Flingern Ein Stück Paris in Flingern

Flingern · Lucille Barré hat mit ihrem Mann ein französisches Café eröffnet. Um das Projekt zu finanzieren, haben sie unter anderem Geld über Crowdfunding gesammelt. Auf 6000 Euro hatten sie gehofft, am Ende waren es sogar 6631 Euro.

 Lucille Barré hat vor ein paar Wochen das Café Barré an der Birkenstraße in Flingern eröffnet. Sie verkauft Eclairs, Himbeer-Törtchen und natürlich Macarons, die typisch französisch sind.

Lucille Barré hat vor ein paar Wochen das Café Barré an der Birkenstraße in Flingern eröffnet. Sie verkauft Eclairs, Himbeer-Törtchen und natürlich Macarons, die typisch französisch sind.

Foto: hans-jürgen bauer

Viel Schlaf bekommt Guillaume Barré in letzter Zeit nicht. Vier, maximal fünf Stunden bleiben ihm, irgendwann zwischen 20 Uhr und Mitternacht. Der 39-Jährige ist Konditor, im Sommer 2015 zog er mit seiner Frau Lucille und den drei Kindern von Paris nach Düsseldorf. Seitdem steht er nachts in der Backstube und paukt tagsüber fünf Stunden Deutsch. "Er will unabhängig von mir sein", sagt Lucille, die jetzt in Flingern ein Café eröffnet hat, in dem sie die Croissants und Eclairs, Quiches und Macarons ihres Mannes verkauft. Barré Cuisine & Pâtisserie heißt der kleine Laden, der schon immer Lucille Barrés Traum war. Schon lange, bevor sie mit ihrer Familie nach Düsseldorf kam.

Die 29-Jährige hat es einfacher mit der Sprache - als Schülerin lebte sie sechs Monate hier, besuchte das Cecilien-Gmynasium. Damals hat sie sich verliebt in die Stadt, in die Menschen und in die Gastro-Szene, die sie irgendwann ihrem Mann und ihren Kindern zeigte. "Alle fanden es toll", sagt sie.

Guillaume Barré hatte einen guten Beruf in Paris, als Konditorei-Chef einer großen Catering-Firma. Er arbeitete für Louis Vuitton und Jean Paul Gaultier, war für die Süßspeisen beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zuständig. "Trotzdem wollten wir selbstständig sein", sagt Lucille Barré. Als das Paar einen Business-Plan erstellte, kam ihnen die Crowdfunding-Idee, also Geld von Menschen zu sammeln, die sie nicht kennen, die das Projekt aber unterstützen. "Für uns war das ein Test, ob man uns in Deutschland haben will", sagt die 29-Jährige. Auf 6000 Euro hatten die Unternehmer gehofft, am Ende sind 6631 Euro zusammengekommen, in 60 Tagen, von 71 Geldgebern. Ein Zeichen also, nach Deutschland zu gehen.

In Meerbusch fand die Familie schließlich ein Haus. Mit dem Café aber sollte es nicht sofort klappen, entweder passte die Lage nicht oder das Lokal. Guillaume baute die Garage zu einer Backstube um, machte von zuhause aus Catering, für Hochzeiten, Geburtstage, Familienfeste und Firmenfeiern. Dann wurde der kleine Laden an der Birkenstraße 149 frei, perfekt für Lucille Barré, die vor einigen Wochen eröffnete. Bei den Nachbarn hat es sich in der kurzen Zeit schon rumgesprochen, dass es jetzt eine richtige, französische Bäckerei gibt im Stadtteil. Eine Bereicherung für die Straße, finden die Gäste, die es vor allem auf die kleinen, bunten Kekse abgesehen haben. 1,70 Euro kostet ein Macaron, der etwa so groß ist wie ein Fünf-Mark-Stück. Im Pariser Zentrum verlangen Konditoren dafür schon mal bis zu vier Euro. "Macarons sind so teuer, weil die Produktion so aufwendig ist", sagt Lucille Barré. Wenn der Keks nicht wirklich rund ist, dann wird er weggeworfen", sagt die Chefin, die eigentlich kein großer Fan von Macarons ist, "weil die so klischeehaft sind." In einem französischen Café fehlen dürfen sie trotzdem nicht. Die Zutaten kommen übrigens alle aus Frankreich; das Mehl, die Butter, der Zucker: "Das ist einfach anders als hier", sagt Barré.

Sie fühlt sich wohl in Flingern: "Der Stadtteil erinnert mich an das Marais-Viertel, mit den kleinen Geschäften." An die Heimat eben, die die 29-Jährige vermisst, die Familie dort und das Laisser-faire. "Hier habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich fünf Minuten zu spät bin", sagt Barré. Für noch mehr Heimat-Gefühl plant sie Frankreich-Abende, bei denen die Gäste mal später dran sein dürfen.

(RP)
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