteil. Gestern startete dort eine Aktion, bei der Menschen mit und ohne Behinderung mitwirkten.

 Michael Braun und Flemming Erdmann (v.l.) haben Mosaike bemalt, die zu einem großen Bild für die Mauer hinter ihnen zusammengefügt werden.

Michael Braun und Flemming Erdmann (v.l.) haben Mosaike bemalt, die zu einem großen Bild für die Mauer hinter ihnen zusammengefügt werden.

Foto: anne orthen

Eigentlich wollte Dollima Khetan nur schnell zum Supermarkt, ein paar Sachen kaufen fürs Abendessen. Als die 25-Jährige aber die vielen Pinsel und Farben sieht, muss sie stehenbleiben. Noch bevor sie ihren Kittel richtig umgebunden hat, malt sie auch schon drauf los. Im Stehen. So kann sich Khetan gut ausleben. "Ich wollte immer mal eine Wand bemalen", sagt die junge Inderin, die seit fünf Monaten in Flingern lebt. Wobei sie die Farbe nicht direkt auf die Ziegelsteine aufbringt, sondern auf ein Stück Holz, das später Teil des Wandgemäldes an der Ecke Erkrather-/Mettmanner-/Albertstraße wird. Seit Jahren schon ärgern sich Anwohner und Politiker gleichermaßen über den Schandfleck, die mit Graffiti beschmierte Mauer, die tristen Stromkästen, die Betonwand, die den Eingang zum früheren Büdchen verschließt.

Bei einem Stadtteilrundgang mit Ratsherr Martin Volkenrath (SPD) ist der Plan irgendwann entstanden. Etwas mit Farbe stellte er sich damals schon vor, Gabriele Nischann von KoKoBe (Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung) und Klaus Klinger vom Verein Farbfieber übernahmen die Ausarbeitung des Projekts. "Wir hatten mal die Idee, dass die Mauer abgerissen werden könnte", sagt Nischann. Der Innenhof hätte mitgenutzt werden können, doch die Anwohner seien dagegen gewesen. "Wir überlegten uns eine kleine Lösung", erzählt Nischann. Nämlich die Mauer künstlerisch zu gestalten, ein paar Bänke und Blumenkübel aufzustellen. Gestern fiel der Startschuss für das inklusive Wandmal-Projekt, bei dem auch Bewohner des Matthias-Claudius-Hauses eifrig mitgeholfen haben. So wie Thomas Braun, der immer ganz begeistert ist, wenn er etwas unternehmen kann. "Ich bin überall dabei", sagt er, während er die Form seines Holzstücks begutachtet. Der 34-Jährige zögert nicht lang und pinselt drauf los. "Der Vorteil an Holz ist, dass es robuster ist", findet Braun. Papier und Leinwände würden da schon eher mal knittern. Blau und orange wird sein Puzzle-Stück sein, mit vielen Kreisen drauf - zur offiziellen Enthüllung will Michael Braun natürlich kommen und sein Werk begutachten. 150 solcher Platten hat Klinger vorbereitet.

Viele tellergroße Mosaike sind gestern Nachmittag schon bemalt worden, einige Stücke sollen noch an den Kindergarten gehen. Der Künstler wird die Einzelteile, die er auf der Rückseite nummeriert hat, zusammensetzen, sie mit einer Metallschiene rahmen. "Die Platten und die Farben sind wetterfest", sagt Klinger, der noch auf der Suche nach einem Motiv für die Betonwand ist. "Vielleicht male ich Menschen, die auf einer Bank sitzen", sagt er. Das würde gut passen auf den Platz, findet Klinger. "Ich hoffe, dass wir den Platz im Sommer offiziell eröffnen können", sagt Nischann, die natürlich auch ein Puzzle-Stück gestaltet hat. So wie Martin Volkenrath, der sehr dankbar ist für die unbürokratische Zusammenarbeit mit der Städtischen Wohnungsgesellschaft Düsseldorf (SWD), der Eigentümerin der Mauer. Vorstandsvorsitzender Jürgen Heddergott musste nicht lange überzeugt werden von der Aktion, "besonders schön ist die Ecke ja nicht gewesen", sagt er.

(RP)
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