Flingern Die Arbeit der Streetworker hat sich verändert

Flingern · Die Sozialarbeiter von Flingern mobil kümmern sich nach dem großen Flüchtlingsansturm jetzt um Alltagsprobleme.

 Hannah Konietzny ist Sozialarbeiterin im Stadtbezirk 2.

Hannah Konietzny ist Sozialarbeiterin im Stadtbezirk 2.

Foto: h.-j. bauer

Die Flüchtlinge sind im Stadtbezirk 2 weitgehend angekommen. "Am Anfang mussten wir Feuer löschen", sagt Sozialarbeiterin Hannah Konietzny. Damals galt: Hauptsache die Menschen haben ein Dach über dem Kopf, sind medizinisch versorgt und wissen, wer die wichtigsten Ansprechpartner sind. "Jetzt beginnt die tiefergehende, integrative Arbeit", sagt Konietzny, die für den Verein Flingern mobil arbeitet, der seit 2014 in Kooperation mit der Evangelischen Matthäi-Kirchengemeinde und der Katholischen Kirche Flingern/Düsseltal in der Flüchtlingshilfe aktiv ist.

Mit ganz neuen Problemen wird Hannah Konietzny seit einigen Monaten konfrontiert: das reicht von der Wahl eines Hausarztes bis hin zu schwerwiegenden psychologischen Folgen. "Traumata kommen hoch", sagt die Streetworkerin, Kinder bekämen Augenzucken oder Panikattacken. Oder sie haben Ärger in der Schule, weil es mit der Sprache noch nicht so recht klappt. Besonders schwierig sei es im Augenblick, geeignete Wohnungen für die Flüchtlinge zu finden. "Die Familien haben nicht 1,8 Kinder im Schnitt, sondern fünf", sagt Konietzny. Außerdem fehlt es noch immer an Kleidung in allen Größen, besonders für Männer: warme Jacken, Mäntel, Schals, Handschuhe und Mützen. Außerdem ist der Verein auch immer auf der Suche nach Baby- und Kinderkleidung, Basis-Hygieneartikeln wie Shampoo, Duschgel, Rasierschaum, Zahnbürsten, Zahnpasta, Windeln und Haushaltswaren. Besteck können die Flüchtlinge gut gebauchen und Geschirr, Gläser Becher, Kochlöffel, Siebe, Töpfe, Pfannen und vor allem Teekannen. Auch Kinderwagen, Roller, Dreiräder und Fahrräder sucht Flingern mobil ständig, um den Kindern eine Freude zu machen.

"Ohne die Ehrenamtler könnten wir die Arbeit nicht leisten", sagt Thomas Tackenberg von Flingern mobil. Vor allem die Organisation der Sachspendenausgabe dienstags von 14.45 bis 17.15 Uhr an der Flurstraße und die Sachspendenannahme jeden Donnerstag von 13.30 bis 15 Uhr wäre kaum zu bewältigen. Und obwohl sich schon sehr viele Düsseldorfer engagieren, sucht Flingern mobil, das die Ehrenamtler im Stadtbezirk 2 koordiniert, immer noch Helfer, zum Beispiel für die Sprachkurse am Vormittag. Einen Einbruch an Hilfsbereitschaft habe es nach Silvester im vergangenen Jahr gegeben, als unzählige Frauen sexuelle Übergriffe durch Gruppen junger Männer, vornehmlich aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum, angezeigt hatten. "Schlechte Nachrichten helfen einfach nicht, Ehrenamtler zu finden", sagt Tackenberg.

338 Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr im Stadtbezirk 2 gemeldet gewesen (Stand: 31. Oktober 2016), die Diakonie kümmert sich um 49 Menschen an der Birkenstraße und um weitere 37 an der Lindenstraße. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt eine Unterkunft für 146 Flüchtlinge an der Lacombletstraße, Flingern mobil betreut das Wohngebäude an der Bruchstraße für 106 Flüchtlinge. Schwierigkeiten habe es dort schon mal gegeben, "vor allem, wenn es um die Mülltrennung geht", sagt Konietzny. Von den Streetworkern gibt es trotz allem viel Lob für die Flüchtlingsarbeit in der ganzen Stadt. "Miriam Kochs Engagement kommt an der Basis an", sagt Tackenberg.

(RP)
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