Friedrichstadt Rumhängen mit Sinn

Friedrichstadt · Der Kunstverein Metzgerei Schnitzel organisiert Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Mottoabende - und das alles aus einer alten Tankstelle heraus.

 Anna Popp (34) und Julian Meurer (36) engagieren sich im Vorstand des Kunstvereins Metzgerei Schnitzel für mehr Kunst und Kultur in der Stadt.

Anna Popp (34) und Julian Meurer (36) engagieren sich im Vorstand des Kunstvereins Metzgerei Schnitzel für mehr Kunst und Kultur in der Stadt.

Foto: Andreas Bretz

Häufig kommt man sich hier sehr nah. Besonders dann, wenn in der "Brause", dem Vereinsheim des Kunstvereins Metzgerei Schnitzel und beheimatet in einer ehemaligen Tankstelle an der Bilker Allee 233, die alljährlich stattfindenden Highlights angeboten werden. Die Faschingsfeier am Karnevalssonntag mit dem Titel "Helau de Raupe" etwa, oder die Teilnahme an der stadtweiten Kunstaktion "Nacht der Museen". Seit mittlerweile drei Jahren erfreut sich auch der alternative "St. Martys-Umzug" großer Beliebtheit. Dazu, aber auch zu vielen anderen Anlässen, werden Platten aufgelegt und ein Grillteam versorgt die Gäste kulinarisch.

Dass man dort eng zusammenrückt, liege einerseits sicherlich an der tatsächlichen Größe des Vereinsheims, sagt Julian Meurer (36), seit 2014 im Vorstand des Kunstvereins. Das sei nämlich nur 33 Quadratmeter groß. Die Toilette inbegriffen. Andererseits aber sind sich die derzeit rund 120 Mitglieder des Vereins auch einig in der Vorstellung, gemeinsam alternative Kunst und Kultur schaffen zu wollen. Das verbindet: "In unserem Verein ist jeder explizit dazu aufgerufen, das Programm aktiv mitzugestalten", erklärt Anna Popp (34). Man könne diesen Raum unproblematisch für die Umsetzung der eigenen Ideen nutzen, sagt die Studentin der Kunstgeschichte, die neben ihrer Tätigkeit im Vorstand auch die bis zu acht Ausstellungen im Jahr organisiert. "Davon lebt unser Verein."

Ins Leben gerufen wurde der schon im August 2001. Damals sollte vor allem für junge Künstler und Musiker die Möglichkeit geschaffen werden, eine unkommerzielle und kritische Haltung gegenüber dem öffentlichen Kulturbetrieb in die Tat umzusetzen und freie Kunst zu betreiben. Anderen Maßstäben als den eigenen verpflichtet zu sein, lehnten die Gründungsmitglieder ab. Und so wurden neben Konzerten bereits damals neue und innovative Ausstellungen und Projekte vornehmlich aus den eigenen Reihen konzipiert, um auch unterrepräsentierte Künstler und deren Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit zeigen zu können.

Erhalten hat sich bis heute die Idee, einen niederschwelligen Zugang zu Kunst zu schaffen. "Egal zu welcher Aktion - der Eintritt kostet bei uns nur ein Lächeln", so Meurer. Realisiert wird dies neben der ehrenamtlichen Mitarbeit aller Vereinsmitglieder und des Vorstands seit drei Jahren auch über eine Bezuschussung. So wird neben der Sparte Kunst auch der Bereich Musik aus Mitteln des Kulturhaushalts der Stadt gefördert, um die Kunstausstellungen und bis zu 40 Konzerte pro Jahr organisieren, und zu einem Teil auch finanzieren zu können. Und auch politisches Engagement wird im Verein gelebt: So reisen die Mitglieder Birthe Meier-Ewert und Brigitte Hentschel im April nach Kambodscha und besuchen dort die englische Schule des Vereins Krass, ein ebenfalls Düsseldorfer Verein, der vor allem sozioökonomisch benachteiligte Kinder und Jugendliche auf den verschiedenen Ebenen ihres Weges unterstützt. Im Vorfeld findet dazu eine Kunstaktion in der Brause statt, bei der Blanko-Postkarten gestaltet und Fotos der Künstler mit ihren Karten erstellt werden. Zudem soll ein Handgepäck-Koffer aufgestellt werden, in den Geschenke für die Kinder gelegt werden können. Die Karten sowie der Koffer reisen dann mit an den Zielort Meanchey, wo die Kinder Antwort-Karten bemalen können. Im Juni sollen die Ergebnisse dann in einer Ausstellung in Düsseldorf gezeigt werden.

(RP)
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