Friedrichstadt Mein Nachbar, das Innenministerium

Friedrichstadt · Der Umzug des NRW-Ministeriums für Inneres und Kommunales an die Friedrichstraße ist komplett. Zur Eröffnung lud Innenminister Ralf Jäger ein. Die Meinungen der Besucher zum neuen Nachbarn sind geteilt.

 Anwohner wie Hermann Dreier (hier mit Enkelin Merle) sind gespannt auf das neue Nebeneinander in der Friedrichstadt.

Anwohner wie Hermann Dreier (hier mit Enkelin Merle) sind gespannt auf das neue Nebeneinander in der Friedrichstadt.

Foto: Endermann

Polizisten stehen vor der Tür und in der Lobby des ehemaligen Bankgebäudes. Ein Bild, das für Nachbarn und Stadtteilbewohner Friedrichstadt bald zur Normalität werden dürfte: In diesem Monat hat das NRW-Innenministerium seinen Sitz vom Hochhaus an der Rheinkniebrücke an die Friedrichstraße verlegt. Den Wachdienst übernehmen Polizisten, neue Kameras und Sicherheitseinrichtungen lassen schon von außen darauf schließen, dass es sich nicht mehr "nur" um eine Bank handelt. Das spüren auch die Nachbarn.

"Wir sind neu hier", sagte Landesinnenminister Ralf Jäger zu den etwa 100 Gästen des Eröffnungskonzertes des Polizeiorchesters NRW. "Und wenn man neu ist, stellt man sich erst einmal vor." Bei der Veranstaltung konnten sich Bürger über die Behörden und deren Aufgaben informieren, die sie von nun an direkt neben dem Kirchplatz wahrnehmen, und sich die neuen Räume des Ministeriums anschauen. Ein Signal für Transparenz und Öffentlichkeit, fand Besucher Johannes Waßmer. "Es ist gut, wenn ein Ministerium nicht irgendwo am Stadtrand im Grünen sitzt, sondern bürgernah ist." Außerdem sehe er es als "sinnvoll" an, das Gebäude nicht leerstehen zu lassen. Dennoch machte der 31-Jährige einen wichtigen Kritikpunkt direkt vor der Tür aus: "Es fühlt sich schon anders an, durch die Kameras an der Straße zu laufen." Auch dass der Verfassungsschutz NRW einen Platz in dem Gebäude seiner Nachbarschaft hat, war Waßmer neu. "Ich habe mich noch nicht genug damit beschäftigt und kann nicht sagen, wie sich der Stadtteil dadurch entwickeln wird", sagte Waßmer. Man müsse aber "seine Augen weit aufmachen".

Für Borries Bussche ist sein neuer staatlicher Nachbar vollkommen unbedenklich. "Das ist eine Behörde wie jede andere auch", sagte der Anwohner, der seit 25 Jahren an der Talstraße wohnt. Nach der Auflösung der WestLB habe er nicht die Empfindung gehabt, weniger Leute auf den Straßen in der Umgebung zu sehen. Über die 850 Mitarbeiter des Innenministeriums dürften sich die Geschäftsinhaber in Bilk und Friedrichstadt und die Markthändler auf und am Kirchplatz seiner Meinung nach aber trotzdem freuen.

"Anfangs war ich sehr skeptisch", sagte Hermann Dreier, der mit seiner Enkelin Merle die Eröffnungsveranstaltung am Samstag besuchte. Die zusätzlichen Sicherheitsanlagen im Hof und am Gebäude hätten ihn zunächst verunsichert. "Überall die Kameras, wir haben gedacht, die schauen uns jetzt überall rein", sagte der 77-Jährige, der in einer Wohnung an der Talstraße lebt. Nachdem er sich aber mehr mit dem Umzug des Ministeriums auseinandergesetzt habe, hätten sich seine Befürchtungen zerstreut. "Das Leben für die Leute hier wird sich dadurch nicht verändern", sagte Dreier. Vor dem Umzug sei es ihm zufolge durch fehlende Nachmieter um das WestLB-Gebäude "ziemlich still" gewesen. "Man hat gemerkt, es fehlen Leute." Auch Dreier hofft nun, dass die neuen Beschäftigten den Stadtteilhändlern zu einem Aufschwung verhelfen.

(bur)
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