Flingern Zockerhöhle wird Kaffeetraum

Flingern · Wettbüros und Cafés sind vielen Bürgern in den Stadtteilen ein Dorn im Auge. In Flingern bekämpft man sie und das ziemlich erfolgreich. Wie ein Beispiel am Dorotheenplatz zeigt.

 Babak Mehdionn in seinem Lokal am Dorotheenplatz. Sein Kaffee und die Kuchen seiner Frau setzen im Quartier einen neuen Standard.

Babak Mehdionn in seinem Lokal am Dorotheenplatz. Sein Kaffee und die Kuchen seiner Frau setzen im Quartier einen neuen Standard.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Mütter mit Kleinkindern statt junger Männer mit gehetztem Blick, der Duft von Kuchen statt schnellgerauchter Zigaretten und Menschen, die sich unterhalten, statt auf Bildschirme starren, voller Angst, eine Enttäuschung zu erleben. Sehr zum Positiven hat sich die Ecke Flurstraße/Dorotheenplatz geändert, seit Babak Mehdionn sein Café Kausal hier vor fünf Wochen eröffnet hat. Das Wettbüro, in dem er selbst vorher als Angestellter gearbeitet hat, ist Geschichte. Endlich, sagen die Anwohner, die demnächst auch noch von der Außenterrasse profitieren dürften, die das Kausal hier einrichten will. So könnte der Dorotheenplatz seinen Charakter als Schmuddelecke im Vorzeigequartier vielleicht auch ohne große Umbaumaßnahmen vollziehen. Das Wunder vom Dorotheenplatz? In greifbarer Nähe.

Ein Erfolg, den auch die Geschäftsleute und Stadtteilpolitiker auf ihre Fahnen schreiben dürfen. Denn nicht zuletzt ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass die Tage der Wettbüros am Dorotheenplatz und an der Birkenstraße gezählt sind. Als vor ein paar Jahren Stadtteilpolitiker und Händler in Flingern gegen Wettbüros in die Offensive gingen, war der Nutzen erst einmal gar nicht sichtbar. Schließlich konnte man lediglich den Bebauungsplan ändern, die bereits bestehenden Wettbüros allerdings hatten Bestandschutz. Nach und nach wurde den Menschen in Flingern, die Wettbüros ablehnten, aber klar, das Ergebnis der Bemühungen kann sich sehen lassen. So etwa am Dorotheenplatz, wo früher zwei dieser Geschäfte einen Standplatz hatten, mit flimmernden Fernsehern und einem eher fragwürdigen Publikum, das traurigerweise gerade zu Monatsbeginn sehr zahlreich war. Auch ein zweites Wettbüro hat inzwischen zugemacht, auch hier soll sich Gastronomie ansiedeln, es gibt auch schon einen Interessenten, der nach Besichtigung den Standort für gut erachtet. Die Verträge sollen nach Informationen der Rheinischen Post kurz vor der Unterzeichnung stehen.

Für Café-Betreiber Mehdionn, der tatkräftig von seiner Frau Mahsa Sadeghi unterstützt wird, erfüllt sich jedenfalls ein Traum. Sein Café wartet mit selbst gebackenem Kuchen (Käsekuchen mit karamellisierter Ananas) auf, mit Kaffee-Spezialitäten, die in der Gegend einen neuen Standard setzen, und kleinen Gerichten, denen man die Qualität und den Anspruch anmerkt. Auch die Einrichtung gehört zur Kategorie "neuer Lieblingsort", gemütlich, schick und bodenständig zugleich. Außerdem wird man kaum eine freundlichere Bedienung finden als Mehidonns Ehefrau, die neben ihrem Beruf im Geschäft des Mannes aushilft und auch für die Kuchen verantwortlich ist. "Es ist viel Arbeit, aber es macht auch sehr viel Spaß, gerade weil man den Menschen in der Gegend anmerkt, wie sehr sie sich über das Angebot freuen", sagt sie.

Dazu passt, dass auch ein Wettbüro, dass zunächst neu in der Birkenstraße eröffnet hatte, inzwischen von der Stadt wieder geschlossen wurde. Hier hat die Interessengemeinschaft ein wachsames Auge bewiesen. Zwar steht das Lokal nun leer, doch auch hier soll Leerstand-Management für eine neue Ansiedlung sorgen. Mit Glück genauso charmant wie zuletzt am Dorotheenplatz.

(RP)
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