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Düsseldorf Endgültiges Aus für die "Trinkhalle"

Düsseldorf · Mani Kianzad wäre mit seiner beliebten Bar in Flingern gerne umgezogen, hat aber keine geeignete Immobilie gefunden. Die Frauenberatungsstelle, die auch aus dem Hinterhof-Komplex ausziehen muss, ist noch auf der Suche nach einer Bleibe.

 Mani Kianzad lädt für den 2. Januar zu einer letzten Party in die Trinkhalle. Er plant jetzt einen neuen Gastronomie-Betrieb - aber außerhalb Düsseldorfs.

Mani Kianzad lädt für den 2. Januar zu einer letzten Party in die Trinkhalle. Er plant jetzt einen neuen Gastronomie-Betrieb - aber außerhalb Düsseldorfs.

Foto: Bretz

Mani Kianzad hat sich in den vergangenen Monaten viele Immobilien angesehen. 300 Angebote hatte der Inhaber der Bar "Trinkhalle" zugeschickt bekommen, viele sich vor Ort angesehen. Doch eine neue Bleibe, bei der alles so perfekt zusammenpasst wie an der Ackerstraße 144 in Flingern, hat der Gastronom nicht finden können. Entweder war die Lage ungeeignet, da sie zum Beispiel außerhalb war, oder die Immobilie war zu gewöhnlich. Oder in dem Gebäude waren Wohnungen untergebracht, so dass Probleme mit Nachbarn absehbar waren. Denn in der 70er-Jahre-Retro-Bar wird nicht nur getrunken, es finden dort auch Veranstaltungen statt.

Kianzad hat deswegen entschieden, seine Bar nicht an einem neuen Standort wiederzueröffnen. Am 2. Januar wird es eine letzte Party geben, dann ist endgültig Schluss, sagt er. Aus dem Hinterhof an der Ackerstraße muss Kianzad - wie auch andere Mieter - ausziehen, weil ein Investor den Komplex zu Wohnungen umbauen will. Doch bei solchen Plänen verliere man eine wichtige Sache aus dem Blick, meint Kianzad: "Viele Menschen wollen hierher ziehen, weil Flingern ein Ausgeh-Viertel ist. Wenn Boutiquen und Bars wie die Trinkhalle verschwinden, werden die Leute nicht mehr hierherziehen wollen. Schon jetzt gibt es an der Ackerstraße viele Läden, die leer stehen." Flingern drohe seinen Flair und sein Label als Szene-Viertel zu verlieren.

Der Standort an der Ackerstraße ist für die "Trinkhalle" ideal: Der Hinterhof-Charme passt zu dem Konzept des "Wohnzimmers in Flingern", wie Kianzad seine Bar nennt. In der ehemaligen Halle mit bis zu vier Meter hohen Decken hat er viel Platz, um den Stil der 70er Jahre wiederaufleben zu lassen, zum Beispiel mit ockerfarbenen, gemusterten Tapeten. An den hohen Wänden kann er auch problemlos eine große Leinwand anbringen, um zum Beispiel Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft zu zeigen. Im Hinterhof kann man ungestört feiern und ist dennoch mittendrin im Szene- und Ausgehviertel Flingern. Mit dieser Mischung hat sich die "Trinkhalle" seit ihrer Eröffnung vor neun Jahren zu einem beliebten Treff von Studenten, Kreativen, Inhabern von Geschäften in der Nachbarschaft und von Fans der 70er-Jahre-Kultur entwickelt.

Auch für die Frauenberatungsstelle ist die Ackerstraße ein idealer Standort. Der "geschützte Eingang" über den Hinterhof, die gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und die günstige Miete seien für die sensible Arbeit der Frauenberatungsstelle genau richtig, sagt Eva Inderfurth. Seit man weiß, dass man ausziehen muss, habe man sich viele Immobilien angesehen, doch keine passende gefunden. Entweder sei die Miete zu hoch, die Anbindung an den ÖPNV nicht gut oder die Immobilie an einem nicht gut beleuchteten Standort und damit in einem Angstraum. Bis Ende März 2015 statt ursprünglich bis zum Ende dieses Jahres darf die Frauenberatungsstelle ihre Räumlichkeiten an der Ackerstraße behalten. Das habe der Investor versprochen, sagt Inderfurth. Damit habe man noch viel Zeit, um sich eine geeignete Unterkunft zu suchen. Das Theater Flin, das auch in dem Hinterhof in Flingern beheimatet ist, hat schon einen neuen Standort gefunden: Im Frühjahr soll im Haus Marx an der Ludenberger Straße das "KaBARettFlin" seinen Betrieb aufnehmen.

Mani Kianzad wäre gerne an der Ackerstraße geblieben. Dass bald endgültig Schluss ist und er sich von seinen langjährigen Mitarbeitern und Gästen verabschieden muss, findet er schade. Seine Mitarbeiter konnte er inzwischen an andere Gastronomiebetriebe vermitteln. Das sei für ihn wichtig gewesen. Wie es für ihn selber weitergeht? Mittlerweile sei neues Projekt in Planung, sagt Kianzad, ein Gastronomiebetrieb mit Veranstaltungscharakter auf mehr als 600 Quadratmetern - allerdings außerhalb Düsseldorfs. In den vergangenen Jahren hatte Kianzad Weichen dafür gestellt, dass es für ihn auch nach dem Ende der Trinkhalle weitergehen kann. Er ist in der Abschluss-Phase seines Master-Studiums, vorher hatte er den Tourismus-Betriebswirt gemacht und eine Ausbildung zum Hotelkaufmann absolviert.

(RP)
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