Diskussion um Höherweg-Sperrungen "Es gibt keine einfachen Lösungen"

Flingern · An der Mobilen Redaktion trafen Befürworter der Höherweg-Sperrung auf Gegner. Alle forderten ein neues Verkehrskonzept. Klar ist: Es gibt keine einfachen Lösungen.

 Zahlreiche Anwohner waren an den Höherweg zur Mobilen Redaktion gekommen, um ihre Erfahrungen zu diskutieren.

Zahlreiche Anwohner waren an den Höherweg zur Mobilen Redaktion gekommen, um ihre Erfahrungen zu diskutieren.

Foto: Andreas Endermann

Für Rudolf Mayer ist die Sache klar. Der Höherweg muss weiter gesperrt bleiben. Vielmehr muss er wieder gesperrt werden, denn gerade gestern wurde die Sperrung nach drei Monaten, in der sie lediglich ein Experiment war, aufgehoben. Nun geht es an die Auswertung. Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post zeigte sich: Es gibt keine einfachen Lösungen, einig waren sich alle, dass zu viele Autos zu schnell und zu laut in die Innenstadt wollen.

Für Mayer hat sich viel im Quartier geändert. "Der Parkdruck ist deutlich niedriger. Außerdem ist die Belastung durch Lärm viel geringer. Es gibt weniger Geschwindigkeitsübertretungen und die Zahl der aggressiven Autofahrer hat deutlich abgenommen." Mayer sieht wohl das Problem auf der anderen Seite der Kettwiger Straße, doch dort sei schließlich kein Wohngebiet. Viele Anwohner des Quartiers teilten seine Auffassung, so etwa auch Helmut Jungjohann, der sich die Sperrung als dauerhafte Einrichtung wünscht und eine "deutliche Steigerung der Lebensqualität" wahrnimmt.

Jürgen Wiener sieht den großen Gewinn nicht. Alleine schon, weil sich in der Zeit des Experiments nur wenige an die Regelung gehalten hätten und stattdessen trotzdem über den Höherweg gefahren sind. Für Wiener, der in der Ruhtalstraße wohnt, liegt das Problem im fehlenden Verkehrskonzept. Für die tausenden Pendler, die täglich in die Innenstadt kommen, müsste es bessere Angebote des öffentlichen Nahverkehrs geben. Auch vermisst er die von der Stadtspitze immer wieder angepriesene Verbesserung des Radverkehrs. "Wo sind denn die neuen Radwege? Wo bleiben denn die angekündigten Verbesserungen?", fragt er.

Besonders viele beklagen, dass große Lkws durch das Wohngebiet fahren, obwohl es für Fahrzeuge, die mehr als 2,8 Tonnen wiegen, gesperrt ist. Die Müllwagen der Awista etwa führen Kolonne durch die Straßen, um zu ihren Touren zu kommen, sagt Heide Schimmerling. Sie wünscht sich mehr Kontrollen. Eva Weiß, Anwohnerin der Straße An der Icklack, sieht den Versuch als gescheitert an. "Mich behindert er eher, da ich unnötige Umwege in Kauf nehmen muss." Würde es nicht helfen, die Durchfahrt nur für Lkws zu sperren, fragt sie.

Auch Stefan Hutmacher sieht die Regelung der Sperrung als gut an, würde sich aber eine Einbahnstraßenregelung eher wünschen, die auf der einen Seite den Anwohnerverkehr zulässt, auf der anderen Seite aber den Durchgangsverkehr aus dem Wohngebiet hält. "Die Pendler müssen lernen, dass hier kein Durchkommen ist", sagt er.

Stefan Schultz hat keine Verbesserung der Situation feststellen können. "Obwohl meine Wohnung unweit der Albertstraße liegt, konnte ich in Sachen Lärmbelästigung keine Vorteile erkennen. Im Gegenteil. Dadurch, dass die Einfahrt gesperrt ist, bin ich gezwungen, mit dem Auto einen Umweg zu nehmen, um zu meinem Tiefgaragenplatz am Höherweg zu kommen." Durch solche zusätzlichen Wege werde das Problem nur verlagert. Eine Sichtweise, die auch Achim Graf teilt. "Nur weil bei uns weniger Verkehr ist, heißt das ja nicht, dass der weg ist. Dann fahren die Leute eben über die Birkenstraße in die Stadt oder belasten zusätzlich den Lastring. Eine Verlagerung des Problems löst es noch nicht", meint Graf, der das Experiment nicht als Dauerlösung haben will, sondern bessere Konzepte der Stadt erwartet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort