Friedrichstadt Brause-Sause zum 15. Vereins-Geburtstag

Friedrichstadt · Mit Kirschkernweitspucken, einem Bobbycar-Rennen und viel Live-Musik hat der Kulturverein Metzgerei Schnitzel sein 15-jähriges Bestehen gefeiert. Das Vereinsheim "Brause" ist seit Jahren ein Treffpunkt für Nachwuchskünstler.

 Christopher Katzy (links) und Florian Hartmann hatten richtig Spaß beim Bobbycar-Wettrennen und gaben ordentlich Gas.

Christopher Katzy (links) und Florian Hartmann hatten richtig Spaß beim Bobbycar-Wettrennen und gaben ordentlich Gas.

Foto: anne orthen

Die Ziellinie ist schon in Sicht. Mimi gibt mit ihrem roten Bobbycar noch einmal so richtig Gas. Mit einem Bein kniet sie auf dem Gefährt, mit dem anderen versucht sie, immer wieder zu beschleunigen. Selbst als sie aus dem Tritt kommt und halb vom Fahrzeug rutscht, hechtet sie mit dem Lenkrad in der Hand weiter. Doch dann kommt der Sturz. Mimi liegt lachend auf dem Boden, während Jürgen auf den letzten Metern vorm Ziel noch vorbeizieht und das Rennen für sich entscheidet. Die Menge jubelt.

Das Bobbycar-Rennen war der Höhepunkt der großen "Brause-Sause" am Samstag. 20 Teilnehmer hatten sich für den Wettbewerb angemeldet, bei dem größtenteils Erwachsene wie Jürgen und Mimi gegeneinander antraten. "Mit so viel Zulauf hatten wir eigentlich gar nicht gerechnet", sagte Anna Popp vom Kulturverein Metzgerei Schnitzel kurz vor dem Start des Rennens. Doch der ausgefallene Wettbewerb traf wohl wie auch das Kirschkernweitspucken voll den Geschmack der Gäste.

Den Verein Metzgerei Schnitzel gibt es schon seit 15 Jahren. Gegründet wurde er, um die Künstler-Szene in der Stadt zu fördern und zu stärken. Der Verein organisiert regelmäßig Konzerte, Lesungen oder Slam-Abend in seinem kleinen Vereinsheim "Brause" in der Bilker Allee 233. Auch wenn der Raum in der alten Tankstelle nur 33 Quadratmeter groß ist, sind hier schon einige bekannte und weniger bekannte Künstler aufgetreten. Der Eintritt in der "Brause" kostet immer nur ein Lächeln.

Der ungewöhnliche Vereinsname hat nichts mit Fleisch zu tun. "Es heißt, dass der Name aus der Comic-Serie Tim und Struppi entlehnt wurde", so Anna Popp, die seit Kurzen im Vereinsvorstand ist. Auch der Name "Brause" hat seine ganz eigene Geschichte. "Die Gründer haben damals im Sperrmüll ein paar große Buchstaben gefunden, aus denen sie einen Namen machen wollten. Da war nur ,sauber' oder ,Brause' möglich", sagte Vorstandsmitglied André Janssen.

Mit dem Straßenfest am Samstag wollte der Verein aber nicht nur sein 15-jähriges Bestehen feiern. "Wir sind seit Ende letzten Jahres wieder schuldenfrei. Das ist auch ein Grund zur Freude", sagte Janssen. Da der Verein sich nur über Mitgliedsbeiträge und andere finanziellen Unterstützungen ablehnt, hatte er in der Vergangenheit oft Schwierigkeiten. "Das gehört jetzt aber zum Glück der Vergangenheit an", so Janssen.

Bei der "Brause-Sause" feierten nicht nur die derzeitigen 115 Vereinsmitglieder mit. Auch zahlreiche Anwohner kamen vorbei. Mareike Wiese war zum Beispiel eigentlich gerade auf dem Weg zum Einkaufen, als sie die Musik hörte und die große Giraffen-Hüpfburg an der Bilker Allee sah. "Ich bin einfach aus Neugier vorbeigekommen und finde das Fest hier richtig klasse", meinte die 20-jährige Studentin.

"Die Veranstaltung ist auch eine Art Nachbarschaftsfest", sagte Anna Popp. Sie freute es besonders, dass ein Ladeninhaber, der noch neu im Viertel ist, kurzerhand sein Geschäft schloss und vorbeikam. "Der Mann wollte einfach nur sehen, was hier los ist. Und er hat uns angeboten, aufzutreten, falls wir noch Musiker bräuchten."

Wie es in Zukunft mit der "Brause" weitergehen soll, wissen die Vereinsmitglieder noch nicht genau. "Unser Angebot ist auch immer abhängig von den Leuten, die gerade mitmachen", sagte Janssen. Im September übergeben die jetzigen "Brause"-Mitglieder in Sachen Programm aber an die Gründer. "Dann gibt es eine Woche voller Nostalgie."

(sdt)
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