Razzia in Düsseldorf Die dunkle Seite der Ackerstraße

Flingern/Stadtmitte · "Einschlägige Szenelokale" - die Formulierung der Polizei über die Gegend verheißt Drogenhandel, Hehlerei und Prostitution. Düsseldorfs hippste Straße ist am Anfang tatsächlich eher schmuddelig. Doch das soll sich bald ändern.

 Die Ruhe nach der Razzia: Auf der Ackerstraße war es gestern etwas weniger wuselig als an anderen Tagen. Dennoch sieht die Polizei hier noch Handlungsbedarf.

Die Ruhe nach der Razzia: Auf der Ackerstraße war es gestern etwas weniger wuselig als an anderen Tagen. Dennoch sieht die Polizei hier noch Handlungsbedarf.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Verkauf von Mobiltelefonen scheint ein einträgliches Geschäft zu sein. Wie sonst erklärt sich die Tatsache, dass sich am Anfang der Ackerstraße so viele Handyläden finden. Auch wetten die Menschen hier offenbar gern, auf Pferde, auf den Ausgang von Fußballspielen, eigentlich auf alles, was irgendwie mit Sport zu tun hat. Auf die Frage, ob die Geschäfte denn gut gehen, bekommt man keine Antwort, sondern nur ein vielsagendes Lächeln. Über Geld wird hier selten gesprochen.

Die Ackerstraße ist eine der angesagtesten Straßen Düsseldorfs, und wer nur den Teil mit den kleinen Geschäften, den Modeläden, den Galerien, Bars, Restaurants und Delikatessen kennt, mag kaum glauben, dass es auch Orte hier gibt, die von der Düsseldorfer Polizei als "einschlägige Szenelokale" bezeichnet werden. Doch gerade am Anfang ist die Straße auf den ersten Blick nicht freundlich, sie strahlt nicht diese Atmosphäre von Toleranz, Coolness und politischer Korrektheit aus. Bis zum Vinzenzplatz, eigentlich bis sie die Bahngleise überquert, ist die Straße eher schmuddelig.

So verwundert es nicht, dass im Rahmen der Polizeiaktion am späten Donnerstagabend mit starken Kräften der Hundertschaft und der Kriminalpolizei die Razzia in der Ackerstraße lohnenswert war. 81 Personen wurden überprüft, ihre Personalien festgestellt und mit polizeilichen Datensystemen abgeglichen. Und es gab zu einem Großteil der Überprüften "umfangreiche Erkenntnisse aus den Bereichen Diebstahl, Einbruch und Taschendiebstahl", wie die Polizei gestern mitteilte. Gegen einen 32-jährigen Dieb lagen zwei Haftbefehle vor. Er hatte eine Geldstrafe von mehr als 9000 Euro zu zahlen. Weil er den geforderten Betrag nicht aufbringen konnte, kam er in Haft. Ein ebenfalls mit Haftbefehl Gesuchter machte richtig Ärger. Als die Beamten ihn ansprachen, warf der Mann plötzlich einen Tisch nach den Polizisten und rannte in Richtung Birkenstraße. Bei seiner Festnahme leistete er jedoch massiven Widerstand, schlug und trat immer wieder nach den Beamten. Bei seiner Durchsuchung fanden sich eine größere Menge Bargeld und Drogen. Drei Polizisten wurden verletzt, einer so schwer, dass er sich krankmelden musste.

Gestern war alles wieder ruhig auf der dunklen Seite der Ackerstraße, und doch schien die Aktion vom Tag zuvor nachzuwirken. Einige Geschäfte waren geschlossen, obwohl sie doch eigentlich geöffnet sein sollten. Und wer öfter hier lang fährt, konnte feststellen, dass schlicht weniger los war auf der Straße. In den "einschlägigen Szenelokalen", die noch geöffnet hatten, wollte man von schlechter Stimmung aber nichts wissen. Nein, man bestritt sogar, dass es am, Tag zuvor irgendwelche besonderen Vorkommnisse gegeben habe. Weitere Auskünfte als dass "alles gut" sei, mochte niemand geben.

Allerdings mag das auch daran liegen, dass auch am Anfang der Ackerstraße die legale Wirtschaft über die vermeintliche Schattenwirtschaft - hauptsächlich Drogen und Hehlerei laut Polizeikreisen - obsiegen wird. So gibt es schon eine Galerie, ein Modelabel und ein Architekturbüro. Allerdings müssen die Angestellten hier ein Stückchen die Straße entlang nach Norden gehen, um ihren fair gehandelten Kaffee in der Mittagspause zu genießen. Noch.

(RP)
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