Garath Abbau des Kirchturms hat begonnen

Garath · Gestern wurde begonnen, Betonstücke aus dem 30 Meter hohen Turm zu sägen. Am Dienstag wird dort nichts mehr an die Hoffnungskirche erinnern. Im Juni beginnt der Bau des Hildegardisheims der Caritas.

 Katharina Resch lebt seit zwei Jahren im Hildegardisheim. Gemeinsam mit Betreuungsassistentin Ingrid Schimmeyer verfolgte die 73-Jährige den Beginn der Abbrucharbeiten am Turm.

Katharina Resch lebt seit zwei Jahren im Hildegardisheim. Gemeinsam mit Betreuungsassistentin Ingrid Schimmeyer verfolgte die 73-Jährige den Beginn der Abbrucharbeiten am Turm.

Foto: Röhrig

Seit zwei Jahren lebt Katharina Resch im Hildegardisheim der Caritas in Garath Süd-West. Ihren Kindern zuliebe, die hier in der Nähe leben, hat sie ihre Heimat Wittlaer verlassen. Aus ihrem Zimmer im Seniorenheim schaute die 73-Jährige bislang genau auf die Spitze des Kirchturms der früheren Hoffnungskirche. Sehr oft, erzählt sie, habe sie den Vögeln zugeschaut, die um den Turm kreisten. In Funktion hat Katharina Resch aber weder Kirche noch Kirchturm erleben können.

 Architekt Markus

Architekt Markus

Foto: Anne Orthen

2011 wurde die Kirche der evangelischen Gemeinde entwidmet, das Gelände 2016 an die Caritas verkauft. Die errichtet dort einen Neubau für ihr Altenheim. Denn das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, Mitte der 1960er Jahre von Stararchitekt Gottfried Böhm gebaut, war zwar damals architektonisch sogar seiner Zeit voraus. Doch den heutigen gesetzlichen Vorgaben für Altenheime entspricht das Gebäude mitnichten. Im Neubau wird dann jeder Bewohner ein eigenes Zimmer haben, samt Blick in den Garten.

 Die obere Hälfte des Turms soll Stück für Stück abgetragen werden. Per Kreissäge wurde die erste Platte herausgeschnitten.

Die obere Hälfte des Turms soll Stück für Stück abgetragen werden. Per Kreissäge wurde die erste Platte herausgeschnitten.

Foto: Röhrig

Und so hatte Katharina Resch gestern Morgen alles andere als wehmütige Gedanken, alsdas erste Stück Beton ganz oben aus dem Turm herausgesägt und mit Hilfe eines Kranes nach unten befördert wurde. Anderthalb Stunden dauerte das; und obwohl es von unten nicht allzu viel zu sehen gab, blieben die 73-Jährige und Betreuungsassistentin Ingrid Schimmeyer so lange vor Ort, bis Vollzug gemeldet wurde. Stück für Stück wird der Turm nun abgetragen, aber nur bis ungefähr zur Hälfte. Die letzten 15 Meter knabbert dann bildlich gesprochen ein Bagger, ein so genannter Longfront, die Platten Stück für Stück ab. Bereits am kommenden Dienstag wird der Kirchturm dem Erdboden gleichgemacht sein; so sieht es der Zeitplan aktuell vor. Das Ende einer Geschichte, die mit der Grundsteinlegung am 12. Juni 1966 begann.

Während mancher alter Garather beim Anblick der Abbrucharbeiten das eine oder andere Tränchen nicht ganz verkneifen konnte, freut sich Katharina Resch jetzt schon auf den Umzug aus dem alten in das neue Heim: "Bei uns drüben wohnt man schon beengt." Vor allem mit einem Rollstuhl, auf den sie angewiesen ist, ist nicht gut durch die engen Gänge zu fahren.

Bereits im Herbst nächsten Jahres soll das neue Hildegardisheim fertiggestellt sein. Bislang sei man gut im Zeitplan, hieß es gestern auf der Baustelle. Auch Architekt Markus Schmale hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich vorbeizukommen. Ihm gefällt, dass mit der Caritas wieder ein kirchlicher Träger, wenn auch von der anderen Konfession, auf dem Gelände baut. So wehe weiter der Geist Gottes durch das Viertel, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Das neue Hildegardisheim hat Schmale mit viel Glas geplant, so soll es sich in das Quartier und zu den dort lebenden Menschen hin öffnen. Ein Herzstück soll das Café werden, das nicht nur Bewohner und ihre Besucher nutzen sollen, sondern allen offen stehen wird. Eine neue Anlaufstelle nach dem Wegzug von Hell-Ga.

(rö)
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