Flingern Der Schirm-Herr

Flingern · Walter Saß betreibt die Schirmboutique an der Birkenstraße. Dort hat er auch ein großes Ersatzteillager.

Eigentlich wollte Walter Saß Informatik studieren, aber er hätte damals rund dreieinhalb Jahre auf einen Studienplatz warten müssen. Das wollte er nicht - so wurde er Bürokaufmann und half außerdem seiner Mutter, die ein Schirmgeschäft in Solingen hatte. Dort wurden nicht nur Schirme verkauft, sondern auch in großen Mengen für Hersteller und andere Fachgeschäfte repariert. 80 bis 100 Schirme täglich hat Saß in dieser Zeit wieder in Ordnung gebracht, und das ganz ohne spezielle Ausbildung. "Ich habe damals lediglich einen dreistündigen Kursus absolviert, den Rest habe ich mir selbst beigebracht", erzählt er. Seit 28 Jahren repariert der 52-Jährige inzwischen Schirme aller Art, weit mehr als 100.000 sind es bis heute geworden.

In seinem Geschäft, das der gebürtige Düsseldorfer seit 1991 betreibt, hat er nicht nur eine riesige Auswahl von Schirmen in allen erdenklichen Farben und Mustern - rund 500 oder 600 sind es - sondern auch ein großes Lager mit Ersatzteilen. "Ich habe sogar noch Vorkriegsware und kann deshalb auch ganz alte Schirme reparieren", berichtet er. Das mache er auch am liebsten, denn deren Technik sei einfacher zu bearbeiten. Für neuere, bis zu zehn Jahre alte Schirme, kann der Fachmann jederzeit Ersatzteile bei den Herstellern nachbestellen. Und ist doch mal ein Teil nicht vorrätig, "bastelt" er es einfach aus vorhandenem Material. Ungefähr die Hälfte seines Umsatzes macht Saß mit den Reparaturen, denn er bringt nicht nur die Schirme der Düsseldorfer in Ordnung, sondern arbeitet zudem für Fachgeschäfte in ganz Deutschland.

Ein Schirm von guter Qualität halte, so der Fachmann, mindestens zehn, manchmal 20 Jahre, alle zwei bis drei Jahre müsse vielleicht eine Kleinigkeit repariert werden. Saß hat in seinem Geschäft ein paar günstige Exemplare für 7,50 Euro, rät aber zu etwas höherwertigen Schirmen. Wer etwas ganz Besonderes sucht, kann sich sogar für eine Sonderanfertigung mit Silbergriff entscheiden - dafür müssen aber auch rund 750 Euro bezahlt werden. Zwar hat Saß viele Stammkunden, manche schon seit vielen Jahren, aber da ein guter Schirm eben lange hält, sieht er sie eher selten. Eben dann, wenn etwas kaputt ist. Auf Walter Saß' Internetseite findet man übrigens eine hilfreiche Zeichnung vom Inneren eines Schirms, damit man bei telefonischen Anfragen genau benennen kann, was kaputt ist. Denn wer weiß schon, dass ein Schirm eine Krone, eine Gabel oder Haupt- und Hilfsschienen hat?

Schirmboutique Saß, Birkenstraße 77, www.schirmboutique.com.

(RP)
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