Garath Bonhoeffer-Kirche feiert 50-Jähriges

Garath · Damals war es eine bunte, zusammengewürfelte Glaubensfamilie, und noch heute gibt es facettenreiche Gottesdienste.

 Gemeindepfarrer Carsten Hilbrans in der Garather Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, die durch ihre moderne, außergewöhnliche Architektur auffällt.

Gemeindepfarrer Carsten Hilbrans in der Garather Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, die durch ihre moderne, außergewöhnliche Architektur auffällt.

Foto: Olaf Staschik

Fast sieht es so aus, als symbolisiere die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Garath im dreifachen Sinn Standfestigkeit. Rein äußerlich, denn jeder einzelne Platz im Innenraum ist stabil mit einem Basaltsockel verbunden, Basaltstelen verankern Altar, Taufstein und Kanzel.

Standfestes Gottvertrauen zeigte der Namenspatron: Vor seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten betete der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarte ich getrost, was kommen mag, Gott ist bei uns am Morgen und am Abend..."

Das Presbyterium der Urdenbacher Kirchengemeinde, die damals noch für Garath zuständig war, wählte den Namen mit Bedacht als "ein Votum für die politische Relevanz christlichen Bekennens". 50. Geburtstag feiert das Gotteshaus in diesem Jahr - und das nicht nur an einem Tag, sondern noch über das Jahr verteilt mit vielen Veranstaltungen.

Im April 1964 wurde der Grundstein für die erste evangelische Kirche in Garath gelegt, im Juni 1965 wurde sie eingeweiht. Sie fand ihren Platz mitten im ersten Bauabschnitt des neuen Stadtteils. Viele Neu-Düsseldorfer - Kriegsflüchtlinge - aber auch Einheimische fanden in Zeiten der Wohnungsnot hier endlich eine Bleibe und eine neue geistliche Heimat. Damals brachte die bunte zusammengewürfelte Glaubensfamilie unterschiedliche Traditionen und Gebräuche mit. "Zuweilen rieb man sich und es gab Missverständnisse", erinnert sich der frühere Gemeindepfarrer Hans-Werner Grebenstein. "Damals galt es Türen zu öffnen, die fest verschlossen schienen. Heute stehen viele Türen weit offen." Die Enkel der ersten Garather Generation seien lange schon angekommen. Geschaffen wurde das moderne Bauwerk von den Düsseldorfer Architekten Hentrich + Petschnigg - auch berühmt für das Dreischeibenhaus in der Stadtmitte. "Manche Leute fragen tatsächlich, wo ist denn hier die Kirche", scherzt der jetzige Gemeindepfarrer Carsten Hilbrans über die zurückhaltende Architektur.

Der Volksmund "erfand" für den achteckigen Bau mit überlappenden Wänden und dem freistehenden Glockenturm den Namen "Kaffeemühle". Anregung dazu bot die zeltförmige Dachstruktur, die im Innenraum ihre eindrucksvolle Wirkung entfaltet.

Unter der hohen, lichten Kuppel richten sich 300 Sitzplätze halbrund auf den Altar aus. "Selbst wenn wenige Plätze besetzt sind, schafft das empfundene Nähe und Gemeinschaft", erklärt Hilbrans. Die Gemeinde sei immer schon bekannt für facettenreiche Gottesdienste. "Der klassisch geprägte Ablauf ist vielen nicht mehr vertraut", schildert Hilbrans. Er könne sich anstelle einer Predigt auch einen Taize-Gottesdienst vorstellen, der den Gesang ins Zentrum rückt, und eine noch aktivere Beteiligung der Gläubigen. Das sei ohnehin "typisch Garath": aktive Teilhabe und starkes ehrenamtliches Engagement.

"Die Kirche hat Leuchtturmfunktion" betont Carsten Hilbrans überzeugt und bezieht dies auf die 50-jährige Tradition und die aktuelle Situation der Protestanten in Garath. Zwei Gemeindezentren wurden inzwischen aufgegeben. So ist das später entstandene Martin-Luther-King-Haus geschlossen und die Hoffnungskirche entwidmet. Ein Verkauf ist noch nicht vollzogen. Das erste und inzwischen einzige evangelische Gotteshaus trotzt dem Wandel - standfest.

(RP)
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