Flingern Die Mutter aller Kompanien

Flingern · Die 1. Grenadier-Kompanie in Flingern feiert in diesem Jahr 150-jähriges Bestehen. Sie ist damit noch ein Jahr älter als der St. Sebastianus Schützenverein, dem sie angehört. Dabei stand die Gruppe vor drei Jahren noch vor dem Aus.

 Mit der 1. Grenadier-Kompanie, die 1927 schon 76 Mitglieder zählte, ging es schnell steil bergauf.

Mit der 1. Grenadier-Kompanie, die 1927 schon 76 Mitglieder zählte, ging es schnell steil bergauf.

Foto: Schützen Flingern

Obwohl der Schützenverein Flingern erst 2018 sein 150-jähriges Bestehen feiern kann, gibt es bereits beim jetzt am Wochenende anstehenden Schützenfest eine große Sause. Denn die 1. Grenadier-Kompanie ist noch ein Jahr älter als der eigentliche Verein - und damit sozusagen die Mutter aller Kompanien in Flingern.

1867 wurde unter Federführung von Johann Ströter die 1. Grenadier-Kompanie Düsseldorf-Flingern im Lokal "Bürgers" an der Ecke Linden- und Birkenstraße gegründet; dort, wo heute das Hotel Kempe steht. Schon 1868 war die 1. Grenadier-Kompanie so stark, dass sie einen "richtigen" Schützenverein gründete. Neben Ströter waren auch Heinrich Granderath und Wilhelm Oberwinster für diesen überraschenden Boom verantwortlich. 1870 zählte man alleine in der 1. Grenadier-Kompanie 200 Mitglieder.

Gute 60 Jahre später knackten die Grenadiere die 300er-Marker, und es gab sogar schon eine eigene Jungschützenabteilung. Mit ungefähr 900 Mitgliedern hatte der Schützenverein Flingern zu dieser Zeit seine größte Mitgliederstärke.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach naturgemäß die Aktivitäten des Schützenwesens, doch die Kompanie wurde 1946 wiederbelebt. Ein Jahr später feierten die 1. Grenadiere das 80-jährige Bestehen. 1967 wurden die 100 vollgemacht, und das Jahrhundert selbstredend mit einem großen Stiftungsfest ausgiebig gefeiert.

Seit Bestehen der Kompanie sind aus ihr unzählige Vorstandsmitglieder des Regiments hervorgegangen - zum Beispiel die Ersten Chefs Heinrich Granderath, Johann Ströter, Wilhelm Kleinen und Heinz Overkamp sowie der Oberst und Ehrenoberst Jean Oberwinster, der zusammen mit seinem Vater und seinem Sohn insgesamt unglaubliche 61 Jahre das Amt des Oberst innehatte.

Dann kam der April 2014. Die Kompanie hatte viele Mitglieder verloren, sodass die wenigen verbliebenen Grenadiere sich entschlossen, ihre Kompanie für immer zu schließen und das Sachvermögen treuhänderisch an das Regiment zurückzugeben. Jetzt schlug die Stunde des heutigen Ersten Hauptmanns Volker Schade, der das schwierige Unterfangen des Wiederaufbaus anging. "Der Vorstand bat mich, das in die Hand zu nehmen, nachdem rund ein Dreivierteljahr Stillstand war. Mit den beiden verbliebenen Mitgliedern waren wir schon wieder zu dritt. Schützen, die früher in Flingern, inzwischen aber vor allem in Oberkassel und Vennhausen tätig sind, entschlossen sich zu einer Doppelmitgliedschaft - da waren es schon fünf. Man hilft sich halt untereinander. Und plötzlich wurde alles zu einem Selbstläufer", erzählt Schade.

20 aktive plus passive Mitglieder, dazu drei Ehrenmitglieder füllen die Kompanie heute wieder mit Leben, sodass nun das 150-jährige Jubiläum groß gefeiert werden kann. Da Schade auch Oberst des Regiments ist, baut er im Jubiläumsjahr vor allem auf seinen Zweiten Hauptmann Claudia Mekas, die ebenfalls im Vorstand mitarbeitet: "Sie genießt mein volles Vertrauen."

Vieles hat sich in der Zwischenzeit geändert, auch bei der 1. Grenadier-Kompanie. Die hat im Jubiläumsjahr mit Patricia Glasner erstmals eine Königin in ihrer 150-jährigen Vereinsgeschichte. Auch so schafft man es, immer wieder neue Mitglieder zu gewinnen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort