Flingern Der Mieterstreit von Flingern

Flingern · An der Ackerstraße gibt es Ärger: Mieter werfen dem Investor vor, er wolle sie rausekeln. Dieser fühlt sich erpresst.

 Jörg und Heike Tatje im Hinterhof des Hauses Ackerstraße 144. Hier sollen Lofts entstehen.

Jörg und Heike Tatje im Hinterhof des Hauses Ackerstraße 144. Hier sollen Lofts entstehen.

Foto: Bernd Schaller

Welche Geschichte man denn hören möchte, fragt Jörg Tatje, den Wirtschaftskrimi oder die von der frierenden Frau vor der Heizung? Nun ist es zwar September, aber immerhin knapp 20 Grad, doch wenn man sich trotzdem für beide Geschichten entscheidet, dann gibt er einen gelben Ordner, in der Anwaltsschreiben, Pläne und Briefe ordentlich abgeheftet sind. "Beweise", sagt Tatje.

Es geht um die Ackerstraße 144. Dort, wo viele den Beginn des Aufstiegs von Flingern als angesagten Stadtteil sehen, sollen Lofts entstehen, Eigentumswohnungen mit Preisen um die 5000 Euro pro Quadratmeter. Die Alt-Mieter stehen dem Umbau der Gebäude natürlich im Weg, deshalb bemüht sich die Investorfirma, die Mieter herauszubekommen. "Einvernehmlich und fair", sagt deren Geschäftsführer Jens Bode. "Mit miesen Tricks", sagt Mieter Jörg Tatje. Er und seine Frau leben seit 2004 auf 115 Quadratmetern an der Ackerstraße, zu seinem Eissalon an der Hermannstraße ist es nicht weit.

Die Bauarbeiten haben angefangen. Und so gab es kein Wasser. "Bewusste Schikane", sagt Tatje, "an einem Tag für eine Stunde", sagt Bode. Auch um nicht funktionierendes Fernsehen sowie einen Aufzug der außer Betrieb gesetzt wurde, geht es. Bode sagt, der TÜV habe den Aufzug als so nicht nutzbar eingestuft, er sei nicht zu reparieren.

Ein andere Vorwurf, den Tatje dem Investor macht, ist, dass der das Bauaufsichtsamt nutzen will, um ihn aus der Wohnung zu bekommen. So hat das Amt die Nutzung als Wohnraum untersagt, weil die Toreinfahrt nicht ausreiche, um die Bewohner des Hinterhofes im Notfall retten zu können.

Das Amt stützt sich auf ein Gutachten, dass Bode in Auftrag gegeben hat. Der Fall ist vor Gericht, entschieden wird noch im Oktober. Bode sagt, ein Spezialist der Düsseldorfer Feuerwehr habe ihn auf den Mangel aufmerksam gemacht. Er habe dann das Gutachten in Auftrag gegeben, weil Tatje ihm nicht glauben wollte. Erst so sei der Stein in Rollen gekommen.

Mehreren Mietern, darunter auch ein Mann mit seiner blinden Mutter, habe man einfach gekündigt", wie Tatje sagt. Bode sagt, die Mutter lebe schon lange nicht mehr dort, außerdem habe der Mann sechs Monate lang seine Miete nicht bezahlt, und dennoch habe man ihm eine neue, behindertengerechte Wohnung angeboten. Soweit also die Interpretationen. Nun zu den Behauptungen in der Sache:

Tatje sagt, ihm seien lediglich 7000 Euro Abstand angeboten worden. Bode sagt, man habe Tatje 50.000 Euro angeboten, doch der habe 125.000 gewollt. Außerdem habe man eine Wohnung in unmittelbarer Nähe für Tatje angemietet, die koste unwesentlich mehr als die alte Wohnung, sei vergleichbar groß und neu renoviert mit Balkon. Tatje sagt, er finde keine Wohnung in der Gegend. Auch ein anderer Mieter habe sich mit 70.000 Euro Abstand und einer neuen Wohnung in der Nähe nicht zufriedengegeben. Stattdessen habe er 150.000 Euro verlangt. Tatje sagt: "Es geht nicht ums Geld, wir wollen hier wohnen bleiben." Bode sagt, dass dies offensichtlich nicht die Wahrheit ist, er fühlt sich erpresst, zumal Tatje sich als armen Mieter darstellt, in Wahrheit aber seine Auswanderung nach Mallorca anstrebt.

(RP)
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